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0166 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 166 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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154   Hedin, Reisen in Zentralasien.

fallen. Im Jahre 1761 gab es unter dem Statthalter Schu-Wön-Siang-Kung zwei Stämme am Lop-Nur (nämlich) : 1) Karakul und 2) Kara - Khodscho ; letzterer zerfiel wieder in 5 kleine Teile. Da aber der eine Beg von Karakul schwer durch Vertrag zu binden wacr, wurden 3 weitere Begs angestellt, um das Volk zu beherrschen. Jährlich wurden geliefert 100 ha-schi-Flügel (türkisch gaz, kas = Gänse ?) und 9 Otterfelle (hailun = mongol. khalighon). Die Menschen essen kein Getreide und nähren sich von Fischen. [Das Siyü - wön - kien - lu 1) sagt : die Türken des Lop - Nur nähren sich von Fischen. Es kommen ihrer immer welche nach Kurle. Anderswohin wagen sie nicht zu gehen; denn in den Bergen längs der Ost-Grenze von Kurle sind 60 li K`u-thschö-ma (türkisch güdschlemeh = Hindernis ? , getschmeh = Übergang , vgl. götsche = Furt ?) und südlich stöfst (die Grenze) an den Lop-Nur und wird von ihm unter Wasser gesetzt.] Sie weben Zeug aus wildem Hanf, verwenden die Daunen von wilden Gänsen zu Pelzmatten und Federn von Wasservögeln zu Betten. Ihre Sprache ist nicht wie die der übrigen Türken. [Das Si 'I'hschui Ki Lio sagt : Im See ist ein Berg, welchen die Türken bewohnen, die Fische fangen und p`uhuang (Binsen - Staubfäden) pflücken zum Essen. Es gibt viele Leute, welche über 100 Jahre alt sind.] Zu ihrem Stamme gehören jetzt 208 Familien mit über 1260 Menschen männlichen und weiblichen Geschlechts unter 3 Begs vom fünften und 7 vom sechsten Range. Es ist eine anderweitige Verfügung getroffen, wodurch der Tribut jetzt nur 9 Otterfelle (tea) betragen soll, welche der Fürst (kün-wang) von Turfan jährlich durch Abgesandte entgegennehmen läfst. Der Weg geht von den beiden kung - thun (Arbeit - Niederlassungen von Soldaten ?) Ha - la (Regels Karagudscha ?) 30 li südlich von Turfan (Karagudscha , Kara-huotschou &c. ?) weiter nach Süden, dann über 5001i südwestlich an der Ostseite des grofsen K`u-mu-schi-Sees vorbei. [520 li nordöstlich von Kharaschar ist die Feste K`u-mu-Schi-a-k`i-ma, von der der See 240 li südlich liegt. Es ist ein kaiserlicher Weideplatz.] Weiter südlich tritt der Weg aus dem Gebirge. [Von Turfan bis zum Austritt aus den Bergen sind es sechs Tagereisen.] Auf der Südseite des Gebirges ist ebener Sand ohne Menschen. In weiteren drei Tagereisen kommt man an das nördliche Ufer eines kleinen Sees (nur) , zündet Feuer an und wartet, bis die Türken inmitten des Sees mit einem Flofse entgegenkommen. Der kleine See ist einige li breit. Am Südufer breitet sich sandiges Land weit aus wie ein Meer. Dichter Hanf (tschöng) und lru - t h u n g -Büsche 2) verbinden sich mit Wälder bildendem Bambus (tsing, tsien eine kleine Art Bambus ?). Das ist das nördliche Ufer des Lop -Nur. Der von den Türken eingezogene Tribut gelangt an den Befehlshaber der Truppen von Turfan. Nach Osten gelangt man nach Tun-Huang und Su-tschou. Die neue Landesbeschreibung (sin-tschi) sagt: Vom Khara - Nur im Gebiet von Scha-tschou gehe man gerade nach Westen und erreiche auf einem kleinen Richtewege den Lop - Nur; die Reise dauere nicht einen Monat. Das Schueiking-tschu (s. o.) sagt: Nach dem Si-yü-thschuan des Han-schu seien es vom P`u-thsang-hai (= Lop-nor) bis zum Yü-mön-yang-kwan über 1300 li."

Das Folgende handelt von dem Verschwinden des Wassers unter der Erde und der Verbindung mit dem Huang - ho.

