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Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 |
328 Hedin, Reisen in Zentralasien.
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Auf der südlichen Koko-nor-Kette sind weder hervorragende Gipfel noch Schneefelder sichtbar; (lie höchsten Partien der Kette sind aber gewöhnlich durch niedrigere Vorgebirge verdeckt. Auch rechter Hand , im S, haben wir jetzt einen kleinen W-0 streichenden Gebirgsarm, wahrscheinlich die östliche Fortsetzung der Kette, die wir zwischen Bulungir-gol und Tossunnor überschritten hatten. Nun nähern wir uns dem kleinen Salzsee Khara- nor, der auch
von Rockhill besucht worden ist. An seinem Nordufer, an dem auch ein Weg führen soll, breitet sich ein Sandgürtel aus, der ziemlich weit am Gebirgsabhang hinaufsteigt. Der
nördlich davon stehende Teil des südlichen Koko - nor- Gebirges wurde mir Ulan - adergena genannt; dort sollen gute Weideplätze und Wasser vorhanden sein, und mehrere Mongolen-lager liegen in den Thälern zerstreut.
Der Khara-nor ist das Zentrum eines abflufslosen Beckens, scheint aber in dieser Jahreszeit gar kein Wasser zu empfangen. Wir folgen dem Südufer durch Dickichte von Tama-
risken und anderem Gebüsch, in dem Spuren von Bären zahlreich waren. Der Boden fällt
langsam zum See ab, wo der Ufergürtel ganz flach ist und aus salzbedecktem Schlamm besteht. Offenbar wird der See im Sommer beträchtlich gröfser. Das Wasser war herrlich
blau ; die Eisbildung hatte noch nicht angefangen, dieselbe geschieht wahrscheinlich wegen
des grofsen Salzgehaltes ziemlich spät. Einige von den südlichen Bergen kommende Betten waren ganz trocken; aus N sollen die gröfsten Zuflüsse ausmiinden, aber auch diese führen
nur nach Regen Wasser. Bei Kövvö-khuduk, „dem Uferbrunnen", lagerten wir. Das Wasser
war- aber so salzig, dafs ein neuer Brunnen gegraben werden mufste. Der See war sehr reich an verschiedenen Wasservögeln, und auf den Weideplätzen an den Ufern waren
Spuren von Kulanen nicht selten. Der Lagerplatz mit dem kleinen See ist an allen
Seiten , nur nicht im Westen , von Gebirgen umgeben ; im OSO öffnet sich jedoch ein breites Thal.
1. November. Wenig östlich vom Lager kreuzten wir das gröfste von S kommende Bett, welches sehr oberflächlich in den Thonboden eingeschnitten ist. Den See verlassen
wir bald darauf. Die Steppe setzt sich den ganzen Tag fort , Gras und Kamisch ver-
schwinden aber allmählich, Gebüsch ist ziemlich reichlich. Der Pfad führt nach OSO durch ein breites Thal, in dem jetzt auch rechter Hand eine nicht unbeträchtliche Gebirgskette sich
erhebt, von welcher nach mehreren Richtungen Ausläufer ausgeben. Unser Pfad vereinigt sich
mit dem am Nordfufse des Sees laufenden Weg. In der Mitte des Thales, welches übrigens mehr einem Zwischenraum zwischen zwei Ketten als einem wirklichen Erosionsthal ähnelt,
läuft ein ganz kleines trockenes Bett, mit welchem die zeitweiligen Regenrinnsale sich ver-
einigen. Der Boden besteht aus gelber, feiner Erde, nur selten mit Schutt gemengt. Die Gesteinsart war ein dunkelvioletter, 53° nach 0 160° S einfallender Schiefer. Der Pfad
läuft in der Mitte des Thales, welches gegen 0 allmählich enger wird ; endlich bildet es eine
ganz schmale Passage mit verhältnismäfsig niedrigen Klippen an beiden Seiten. Die Kette südlich unseres Weges wurde Sarlik - ula genannt, weiter östlich heifst sie Bajin - ula. Das
nördliche Gebirge, dem Süd-Koko-nor-System angehörig, nannte man Ketek-ula. Die südliche
Kette ist viel niedriger als die nördliche. Die enge Passage ist nur ein paar Kilometer lang, dann erweitert sie sich wieder. Von rechts kommt aus einem Thal des südlichen
Gebirges ein 15 m breites , 1 m tiefes , jetzt ganz trockenes Bett, welches Khara-scharuinkubb genannt wird. An seinem östlichen Ufer treten jedoch Süfswasserquellen zu Tage, die hier einen Sumpf bilden.
Der Hauptweg der Tadjinur-Mongolen nach Kum-bum und Si-ning-fu geht über Tengelik, Nomokhon-khoto , Schischin-köbbö , Schotogor, Suleto (mit dem Suluin - gol) , Sukhain - born, Dalan-turgun, Turun-buluk und Ussun-äkin, wo dieser Weg sich mit dem unsrigen vereinigt; dieser letztere wird Kurlukuin-halga genannt und von den Mongolen von Kurlyk-nor, Baga-und Jike - tsädum, Sertäug &c. benutzt. Der ersterwähnte Weg kreuzt nur einen kleinen Keil der Wüste; es gibt dort mehrere Mongolenniederlassungen, Wasser, Weideplätze und
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