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0081 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 81 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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von Schah-jar nach Korla.   69

östlichen Arm ist die Maximaltiefe 1,15 m, die Strömungsgeschwindigkeit 1,25 m, die Breite 9,65 tn. Die Geschwindigkeit wird eben hier in beträchtlichem Grad gesteigert, weil das Wasser in den engen Stellen zusammengepresst wird ; oberhalb und unterhalb der Brücke ist der Flufs viel breiter und die Geschwindigkeit langsamer. Das Wasser war bis 1,13 m durchsichtig und die Temperatur 5,1° um 1 Uhr nachmittags.

Es befremdete mich , dafs die Balkenbrücke fast die Wasseroberfläche berührte; wir hatten ja noch Winter, in welcher Jahreszeit alle ostturkestanischen Flüsse am niedrigsten sind, ja manche von ihnen — wie der Khotan-darja — ganz und gar austrocknen. Ich mufste voraussetzen, dafs dieses Gesetz auch für den Kontje-darja gültig sei und dafs auch hier das Hochwasser im Sommer kommen müfste. Dafs aber hier andere hydrographische Verhältnisse vorherrschen, als bei den übrigen Flüssen des Landes, bewies schon die Brücke, die ja fast im Niveau mit dem Wasser lag. Es wurde mir auch ganz richtig mitgeteilt, dafs die Wasseroberfläche fast immer denselben Stand hat oder jedenfalls nur etwa 3 cm schwankt. Hierzu kommt noch, dafs der Flufs ungewöhnlich klares Wasser hat und dafs er direkt vom See Bagrasch-köll kommt, in den sich der mächtige Khaidu- oder Hädik-gol ergiefst. Der Kont.je-darja ist also nichts anderes als die Fortsetzung des Khaidu-gol, und der See, durch welchen er fliefst, mufs selbstverständlich einen hervorragenden Einhufs auf den Wasserstand ausüben.

Am 12. März ritt ich nach Kara-schahr. Am 9. März war das Eis des Khaidu-gol in Bewegung gekommen, so dafs die Mongolen eben ihre Prahmen ausgesetzt hatten, um Reisende zu befördern. Am 14. März war die Breite des Flusses 74 m, die gröfste Tiefe 1,63 m, die gröfste Geschwindigkeit 0,79 m und die Wassermenge 53,5 cbm in der Sekunde. Über das eigentümliche Verhältnis zwischen dem Kontje-darja und Khaidu-gol habe ich in meiner Reisebeschreibung berichtet.

An dieser Stelle war der Flufs jetzt ganz eisfrei, nur oberhalb und unterhalb derselben lagen Eisschollen. Das Eis bleibt gewöhnlich etwa 110 Tage so stark liegen , dafs es die „arabas" und Karawanen trägt. Ende Juni kommt das Hochwasser und macht den Flufs siebenmal breiter als jetzt. Das eigentliche Hochwasser strömt während eines Monats, der Flufs soll da kolossal und mit Schlamm gesättigt sein. Er sinkt nachher sehr schnell; im April und Mai soll er nur etwa 0,2 m niedriger sein als im März. Das Wasser hatte jetzt 2,8° Temperatur und war 0,16 m durchsichtig. Der Flufs soll sehr fischreich sein; die Mongolen fangen Fische, um sie nach Urumtschi zu verkaufen. In der Nähe der Stadt Kara-schahr gibt es im Flufs eine Insel mit einem mongolischen „obo".

Vom rechten Ufer des Khaidu - gol gehen von oben gerechnet folgende „ariken" aus: Jike - buka , Arghol , Dunte-chol und Terema-chol ; vom linken : Bedatji , Lo-cho , Schi-cho, 0-cho und S-cho , welche alle auf dem Wege nach Turfan gekreuzt werden. Bedatji ist also am weitesten von der Stadt entfernt. Sie strömen bis in die Nähe des Sees, wo einige von Dunganen und Chinesen bewohnte Dörfer gelegen sind und wo Ackerbau, hauptsächlich Weizen, betrieben wird.

Im Sommer, wenn das Hochwasser durch den Khaidu-gol oder , wie die Muselmanen sagen, Kara-schahr-darja strömt, ist dieses Wasser kalt und frisch, aber das Wasser, welches wenig unterhalb den See verläfst , ist erwärmt worden. Zwischen den beiden Mündungen kann man keine Strömung spüren , und vielleicht haben die Einheimischen nicht so ganz Unrecht , wenn sie behaupten , dafs das Khaidu - gol -Wasser sich nach dem östlichen Teil des Sees bewege, wo es einen langsamen Wirbel bildet und 5 bis 6 Jahre später die Mündung des Kontje-darja erreicht. Das Schilf in den seichten , westlichen Teilen des Sees bleibt auch meistens senkrecht stehen — bei ruhiger Luft —, in anderen Teilen des Sees, wo Strömung herrscht, biegt es sich. Bei starkem Wind soll der See in heftige Wellenbewegung geraten , und an solchen Tagen wagt sich niemand mit dem Boot hinaus. Es gibt nämlich hier eine ganze Menge Leute, die vom Schwanenfang leben. Sie begeben