National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0030 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 30 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000262
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

 

           
             
     

18

Hedin, Reisen in Zentralasien.

   
     

welche von den Eingeborenen selbst stammen, oft zu hoch, jedenfalls nicht zu klein angesetzt sind. Wie Sang-uja hat auch Pialma nur einen „jus-baschi".

Das Dorf zerfällt in fünf ,,kents", hier „mähälle" genannt, und diese sind , dem Wasserlauf folgend: Djajj-tasch, Lenger, Örtäng, Dosmet-lenger und Kovna-Pialma. Örtäng bedeutet Station und ist im allgemeinen der Teil eines Dorfes , wo die chinesischen Postbehörden wohnen und wo die Karawanseraien gelegen sind.

Djajj-tasch hat einen nmasar" : Jetti Kisslar Masar Khodjam.

Dieselben Getreidearten und Früchte wie in Sang-uja werden hier gebaut. In guten Jahren genügt die Ernte für den Bedarf des Dorfes ; gewöhnlich werden die Felder im Herbst besäet, aber wenn im Frühling kein Wasser kommt, geht die Ernte verloren; dies hatte sich eben das letzte Jahr ereignet, das Wasser hatte länger als gewöhnlich auf sich warten lassen, und die Gerste war schon verdorben. Im Herbst 1895 hatte man deshalb nicht gewagt, die Felder zu besäen, sondern man wartete damit bis Anfang März, wo der Boden aufzutauen anfängt. Das Fehlschlagen der Ernte ist für die Bewohner Pialmas sehr verhängnisvoll ; um Gerste zum Brotbedarf und zur Aussaat für das nächste Jahr zu bekommen, müssen sie nämlich ihr Vieh verkaufen ; selten jedoch folgen zwei unglückliche Jahre unmittelbar nacheinander.

Seine Bewässerung bekommt Pialma aus dem Dua-darja, einem kleinen hier ausmündenden Bache; dessen Quellen am Nordrande des Gebirges nur drei Tagereisen entfernt liegen ; der Bach wird nur von schmelzendem Schnee, nicht von beständigen Quellen gespeist; wenig oberhalb *des Dorfes zweigt sich der Bewässerungskanal ab. Wenn der Niederschlag sehr gering ist , genügt das Wasser im besten Fall nur für den Bedarf eines oder zweier der fünf „mähälles" ; kommt die Frühlingsflut schon im April , ist man sehr zufrieden, weil dann die Ernte gesichert ist. Die Aprilflut dauert gewöhnlich nur zehn Tage ; im Sommer strömt während dreier Monate fortwährend Wasser durch das Bett. Bei klarer Luft und heifsem Wetter wird die Wassermenge sehr grofs , bei bedecktem Himmel dagegen gering und unterbrochen. Auch wenn das Bett mit grofsen Wassermassen gefüllt ist, wird doch die Verbindung nicht abgeschnitten ; aber da das Wasser sehr trübe ist , mufs man einen „sutji" oder Wassermann verwenden, der die Furt kennt und die Karawane über das Bett führt. Von Ende Oktober liegt das Bett ganz trocken. Für den Wasserbedarf des Winters hat man mehrere „kölls" oder gegrabene Behälter, von denen besonders einer sehr ausgedehnt ist; sie werden im September gefüllt; jetzt waren sie mit schalenförmig konkaven Eisscheiben bedeckt, nachdem ein guter Teil des Wassers schon verbraucht war. Die Gegenden, die vom Oberlauf des Dua-darja durchströmt sind , sollen reich an „jejjlaks" (Weideplätze) sein, auf denen die Schaf- und Viehherden der „bajen" in Pialma und Sang-uja im Sommer weiden ; sefshafte Bewohner gibt es aber nicht. Vom Oberlauf des Flusses gelangt man über den Pafs Toppe-davan nach dem Thal von Kara-kasch, wo auch „jejjlaks" gelegen sind.

Von Pialma ist der grofse, sterile Sand drei Tagereisen entfernt ; die Wüste wird hier Ak-kum („der weifse Sand") genannt; der Name Takla-makan ist hier nicht im Gebrauch. Je weiter gegen Osten und je näher dem Khotan-darja, desto gröfser scheint die Entfernung bis zum Sande zu werden.

Die windige Periode fängt hier im Mai an und dauert bis September; man rechnet auf einen oder zwei starke Burane und mehrere schwache; der vorherrschende Wind ist westlich, Ostwind ist seltener ; von der Wüste oder vom Gebirge weht es so gut wie nie. Die heftigen Stürme beginnen gewöhnlich nach Sonnenuntergang. Ende September gelangt die Atmosphäre ins Gleichgewicht und bleibt im Winter ruhig. Die Regenzeit ist hier eine doppelte : Frühling und Herbst; aber die Niederschlagsmenge ist gering und unsicher. Die Frühlingsregen, die im besten Fall nur 4 bis 5 Tage andauern --- obgleich unterbrochen und unregelmäfsig —, sind für den Ackerbau sehr willkommen. Im Frühling 1895 regnete es sehr wenig, nur in einem „mäbälle" des Dorfes gelang deshalb die Weizenernte. In diesem Winter hatte es bis jetzt noch nicht geschneit.