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0084 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 84 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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72   • Hedin, Reisen in Zentralasien.

Tjinalga ist ein Dorf von 48 Höfen, Familien, und liegt am Endpunkt eines „arik". Der Frühjahrsweizen war schon gesäet, übrigens wird Mais, Gerste, etwas Reis, Melonen und andere Gartenprodukte gebaut. Im Winter fällt Schnee in sehr geringer Menge und bleibt nicht lange liegen. Die Regenzeit fällt in den Frühling und Sommer, obgleich auch da der Niederschlag sehr unbedeutend ist, aber um so mehr willkommen ; nur wird dadurch das Arikwasser etwas salzig gemacht. Von März bis Anfang Mai treten oft heftige Stürme aus NNW ein , seltener von S und SW. Auch im Frühsommer weht es,

obgleich schwächer.

  1.  März verliefsen wir Tjinalga und ritten über schwach gewellte Steppe mit spärlicher Vegetation nach Süden. In einer Stunde Entfernung vom Dorfe passierten wir Bulak („die Quelle), eine kleine offene Wasseransammlung, wo einige Weiden wachsen. Dann wird das Gelände ebener; der Boden ist hin und wieder von trockenen Furchen

kleinerer Regenbäche durchschnitten.   Links siebt man schwach das Gebirge, rechts
ist die Steppe dichter. Der Boden besteht teils aus feinem Staub , teils aus grobem Sand und Kies, stellenweise wachsen Tamarisken. Bei Jar-karaul treten sterile, harte Alluvialterrassen auf. Bisweilen ist der Thonboden völlig eben wie ein Wasserspiegel und leuchtet graugelb, vollkommen steril. Gerilghan ist ein kleiner, klarer und tiefer Ufersee am linken Ufer des Kontje•darja, an dem wir lagerten ; hier tritt wieder Vegetation auf, besonders Pappeln und Tamarisken. Die grofse Strafse Weg nach Dural verläuft westlich von unserem Wege; sie läuft von Tjinalga nach der Gegend Tjeggelik, wo der Kontje-darja auf einer Fähre passiert wird, dann nach Intjikke-darja, welcher in der Nähe seiner Mündung auf einer Brücke gekreuzt wird. Meine Wegweiser behaupteten, dieser Flufs münde nicht in den Tarim , sondern in einen See , Tjong-köll , ungefähr gegenüber Gerilghan ; dann geht der Weg durch die Gegend Jollbars-baschi nach Karaul, einem Dorfe von 20 Familien, an der scharfen Krümmung des Tarims nach Süden, und zwischen seinen zwei Armen, von denen der nördliche Eski-darja, der südliche Tjong-tarim genannt wird. Während der Hochwasserperiode soll der Eski-darja ungefähr dieselbe Gröfse haben, wie der Kontje-darja und eine Fähre ist nötig; während des niedrigen Wasserstandes kann man zu Pferd den Flufs kreuzen. Unterhalb Karaul vereinigen sich Eski-darja und Tjong-tarim. In der Nähe von Karaul liegt ein kleiner See, Kökmet-köll, der sehr fischreich sein soll.

  1.  März ritten wir weiter durch den Wald am Flufs entlang, dessen reines, klares Wasser lautlos durch das tief eingeschnittene Bett dahinströmt. Der Flufs ähnelt, wie Intjikke•darja und Tjajan, einem schmalen, tief eingeschnittenen Banal, und auch hier sind die Ufer mit Schilf bewachsen. Der Pappelwald folgt in einem schmalen Gürtel den Ufern ; wir verlassen ihn rechter Hand und gelangen wieder auf Tamariskensteppe. Nur in der Gegend Dung-utak passieren wir wieder einen schmalen Waldgürtel ; links verschwindet Kurruk-tag in der staubgemengten Luft. Bei Saj-tjekke erreichten wir wieder den Flufs, der hier so reich an Schilf ist, dafs nur in der Mitte eine schmale Rinne offenen Wassers sichtbar ist. Die Luft war still, und wegen des Staubnebels stieg die Insolation um 1 Uhr nachmittags nur auf 35,5° C. ; das Flufswasser hatte gleichzeitig 4,9° bei einer Lufttemperatur von 13,4° ; im kleinen Ufersee von Gerilghan hatte das stillstehende Wasser 6,6° um dieselbe Zeit des vorhergehenden Tages (14,5° Lufttemperatur). Eis gab es nirgends; das letzte war vor ungefähr einer Woche aufgegangen. Bemerkenswert ist, dafs das Flufswasser in dieser Jahreszeit ein wenig kälter ist, als in Korla, was wahrscheinlich darauf beruht, dafs es bei der Stadt direkter vom Bagrasch - köll kommt , wo das Eis, wegen seiner für die Stürme mehr blofsgeleg ten Lage , früher aufgeht , wogegen das Wasser unterhalb Korla im tiefen, geschützten Flufsbette noch hier und da Eisschollen passieren mufs und

dadurch abgekühlt wird.

Ende April soll das Wasser ganz beträchtlich sinken , aber auch dann soll der Flats wegen der tiefen, schmalen Form des Bettes nicht passierbar sein. Im August und Sep-

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