So weit die Übersetzung des Herrn Karl Himly. Auf einige Ergebnissen und Schlufsfolgerungen , die daraus gezogen werden können, werde ich unten zurückkommen. Zuerst mufs ich jedoch meine Dankbarkeit aussprechen für Herrn Himlys grofse Freundlichkeit, mir Kopien der schwer zugänglichen Karte (Blätter 34 a 34 b und 35 a), welche zum Siyü-schuei-tao-ki gehören, zu senden. Darüber schreibt mir Herr Karl Himly :

»Es ist dabei zu bemerken, dafs Süden oben auf der Seite ist, dafs Grade der Länge und Breite auf der Karte fehlen, statt dessen aber eine Einteilung in gleichseitige Vierecke mit 100 li als Seitenmafs beliebt ist. Sollte nicht ein Versehen des Schreibers vorliegen, so scheint das ,Landgut` Korla (Kurie) früher weiter südlich gelegen zu haben, da der ,Flufs` nördlich von Korla fliefsen soll, was auf der Karte nicht zu sehen ist. Der Wortlaut ist hier rätselhaft. Die Karte läfst die von Norden kommenden Wasserläufe im Sande verrinnen und zeigt nur einen Tarim - Flufs. Erst rechnet man 40 +20 +100 li = über 1601i bis zum ,Flusse' von Yügur, dann 240 li bis zum Tarim-Flufs, woraus man auf mehrere Flufsläufe schliefsen könnte mit östlicher Richtung. Sie werden sehen, dais Kara-kul, Sadak-tu3) und Kara-khodscho schon 1722 Namen von Stämmen der Türken des Lop-nur waren. Zu der Stelle, die von dem Wege von Turfan nach dem Lop-Nur handelt, habe ich folgendes zu bemerken : Es scheint mir, dafs Uspenskij ,ör-kung-thun', die beiden (ör = zwei) Arbeit- (kung) Niederlassungen (thun), für einen Eigennamen genommen hat. Ha-la enthält augenscheinlich nur den Anfang des alten Namens von Turfan Ha-la-huo-tschou = Kara-kodscho oder so ähnlich. K`u-mu-schi ist bei einer früheren Gelegenheit als türkisches Wort für ‚Silber' erklärt. , Akma ` ist hier a-k`ö-ma, nicht a-k`i-mu, was anderswo = , hakim ` ist. Zu vergleichen ist akmak, fliefsen. Doch hat die Wu-tschang-Karte am Wege von Kharaschar nach Turfan einen K`u-mu-schi-a-kha-ma-thai, worin das a-kha-ma = Ahmed sein könnte. Die Lage ist etwa 42° 12' N. Br. , 27° 40' W. L. und offenbar den etwa 42° 50' N. Br. und 88° 8' Ö. L. v. Gr. entsprechend, auf denen sich Regels Kurmisch nach der Karte, T. 18 im Jahrgang 1881 der »Mitteilungen" befindet. — Ich möchte mir noch einige sprachliche Bemerkungen erlauben. 1) Tyai, vielleicht = westtürkisch tschai = osttürkisch , sai ` Flufs (steiniges Flufsbett). 2) Potai. Sollten das nicht kleine Befestigungen = p`ao-thai, Geschütz-Turm, Schanze sein ? 3) Semilaku-köll; vgl. mongol. , semerekü sich zerfasern, , semelekü `, auszupfen, ausfasern ? — Beiläufig fällt mir, wie überhaupt bei türkischen Orts-

  1. 1777, zuerst von Jakinth Bitschurin bearbeitet im Jahre 1829, später von Schott ?   K. H.

  2. Hu- t h u n g. T h u n g ist ein Ausdruck für allerlei Laubholz , namentlich Paulownia. Im 1. Hefte des Si-yü-schuei-tao-ki, S. 25a , wo der Verfasser vom Yarkand-Flusse spricht, verweist derselbe in einer Anmerkung auf seine Erläuterung zum Si-yü-tschuan des Han-schu, wo von der Gestalt des Hu-thung-Baumes die Rede sei. Der Vorsatz hu bedeutet den fremden Ursprung aus dem Westen. An der betreffenden Stelle (Ztschr. d. Ges. f. Erdk. Berlin, Bd. 17, S. 415) ist von einem Vorschlage, die Ufer mit hu-thung zu bebauen, die Rede. In den Wilstensalzthränen (kien-lei = Sodathräne) liegt vielleicht ein Wortspiel, da hu-thung-lei, hu-thungkien ein Harz liefernder Baum ist, dessen Harz viel als Heilmittel gebraucht wird , wie auch kien = Soda. Vielleicht ist aber überhaupt dort nicht die Soda der Wüste, sondern das Harz gemeint. Eine Abbildung

steht im San-sai-tsu-ye, dem japanisch-chinesischen Sachenwörterbuche, Heft 82, S. 29b.   K. H.

8) tu ist mongolische Endung der Eigenschaftwörter = türkisch li, lik.   K. H.