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0141 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 141 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Neuere Forschungen in der Lop-nor-Gegend.   129

bekannt, spricht Marco Polo nur von der Wüste Lop und der Stadt Lop , aber nicht von einem See dieses Namens. Hätte er nur dies gethan , so wäre unser Problem viel ein-

facher gewesen, und wir hätten da für die letzten sechs Jahrhunderte wenigstens einen sicheren Anhaltepunkt bekommen, denn vermutlich lag doch diese Stadt nicht weit vom nördlichen Fufs des Astun-tag, wahrscheinlich eben dort, wo Prschewalskij die Ruinen einer alten Stadt fand. Damals breitete sich im Norden die Wüste aus, welche vor etwa

170 Jahren vom Tarim überschwemmt wurde, wodurch der neue Lop-nor gebildet wurde.

Wir haben gefunden, dafs der See sich auch im Laufe von nur 8 Jahren verkleinert. Hätte er sich vor 620 Jahren an derselben Stelle befunden wie heutzutage, so könnten wir voraussetzen, dafs seine Dimensionen höchst beachtenswert gewesen wären. Die Stadt Lop hätte dann zweifelsohne eben am Ufer dieses grofsen Sees gelegen, und Marco Polo hätte kaum seine physisch - geographische Lage mit den folgenden Worten bezeichnet : „Lop ist eine grofse Stadt am Rande der Wüste, welche die Wüste Lop heifst", wo es also besonders

hervorgehoben wird, dafs die Stadt am Rande einer Wüste und nicht eines Sees lag. Über den Kara-koschun sagt Prschewalskij mit Recht (S. 292), dafs dieser See eigentlich

nur ein ausgedehnter Schilfsumpf ist. Die Breite schätzte er in der Mitte auf 20 Werst, und dann sagt er : „Hier hört der Tarim auf, ein Flufs zu sein, aber bildet in nördöstlicher Richtung eine ausgedehnte Überschwemmung sehr seichten Wassers, überall mit mächtigem Schilf überwachsen. Durch Fragen erfuhren wir, dafs dieses Wasser stillstehend , von rötlicher Farbe und sehr salzig ist. In seiner westlichen Hälfte, wo der Lob-nor beständig durch den Tarim aufgefrischt wird, ist das Wasser vollkommen süfs."

Die Erscheinung, dafs nur ein Teil eines Sees süfs, sonst aber salzig ist, ist in Zentral-

Asien keine seltene. Es beruht dies natürlich immer auf derselben Ursache: nämlich das Ausmünden eines oder mehrerer Flüsse oder Bäche irgendwo am Ufer. Ein grofses Beispiel bietet das Kaspische Meer dar, wo der Salzgehalt vom Wolgadelta nach Süden immer steigt. So fand auch Prschewalskij auf seiner dritten Reise, dafs das Wasser am östlichen Ufer des kleinen Sees Baga-syrtyn-nor im nördlichen Tsajdam süfs war, während die westliche Hälfte salziges Wasser hatte und eine Kruste kristallisiertes Salz am Ufer zeigte. Vom PangongSee auf der Grenze zwischen Ladak und Tibet schreibt Oberst H. Trotter (J. R. G. S., Vol. XLVII, 1877, S. 91) : „Es ist eine sonderbare Thatsache, dafs das Wasser am östlichen Ende süfs und gut zum Trinken ist, während es am westlichen sehr salzig ist."

Von demselben See, welchen er Tsomognalari nennt, schreibt Hermann von Schiagint-

weit („Reisen in Indien und Hochasien", Band III, S. 163) : „Eigentümlich ist die Wahl des Namens Tsomognalari, da derselbe als ,Süfser (trinkbarer) See in den Bergen' mir interpretiert wurde . . . . Für den unteren See, der sogar zu den salzreichsten unter den gröfseren der tibetischen Seen gehört, trat mir diese Deutung zunächst als ein lucus a non lucendo überraschend entgegen. Sie ist wohl als eine Übertragung der Bezeichnung des oberen, trinkbaren Teiles auf dem ganzen See zu verstehen."

Von der damaligen Niederlassung Kara - koschun aus wurde, sagt Prschewalskij , die

Wassermenge allmählich immer kleiner, um endlich etwa 40 Werst weiter vollständig aufzuhören. „Vor 8 bis 10 Jahren, als die Wassermenge des betreffenden Sees gröfser war, erstreckte sich sein östliches Ende; nach Mitteilung der Einheimischen, in der Form eines schmalen (5 bis 7 Werst im Durchmesser) Keiles bedeutend weiter nach NO (nach dem Meridian des Baches Dschaskan-saj). Jetzt gibt es hier kein Wasser, das Schilf ist vertrocknet und von den Stürmen niedergeschlagen.” Die gröfste Tiefe gibt Prschewalskij jetzt zu 15 Fufs an. Dann heifst es: „Im allgemeinen war die Wassermenge des Lob-nor bei unserem gegenwärtigen Besuch des Sees beträchtlich geringer , als vor 8 Jahren. Dieses Fallen fing, nach Aussage der Einheimischen, etwa 5 Jahre, nachdem wir den See verlassen hatten, an und beruht natürlich auf der Abnahme der Wassermenge , welche vom Tarim mitgebracht wird. Und diese letzte Erscheinung erklären dieselben Einheimischen durch

Hedin, Reisen in Zentralasien.

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