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0335 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 335 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise durch Tsajdam und das Koko-nor-Gebiet.   323

Beckens, desto stärker. Diese Flufsarme gehören einem ganz andern Typus als der Tengelikgol an. Dieser war nämlich 4-5 m tief in den Boden eingeschnitten ; hier liegt dagegen

der Wasserspiegel nur ein paar Dezimeter unter der Oberfläche des Bodens. Unzweifelhaft vereinigen sich alle diese Arme weiter westlich und erreichen den See Hollussun - nor als gesammelter einziger Arm.

Noch etwas weiter nordöstlich lagen in einem trockenen Bett recht dicke Salzkuchen, und so auch in den zwei folgenden. Der letzte Arm war dagegen mit Wasser bis zu

0,6 m Tiefe gefüllt und breiter als die frühern ; das Wasser war aber vollkommen unbe-

weglich. Die Mongolen behaupteten, dieser Arm stamme nicht vom Gebirge, sondern würde aus kleinere Bächen gebildet und teilweise von einigen in der Nähe gelegenen Quellen ge-

speist. Doch waren die Spuren einer recht kräftigen Erosion deutlich. Dies war der letzte Arm, und dann ist die Wüste vollkommen wasserlos. An den Ufern wächst hin und wieder Kamisch, doch sehr licht und sporadisch, nur ein paar Arme waren absolut steril.

Zwischen den Flufsarmen war der Boden feucht und weich; doch nicht mehr, als dafs die Pferde ein paar Zentimeter einsanken. Er wird aber bald ganz trocken und ist

braungelber , salzreicher Thon; getrocknet und erstarrt, hart und spröde zerspringt er mit

einem klingenden Laut wie Ziegel. Er besteht aus einem Gewirr von Wülsten, kleinen körnigen Erhöhungen und Löchern ; offenbar ist er noch kürzlich feucht gewesen. Es sieht

aus, als ob, während der Boden noch nafs war, Gase von unten durchgedrungen sind, welche

Blasen gebildet haben, von denen die meisten dann zerborsten sind. Die Oberfläche dieser dünnen Blasen ist, wo sie noch erhalten, so hart , dafs sie gewöhnlich die Pferde trägt;

doch zerbricht sie zuweilen , so dafs das Reiten , obgleich die Löcher nur dezimetertief

sind , sehr unangenehm wird. Dafs hier in einer nicht besonders weit entfernten Zeit ein grofser Salzsee sich ausgebreitet hat, ist offenbar; seine letzte deutliche Grenze läuft da,

wo der Tamarisken- und Kamisebgürtel in die öde, sterile Wüste übergeht. Wegen der-

selben klimatischen Veränderungen wie in Ostturkestan hat sich dieser Binnensee allmählich verkleinert, um nur die kleinen isolierten Seen in den niedrigsten Teilen des grofsen Beckens

übrig zu lassen. Die von den Flüssen und Bächen mitgeführten Salze sind jedoch in dem

Schlammboden zurückgeblieben. Das Gelände ist im allgemeinen eben wie ein Seespiegel, nur selten kommen unbedeutende Einschnitte vor. Eine sehr eigentümliche Bildung, deren

Entstehung ich nicht erklären kann, war dagegen eine bis 8 m hohe Erhebung des Bodens, die wie ein Wall nach 0 und W, parallel mit den Flufsläufen , so weit das Auge reichte, sich erstreckte.

Endlich geht der Weg nach NNO, wo die nächsten Hügel immer deutlicher werden; jenseits derselben erheben sich höhere Gebirge, doch überall ohne Schnee. In der Nähe des Gebirgsfufses, wo wir lagerten, war der Boden wieder etwas feucht und hatte mehrere

trockene Betten , die offenbar von temporären Regenbächen herrührten. Die Gegend, die vollständig wasserlos ist, heilst Tsakha-tsak; wir batten ein paar Säcke Wasser mitnehmen müssen. Saksaul kam hier vor, jede Pflanze wuchs auf einem kleinen kuppelförmigen Hügel. Von unserm Lager aus sehen wir im W, ein wenig nach N , einen Streifen von kreideweifsem Salz , der sich , so weit man sehen kann , am Fufs der Hügel gegen W erstreckt;

dort sollen mehrere Salztümpel liegen , von denen ein paar sichtbar waren. Wenig nördlich davon sehen wir die äufsersten Ausläufer der Berge. Hollussun - nor wurde mir

als in S 245° W gelegen angegeben und zwar in einer Entfernung von fünf Tagereisen.

Zwischen Tsakha- tsak und dem See breitet sich eine ebensolche Wüste aus, wie wir sie bei Kharå • ussu passiert hatten. Auffallend ist es , dafs sich hier nirgends Flugsanddünen

gebildet haben — auch dies ist ein grofser Unterschied vom Tarim-Becken. Nur am südlichen Gebirgsrand hatten wir einen schmalen Sandgürtel gefunden. Wahrscheinlich ist die Trockenlegung des grofsen Binnensees eine so rezente Erscheinung, dafs der Flugsand sich hier noch nicht hat ansammeln können.

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