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0336 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 336 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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324   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Von Tsakha-tsak hatten wir am 26. Oktober beinahe 40 km nach NNO zum Tossunnor. Die Landschaft war sehr eigentümlich ; die nächsten Hügel bestanden aus einem äufserst weichen, lockern, porösen, ganz trockenen und sterilen Thongestein , fast wie Löfs aussehend. Eine wasserlose Erosionsfurche führt aufwärts zu einem unbedeutenden Pafs mit einem „obo", der aus zwei runden Steinscheiben besteht. Nördlich von diesem Pafs breitet sich eine wenig ausgedehnte Thonebene aus, so eben wie die Oberfläche eines ruhigen Sees, der gelbe Thon ist in kleine Kuchen zerborsten , die wie die Scherben eines Lehmkruges aussehen. Aus dem ebenen Boden erheben sich jedoch einige Thonhöhen , die an kleine Inseln erinnern. Es' ist dies ein abflufsloses Gebiet im Kleinen. Nur nach lokalen Regen soll sich bier ein sehr ephemerer See bilden. Die Gegend wird Säkhin-gadser genannt. Auf dem Weitermarsch folgen noch mehrere solcher kleinen Becken , welche durch Thonhügel voneinander geschieden sind. Nördlich des zweiten Beckens stand ein stark verwitterter, poröser, an der Oberfläche abgerundeter, feinkörniger , gelbrötlicher Sandstein an , jedoch hier und da in Scheiben und Dächern vorspringend und 9° nach 0 170° S einfallend. Im Laufe des Marsches trat er nur ein paarmal zu Tage. Auf diesem Sandstein sind die Thonschichten abgelagert und haben dieselbe Lage wie der Sandstein. Auch der Thon ist schieferig, so dafs hin und wieder Platten und Scheiben vorspringen. Die Lagerung ist sehr deutlich , und die Gebirgsseiten sehen wie gestreift aus. Von Regen , Bächeu und Winden sind diese Thonhügel in oft sehr phantastischer Weise modelliert worden. Von Tieren war keine Spur zu sehen , aber eigentümlicherweise sind Tamarisken und Saksaul nicht selten ; trockene Wurzeln und abgestorbene Stämme sind ebenso allgemein. Flugsand kommt vor, ist aber nirgends reichlich; nur an den Seiten der Tamariskenkegel bildet er ganz kleine Dünen. Durch den Sand wird bei Sturm der Pfad verwischt, und die Mongolen haben deshalb an kritischen Stellen Wegweiser aus Tamarisken- und Saksaulzweigen errichtet. An einigen Punkten lag an der Oberfläche des Bodens eine dünne Schicht von schwarzem Schieferschutt. Aus dem Boden treten hin und wieder flache Sandsteinschollen hervor. Die Tamarisken und der Saksaul wachsen auch hier oft auf Kegeln.

Wir hatten noch sechs kleine Pässe zu überschreiten ; einige von ihnen sind wegen ihrer Steilheit und des hier oben recht mächtig angehäuften Sandes ziemlich beschwerlich. Die Pässe liegen also in einem System von parallelen Kämmen oder Graten, die von WNW nach OSO streichen. Der letzte Kamin war niedrig und flach und bestand aus grobem , hartem Sand ohne festes Gestein ; er wurde Undur-kökö genannt. Die Aussicht nach N ist von hier aus sehr ausgedehnt. Der Pfad wendet sich über eine schwach gewellte, mit hartem, groben Sand bedeckte Wüste, nur selten kommt etwas Schutt vor. Nördlich einer unbedeutenden Erhebung des Bodens breitet sich wieder ein mit feinem Schlamm bedecktes trockenes Becken aus ; es heilst Mo-schackschick und wird nur nach Regen mit Wasser gefüllt. Stunde auf Stunde reiten wir durch diese äufserst öde Gegend, die nur selten von armseligen Tamarisken oder Steppenpflanzen etwas belebt wird ; Tiere fehlten aber ganz.

Endlich erreichten wir das Südufer des Tossuu-nor ; erst als wir uns in der unmittelbaren Nähe befanden, wurde die schöne, blaue Fläche des Sees sichtbar. Sein Becken liegt nämlich recht tief unter der allgemeinen Oberfläche des Bodens, und rings herum ist er

von terrassenähnlichen Thonhügeln umgeben , die steil gegen den See abfallen. Von hier geht der von Prschewalskij benutzte Weg aus. Auf dem eben beschriebenen Wege von Tengelik zum Tos

sun-nor sind vor mir Carey und Dalgleish gereist. Sie hielten sich westlich des Tossun-nor und Kurlyk-nor. Um jetzt zu untersuchen, in welchem Zusammenhang diese beiden Seen miteinander stehen, entschlofs ich mich, dem Westufer des Tossun-nor zu folgen, um dann zwischen den beiden Seen nach Osten zu gehen.