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0222 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 222 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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210   Hedin, Reisen in Zentralasien.

kräftigen Windstöfsen aus verschiedenen Himmelsrichtungen. Die Berge im S waren wieder in dicke Wolken eingehüllt. Wir hatten deutlich gesehen, dafs die Regenwolken wenigstens in diesem Falle aus SW hergeführt wurden und von dem an der Erdoberfläche wehenden NO-Wind ganz unabhängig sind.

Das Dorf, bei welchem wir jetzt lagerten, hat eigentlich den Namen Schejkli-kenti. Dört Imam Sebulla (oder Sebihulla) ist der Name eines in der Nähe liegenden Masars; dieser Name wird jedoch im allgemeinen für das Dorf und für die ganze umliegende Gegend angewendet. Die vier Imams („dört imam") waren: Imam Nasreddin, Imam Ejneddin, Imam Suhureddin und Imam Kavameddin. In Scheikli-kenti wurste man von ihnen folgendes zu erzählen : Vor etwa tausend Jahren waren sie vom Lande im Westen, Maurannahr, bier angelangt, mit einer Armee von 140 000 Mann und 7700 Häuptlingen. Vor ihrer Ankunft hiefs diese Gegend Ak - tus - mausa und war von Mongolen bewohnt, während in Khotan Chinesen herrschten. Die Chinesen und Mongolen vereinigten ihre Kräfte und leisteten den Imams Widerstand , wurden aber vertrieben , worauf die Imams das ganze Land in Besitz nahmen. Es ist dies offenbar die Geschichte von der Eroberung Ostturkestans durch den Islam. Fast alle die Masare sowohl auf diesem Wege wie auch auf dem unteren Wege bis nach Nija haben etwas mit diesem mohammedanischen Kreuzzuge zu schaffen und bewahren noch die Namen von berühmten Häuptlingen, Mollahs und Imams, die während des Zuges gestorben sind. Von jedem Masar wird eine hierher gehörige Legende erzählt; diese sind aber mit vielen phantastischen Erfindungen vermengt und haben jedenfalls nicht viel Wert.

Schejkli-kenti bekommt sein Wasser aus dem Kasch-buja-darjasi. Der Oberlauf heifst

Ak-saj und teilt sich in drei Arme, von denen die zwei westlichen, Kasch-buja-darjasi und Lagar, sich wieder vereinigen , urn nach Damaku zu strömen ; der östliche Arm , Kara-su, geht über das kleine Dorf Kara-su , kreuzt eine Bodenschwelle und fliefst nach Kara-kir am unteren Wege. Es ist also eine Art Deltabildung schon wenig unterhalb des Austrittes aus dem Gebirge und sieht, roh gezeichnet, folgendermafsen aus:

Im Bette des Ak-saj kann man aus Schejkli-kenti

nur eine Tagereise stromauf sich begeben , denn bald wird jedes Vordringen durch unübersteigliche Klippen gehemmt. Wenig oberhalb des Dorfes gibt es dagegen 2 „ujlik" von Hirten , die je einige hundert Schafe be-

sitzen. Im Sommer treibt aufserdem ein „baj” aus Da-

h   d    maku 500 Schafe auf die Weide, kehrt aber im Herbst

et'    =   wieder zurück. Jaks werden hier gar nicht gehalten.

Ich hatte zuerst die Absicht gehabt, über Pulur

d

mich in das nördliche Tibet zu begeben , fand aber jetzt, dafs in dieser Richtung ein Vordringen durch die gewaltige Wassermenge des Kerija-darja unmöglich gemacht wurde. Pulur selbst wurde mir als auf einer Insel im Flusse gelegen beschrieben ; den linken Arm konnte man wohl passieren, nur nicht nach starkem Regen, der rechte Arm war aber jedenfalls unübersteig

lich. Nachdem ich mich also entschlossen hatte, nach Kirk-saj und Kapa zurückzukehren, um von dort in Nordtibet einzudringen , mufsten wir zuerst nach Kerija gehen , obgleich es natürlich viel näher gewesen wäre, den Gebirgsweg nach Sourgak zu nehmen. Aber, wie gesagt, der Kerija-darja war jetzt hier, wo sein Bett tief eingeschnitten und die Stromschnelligkeit bedeutend ist, unübersteiglich.

Die Gegend von Dört Imam Sebulla soll von 88 „ujlik" bewohnt sein und zwei „jusbaschis" haben. Nur Weizen, Gerste und Klee werden gebaut, nicht aber Mais Ende März oder Anfang April wird gesäet , im August geerntet. Das erste Schmelzwasser des

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