National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0050 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 50 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000262
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

38   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Ruinen zu verschütten. Die Einwohner hatten jedoch Mufse genug, um sich nach Süden zu begeben. Wir finden noch mehrere Dörfer in den Oasen am Südrande des Tarimbeckens, die nächsten Nachbarn des am weitesten gegen Süden vorgedrungenen Sandes, die von

demselben Schicksal ernsthaft bedroht sind.

Ohne Zweifel breitet sich der Triebsand nach gewissen Gesetzen und Richtungen aus, getrieben durch die vorherrschenden Winde. Diese sind jedoch zu wenig bekannt , und (lie Nachrichten, welche von den Eingeborenen geliefert werden , sind nicht immer zuverlässig. Am unteren Jurun-kasch, von Iltji nach Tavek-kel, wurde mir überall gesagt, dafs Westwind vorherrschend sei. Aber auf meiner Reise von Tavek-kel nach dem Kerija-darja zeigte die Orientierung der Dünen, dafs sie vorwiegend vom Ostwind angetrieben waren. Dies kann natürlich nichts anderes beweisen , als dafs nur in der letzten Zeit, im Spätsommer oder Herbst, östliche Winde geherrscht hatten. Ani 25. Januar hatten wir den ersten, doch nicht besonders kräftigen Buran des Jahres, und zwar einen südwestlichen, der in 45 Minuten einen 1)ünenkamm 11,9 cm nach NO bewegte; als aber in der Nacht der Wind sich um 180° drehte, kehrte der Kamm in 9 Stunden 91 cm in entgegengesetzter Richtung zurück. Um aber die Komponente der verschiedenen Windrichtungen und des Bewegungsverlaufes der einzelnen Dünenindividuen zu finden, dazu gehören natürlich jahrelange Beobachtungsreihen, die uns nicht zu Gebote stehen. in Ordan-Padschah erzähltei, mir die Schejken, dafs die Dünen , welche die Häuser des Heiligengrabes bedrohen , sich

im Mittel pro Jahr etwa 4 ni vorwärts bewegen.   Am unteren Kerija- darja scheinen
nordöstliche Winde vorherrschend zu sein. Offenbar haben die verschiedenen Jahreszeiten ihre verschiedenen Windrichtungen. Das von mir heimgeführte Material wird von Dr. Nils Ekholm bearbeitet und veröffentlicht werden , und nachdem dieses Material gruppiert sein wird , wird man hoffentlich daraus gewisse Schlufsfolgerungen und Gesetze ableiten können.

Der Abschnitt zwischen Lager VI und VII führte wieder durch hohen, sterilen Sand. Die Dünen erreichten zuerst 15 m Höhe, und wir hatten hier acht nord-südliche „davanen" zu kreuzen. Die Spuren eines Fuchses deuteten jedoch darauf hin , dafs der Kerija-darja nicht weit entfernt sein konnte. Auch hier passierten wir einen Streifen (N-S) von Tamarisken, wie gewöhnlich auf Kegeln thronend und von ringförmigen Dünen umschlossen. Auf der östlichen Seite eines hoben „davans" war der Sand in einer von Süden nach Norden sich erstreckenden Depression verhältnismäfsig eben, niedrig und nur schwach gewellt; die Dünen erschienen hier wie in ebenen Sand eingebettet, und nur die Kämme waren sichtbar ; die Depression ähnelte einem ganz versandeten Flufsbett. Der letzte „davan" erreichte eine Höhe von 25 m ; auf der östlichen Seite erreichten wir jedoch noch eine lebende Tamariske , wo der gewöhnliche Brunnen gegraben wurde. Er führte durch schwach mit Staub gemischten Sand , der bis in die Nähe der Erdoberfläche feucht war; 0,85 m tief 5,01°; in 1,87 m Tiefe stand das Wasser mit 9,27°, verriet also die Nähe des Flusses.

Die letzte Tagereise durch diese Wüste führte insofern eine unerwartete Veränderung der Geländeverhältnisse herbei, als der Sand immer höher wurde ; wir batten neun „davane" zu kreuzen ; sie lagen parallel miteinander und folgten einander mit einer unglaublichen Regelmäfsigkeit; sie waren ganz steril, nur in den dazwischenliegenden Depressionen wuchsen sporadisch Tamarisken und Kamisch. Die steilen Seiten der Dünen lagen immer gen Westen oder Süden mit einem Fallwinkel von im Mittel 35°. Die zwei letzten „davane" hatten eine Höhe von 30 resp. 40 m. östlich vom letzten wurde die Vegetation mit einem Mal reichlicher, Spuren von Hasen, Füchsen, Antilopen wurden ganz allgemein. Die Luft war nach dem letzten Wind mit Staub gesättigt, und wir befanden uns nur 1 km vom Wald des Kerija - darja , als derselbe erst sichtbar wurde. Die östliche Dünenreihe fiel langsam gegen die nur 350 m breite Ufersteppe des Flusses, welche mit Kamisch dicht bewachsen war. Die Steppe war streckenweise durch Pappelwald unterbrochen.