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0233 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 233 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Der nördliche Masar-tag und Masar-alldi.   221

des Kaschgar-darja ausmündet. Dieser See heilst Tjong-köll, ist 3-4 m tief, im Winter

gefroren , wird im Frühling am kleinsten , wobei mehrere niedrige Schlamminseln entstehen , bis endlich das Hochwasser kommt , um ihn so grofs zu machen , dafs man einen ganzen Tag braucht , um ihn zu umreiten ; er soll sehr fischreich sein. In seiner Nähe finden sich die kleineren Seen Köll-ullug und Syssuk. Der gröfsere Arm des Jarkent-darja strömt dagegen direkt nach der Lop - Gegend. SW von Masar-tag liegt der Süfswassersee Schor-köll am linken Ufer des Jarkent-darja.

Auch südlich vom Jarkent-darja setzt sich der Masar-tag nach SO fort; allein der Teil

dieser kleinen Gebirgskette, welcher zwischen dem Kaschgar-darja und dein Jarkent-darja gelegen ist, soll der höchste sein. In der Gegend von Masar-alldi wurde die grofse Sandwüste Takla-makan genannt, sonst auch Dekken- dekka. Östlich von diesem Teile des Masar-tag erstreckt sich ein Sandgürtel, Sapp-kum genannt, mit recht bedeutenden sterilen Dünen, die in etwa 1 km Entfernung parallel dem Gebirgfufse laufen. Der Sandgürtel scheint ganz isoliert zu sein, östlich desselben liegt ein See und westlich ein Sumpf, der durch den kleinen JarkentArm Kodaj - darja gespeist wird und im Sommer beträchtlich wächst. Zwischen dem Sandgürtel und dem Masar-tag ist sonst der Boden hart, steinig und sehr vegetationsarm.

Der Pfad kreuzt endlich einen kleinen Ausläufer des Masar-tag, in dem wieder der röt-

liche, feinkörnige, feldspatführende Kalksandstein ansteht und zwar in der sehr deutlichen Lage 18° S 240° W. Es ist eine ziemlich isolierte Partie mit steilem Abfall nach W. Die Ostseite ist dagegen gröfstenteils mit Detritus bedeckt, welcher die Schichtköpfe des Kalksteins in Tafeln zu Tage treten läfst und im allgemeinen hier die Gebirgsseite schwarz streift. Der oben erwähnte Sumpf erstreckt sich bis zum Fufse des kleinen Berges ; eben bier scheint der Kodaj-darja teilweise mit dem Sumpf in Verbindung zu stehen ; der Gebirgsfufs war nämlich bis 4 m Höhe über den jetzigen Wasserstand kräftig auserodiert uiid fällt senkrecht zum Wasserspiegel ab. Der Sumpf ist reich an Schlamminseln, Kamisch und Uferlagunen, an seinem Ufer hatte der Kalksandstein die Lage 5° S 240° W. Die Hauptmasse des Kodaj-darja strömt dagegen östlich des Sapp-kum. Wo wir diesen Flufs erreichten, hatte er etwa 110m Breite und war mit schwachem, porösem Eis bedeckt, das nur an den Ufern eine schmale Rinne von offenem, trübem, kaum merkbar strömendem Wasser liefs, mit 1 Fufs Tiefe. In der Mitte des Bettes soll die Tiefe bedeutend sein. Ringsherum besteht der Boden aus feinem Sand und Alluvionen. Westlich der kleinen Gebirgspartie erstreckt sich ein anderer Ausläufer des Berges weiter nach Süden.

Von hier aus rechnet man 3 „potaj" bis zum Hauptflufs des Jarkent - darja ; aus dem

Wald an seinem Ufer holen die Dolonen Brennholz und Kamisch. Nach 4 Monaten, d. b. Ende Juni oder etwas später , kommt das Hochwasser, welches die beiden Flufsarme zu einer seeähnlichen Erweiterung ausdehnt, in deren Mitte nur ein schmaler Streifen trocknen Bodens übrig bleibt. Das Wasser steigt dann bis zum Gebirgsfufs, und die ganze Gegend wird überschwemmt. Das Hochwasser soll hier etwa zwei Monate dauern ; auf dem flachen, überschwemmten Gebiet ist die Strömung sehr langsam. Anfang oder Mitte April begeben sich die Dolonen von Masar-alldi nach dem rechten Ufer des Kodja-darja, wo sie sich 6 bis 7 Monate aufhalten und in provisorischen Kamischhütten wohnen, die natürlich nur an solchen Stellen aufgeführt werden, die vom Hochwasser unerreichbar sind. Sie sind also zur Hälfte Nomaden und nennen die Sommeraufenthaltsplätze „jejjliks". Von Maral-baschi begeben sich im Sommer die Dolonen nach dem Schor-köll, hauptsächlich an das Westufer.

Anstatt den Masar-tag im Süden zu umgehen , kreuzte ich ihn auf einem kleinen

Pfade, der uns nach Westen führte. Über eine niedrige Schwelle erreichen wir eine gewellte Ebene, die nach einem südlich vom Pfade gelegenen Sumpf abfällt und von mehreren divergierenden Furchen durchzogen ist , welche jetzt trocken, offenbar von zufälligen Regen gebildet sind und in den Sumpf ausmünden. Der Pfad wird dann ziemlich un-