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0196 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 196 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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184   Hedin, Reisen in Zentralasien.

 

unten gelegenen in immer gröfseren Tiefen , sogar bis zu 55 „gulatsch" oder 96 m. Das Konglomeratbett wird mit anderen Worten nach N hin immer mächtiger, wobei wir jedoch

nicht vergessen dürfen, dafs es sich hier um ganz unbeträchtliche Strecken handelt, um ein

paar Kilometer , so dafs diese Lagerung des Konglomerats vielleicht nur eine lokale Erscheinung ist. Jeder Goldsucher ist der ausschliefsliche Eigentümer seiner Grube, und die

Grube trägt seinen Namen. Wieviel Gold z. B. in einem Jahre gewonnen wird , ist fast

unmöglich zu ermitteln ; denn die, welche etwas finden , erzählen es den anderen nicht, teils um nicht bestohlen zu werden , teils um ihren „kan" gegen unerlaubte Besuche zu

schützen. Man lebt mit einem Wort in einer Art Belagerungszustand und betrachtet seine

Nachbarn mit verdächtigen Augen. Wenn jemand mit besonderer Energie in seinem „kan" arbeitet, haben die Nachbarn Veranlassung zu der Annahme, dafs er guten Gewinn macht.

Es ereignet sich nach Aussage des Beks von Kapa nicht selten, dafs jemand an einem Tage

1 „nähr" Gold (= 25 sähr Silber = etwa 90 Mark) findet ; aber er hütet sich, es zu erzählen ; man erfährt es vielleicht eine Zeit lang später aus Kerija. Andere arbeiten Monate

lang ohne Erfolg, um dann mit einemmal in ein paar Tagen mehrere „nähr" zu gewinnen.

Anstatt weiter zu arbeiten, kehren sie -- durch ihren eigenen Reichtum geblendet — nach Kerija zurück, um dort, so lange das Gewonnene reicht, üppig zu leben ; wenn sie wieder

arm geworden sind, kehren sie nach Kapa zurück, und in dieser zwecklosen Weise geht

es immer weiter fort. Die sefshaften Bewohner Kapas arbeiten Winter und Sommer , die zufälligen Besucher aber nur im Sommer. Sie sagen , dafs es im Winter unten in den

tuschuks" warm und schön ist, im Sommer aber kalt; die Temperatur ist dort unten natürlich so gut wie konstant, im Vergleich mit dem Wechsel der Lufttemperatur wird aber die Täuschung hervorgerufen. Die „tuschuks" sind so niedrig, dafs man mit gebeugtem Rücken arbeiten mufs ; in liegender Stellung wird dagegen die Arbeit nicht betrieben. Zur Beleuchtung bedient man sich der Öllampen („tjirak").

Die Gruben von Arka-tag und Bokalik sollen im allgemeinen reicher sein; sie werden nicht wie „kann" gegraben , sondern es sind ganz oberflächliche und seichte Gräben wie

die Nephritgruben von Juruu - kasch. Allein die Reise dorthin ist beschwerlich und die Verproviantierung schwierig. In Bokalik kommt noch hinzu, dafs man sich leicht mit den dortigen Mongolen zankt.

Der „saj” von Kapa erstreckt sich von 0 175° S nach W 355° N, ist also fast gerade süd-nördlich. Der „kan" wird im Bette gegraben und die „tuschuks" parallel mit demselben. Wenn der „tuschuk" den Projektionsplan des Bettes überschreitet, so hört mit einemmal das Vorkommen von Gold auf; man mufs der Lage des Bettes genau folgen.

Das obenstehende Bild gibt einen flüchtigen Eindruck von der Orientierung. Man arbeitet vorzugsweise mit dem „ketmen" oder Spaten; das losgehauene Material wird in kleinen

Säcken („tobra") , die an einem langen Strick befestigt sind , hinaufbefördert. Zu diesem Zwecke befindet sich quer über der Mündung eine auf zwei Pfählen horizontal ruhende Holzrolle, auf welche der Strick aufgerollt wird.

Nachdem das lose Material aus dem „tuschuk" in dieser Weise auf die Erdoberfläche befördert worden ist, werden zuerst alle Steine weggeworfen und das feinere Bindemittel des Konglomerats auf einem Tuche ausgebreitet, wo es in Haufen liegen bleibt, bis es ganz trocken ist. An einem windigen Tage nimmt man dann diesen Sand und Staub nach und nach mit beiden Händen und läfst sie über einem anderen Tuch zwischen den Fingern zu Boden fallen ; das lockere Material wird vom Winde nach der Seite weggeführt ; die etwa vorhandenen Goldkörner fallen senkrecht zum Boden , um auf dem Tuche eingesammelt zu werden. In einem 92,5 m tiefen „kan” hatten 5 Mann in sechs Tagen nur einige kleine Körner gefunden, so dafs sie davon kaum ihr tägliches Auskommen bestreiten konnten. Um in die „tuschuks" zu gelangen, bedient man sich des Strickes und der in die Wände des „kans" verlaufenden Steinstücke.

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