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0046 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 46 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

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fällt der Abhang der Luvseite allmählich zum Fufs des steilen Abhanges der nächsten Düne.

Eigentümlich sind die oben oft erwähnten kegelförmigen Erhebungen , auf welchen die Tamarisken wachsen. Der Kegel wird durch die Wurzel der Tamarisken zusammengehalten , sie bilden sozusagen ein Skelett , welches dem Kegel eine gewisse Kraft gegen die Winderosion verleiht; an den Seiten des Kegels liegen abgestorbene Teile der Pflanze. Die Nachbardünen scheinen diese Kegel zu vermeiden und zu scheuen und bilden um den Kegel ringförmige Anhäufungen von Sand, die eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Somma haben. Gerade in der Vertiefung zwischen Kegel und Ringdüne ist es am besten, nach Wasser zu graben ; am Lager II stand das Grundwasser auf 2,41 m Tiefe, aber schon wenig unter der Oberfläche war der mit Thon gemengte Sand feucht ; der Boden war in geringer Tiefe gefroren; bei 0,1 m Tiefe — — 0,6° ; bei 2,41 m = -}- 12,22°, bei + 0,2° Lufttemperatur um 5 Uhr. Die Wurzeln der Tamarisken reichen natiirlich bis zum Grundwasser; die Pflanzen, welche jetzt braun und trocken waren, blühen jeden Friihling ; wenn aber der andringende Sand wächst oder der Abstand zwischen der Pflanze und dem Grundwasser so grofs wird , dafs die Wurzeln nicht bis zum Wasser reichen , stirbt dieselbe ab. Solche abgestorbenen Tamarisken findet man weit in die Wüste hinein.

Eine eigentümliche Thatsache, die ich in der Wüste bei mehreren Gelegenheiten bestätigt fand, ist die, dafs ein in der Nähe eines grol'sen Flusses --- Jarkent-darja, Khotandarja, Tarim, Kerija-darja — gegrabener Brunnen immer salzhaltiges Wasser liefert, wogegen es sich in einigen Tagereisen Entfernung vom Flusse, selbst im vollkommen sterilen Sandmeer, — wenn man es überhaupt erreicht -- als süfs wie Flufswasser erweist. So war auch bier am Lager II Glas Wasser salzig, doch konnte es von den Kamelen noch genossen werden. Als wir uns später vom unteren Kerija-darja nach dem Tarim begaben und in Ungewifsheit schwebten, wie weit dieser Flufs noch entfernt war, betrachteten meine eingeborenen Diener es als ein unzweideutiges Zeichen der Nähe des Flusses, als die Brunnen salzhaltiges Wasser zu liefern anfingen.

Auf der Strecke nach Lager III wurde die Vegetation allmählich spärlicher , doch kamen noch hier und da lebende Pappeln und Tamarisken vor; die längst abgestorbenen waren jedoch verhältnismäfsig zahlreicher. Was das Tierleben betrifft, sahen wir nur die Spuren von Füchsen, Antilopen, Hasen und eine Art Wühlmäuse. Die Längsrichtung der Dünen war hauptsächlich N—S mit dem Steilabfall nach W ; jedoch bemerkten wir hier eine Tendenz der Sanddünen, einander in zwei winkelrechten Systemen zu kreuzen. So lagen bisweilen die Dünen im 0 und W mit dem steilen Abhang gegen S oder SSW, welches für eine vielleicht zufällige nördliche Windrichtung spricht. In den Kreuzungspunkten entstehen pyramidenförmige Dünen von etwa 6 m Höhe; sonst waren noch die Dünen selten mehr als 5 m hoch. Am Lager erhielten wir Wasser in 1, s i in Tiefe ; es war besser als am Lager II , aber nicht ganz süfs. Der Brunnen , der auch hier an der Basis eines Tamariskenkegels gegraben wurde, führte durch fast reinen Sand. Die Eingeborenen sagen, dafs, je reiner und thonfreier der Sand ist, desto siifser das Wasser ist.