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0158 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 158 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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14(3   Iledin, Reisen in Zentralasien.

Nach dieser chinesischen Beschreibung scheinen freilich Stubendorff, Grigoriew und Koslow recht zu haben, allein ich bin jetzt nicht in der Lage, diesen Punkt der Lop-norFrage zu entscheiden. Soviel kann ich jedoch behaupten , dafs Frhr. v. Richthofen durch den Vergleich des neuen Materials von Koslow und mir, in seiner ersten Auffassung be-

stärkt und befestigt worden ist.   Er wird seine Ansichten später ausführlich darlegen
und schreibt mir eben (7./4. 1899) in einem Briefe: „Ich bin jetzt fester als jemals zuvor von der Richtigkeit Ihrer und meiner Ansicht überzeugt. Angesichts aller Thatsachen erscheint es mir völlig haltlos, den Khas-omo der chinesischen Karte mit dem Gass-See von Prjewalskij zu identifizieren. Da mufs man doch der chinesischen Karte Gewalt anthun, die sie nach meinen Erfahrungen nicht verdient. Dagegen liegt die Identifizierung von Kara-koschun und Kbas-nor völlig klar , sowie man das Ganze der Karte ins Auge fafst." Die relative Lage von Makhai Gobi, Serteng-nor, Dsookha, Dabusun-nor, Bulunggir-ghool und Ike Tsaidam ist verhältnismäfsig gut. Aber Khas-nor ist viel zu weit nach Norden verlegt, auf derselben Breite wie Khara-nur, obgleich dieser See in der That 2 Breitengrade nördlicher liegt als Gas. Betrachten wir aber das Lop - Gebiet für sich: Bostang - See (Bagrasch-köll), Khaidu-gol, Kuria, Tarim und Lob - nur , so sind auch hier die relativen Lagen verhältnismäfsig gut (denn, wie ich oben gezeigt habe , hatte der Lop-nor früher eine nördlichere Lage). Die beiden Gebiete scheinen unabhängig voneinander aufgenommen worden zu sein , und die Zusammenfügung derselben auf einer grofsen Karte scheint dem Kompilator grofse Schwierigkeiten bereitet zu haben. Es ist freilich auffallend , dafs zwischen dem Lop-nor und dem Khas-nor keine Gebirgskette, wie sonst überall auf der Karte, gezeichnet worden ist, aber der Name Nukitu-daban scheint doch deutlich die Gegenwart einer solchen zu bezeichnen , und in diesem Falle bezeichnet der kleine östlich davon gelegene Flufslauf einen von den Bächen, die noch heute von dem Astun-tag herabströmen. Dafs der Lop-nor bis zum Fufse des Astun-tag wanderte, setzten wir mit Niveauveränderungen und auch anderen Faktoren in Zusammenhang. In seiner früheren Lage befand sich der See fast gerade zwischen Kurruk-tag und Astun-tag, genau so wie auf der chinesischen Karte. Dais aber schon in der Zeit der Aufnahme dieser Karte der See nach Süden zu wandern strebte, wird angedeutet durch die Gegenwart der vier kleinen Seen im Süden des grofsen 1).

Der namenlose See der Wu-tschang-Karte, welchen v. Richthofen mit dem Kara-buran identifiziert hat, ist noch rätselhafter als der Khas-nor, und ich wage nicht, irgend welche bestimmte Ansicht darüber auszusprechen. Wahrscheinlich wird er einer der von Prschewalskij entdeckten nordtibetanischen Seen sein, dafür sprechen — worauf auch Koslow aufmerksam macht — die östlich davon gezeichneten Gebirge. Eben deshalb kann es , wie Koslow sagt, nicht das Seebecken sein, in welches sich der Tjertjen-darja ergofs vor seiner Vereinigung mit dem Tarim.

Wie unsicher und unzuverlässig die chinesische Karte auch sein mag, eins geht doch aus derselben mit absoluter Sicherheit hervor, und das ist, dafs sich der Tjertjen - darja damals nicht in den Lop - nor ergofs. Die Kompilatoren der Karte scheinen von diesem Flufs überhaupt keine Ahnung gehabt zu haben. Zwischen dem Kerija und dem Lop-nor

Wu-thschang-harte grofsenteils angegeben. Ebenso der nördliche. Die Ausgangsorte sind nur nicht ganz deutlich zu verstehen. Von K'ukuschakscha am Nordufer des Su-lö-Flusses geht es nach Baghan Olosu-tai, weiter westlich entsprechend dem Nordufer des (Khara-) ,nur` heifst es Suluthu (soll auf türkisch , Schilfhütte bedeuten); es liegt auf der Wu-thschang-Karte viel weiter westlich, von K'ukuschakscha im Osten über 100 weiter nach Westen geht es nach Okul , weiter westlich nach Ike -Dürbeidschin, noch weiter westlich nach Manitu, weiter westlich nach Obulun, noch weiter westlich nach Khuduk Ussu, noch weiter westlich nach Tschoni-Khuduk, weiter westlich nördlich vom Nukitu-ling nach Nalügei-khuduk, weiter westlich nach TanaiKhuduk, nach Temen-Ghaschou südlich vom Lop-nur, weiter südlich nach Baghan-Ghaschon. Uspenski meint,

die 800 li wären so zu verstehen, dafs der Verfasser die gerade Entfernung gerechnet hätte, ohne die Krüm-

mungen des Weges.   K.

1) S. „Nord-Tibet und Lob-nor-Gebiet" von Dr. Georg Wegener und Karl Himly. Zeitschr. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin. Bd. XXVIII, 1893.