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0240 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 240 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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228   Hedin, Reisen in Zentralasien.

„dschigiten" oder Kurieren, welche die Post zwischen Jarkent und Maral-baschi (weiterhin Ak-su und Urumtji) befördern. Anfang April wird der Mais gesäet, Ende August oder Anfang September reift er ; der Weizen wird im Herbst gesäet. Nur fünf von den Familien haben Kühe und Schafe; Kamele werden in der Gegend gar nicht gehalten, und Kamelkarawanen sind sehr selten; dagegen sind Pferde- und Eselkarawanen allgemein, ebenso auch der Warentransport auf „arabas". Der Winter ist sehr kalt, es gibt aber Brennholz in Menge. Es schneit nur selten, und der in der Nacht gefallene Schnee verschwindet im Laufe des folgenden Tages; höchst selten wird der Schnee 10 cm hoch. Wenn die Winterkälte aufgehört hat, beginnen die Burane , die besonders im April und Mai kräftig sind, im Hochsommer aber seltener und schwächer werden; der vorherrschende Wind ist östlich. Um die Erntezeit fällt etwas Regen.

Jetzt befand sich das Dorf etwa 700 m vom Jarkent-darja entfernt ; in der Hochwasserperiode steigt aber der Flufs bis in die unmittelbare Nähe des Dorfes , das jedoch wegen seiner verhältnismäfsig hohen Lage (etwa 2 bis 3 m über dem Hochwasser) gegen Überschwemmungen immer geschützt bleibt. Vor zwei Jahren strömte der Flufs auch während des Niedrigwassers unmittelbar am Dorfe vorbei; er hat sich also ein wenig nach Osten verschoben. Ein fünzigjähriger Bewohner des Ala-ajgir erzählte mir, dafs schon in der Zeit seines Grofsvaters der Flufs östlich des Dorfes strömte , als Ala-ajgir dieselbe Lage gehabt hätte wie jetzt; die östliche Verschiebung scheint also periodisch oder schrittweise vor sich zu gehen. Jetzt war der Flufs unpassierbar, weil das Aufgehen des Eises eben die erste Hochwasserperiode des Frühlings verursachte. Es gibt jedoch 3 „potaj" weiter oben eine Fähre, welche das linke Ufer mit dem am rechten gelegenen Weg nach Jantaklik und Merket in Verbindung setzt. Anfang April kann man auch ohne Fähre an vielen Stellen den Flufs kreuzen.

Auf der Strecke von Ala-ajgir nach Sarik-bojar wächst hochstämmiger, schöner Pappelwald ; die ganzen Stämme der Bäume sind bis zum Boden von Zweigen und Parasiten bedeckt. Sarik - bojar ist von einem halben Dutzend kaschgarischer Familien bewohnt. Jenseits des Dorfes hört allmählich der Wald auf, der Boden ist dann mit Dickicht und Kamisch bewachsen. Der Weg führt nach SW und W S W. Nach einer Fahrt von 6 „potaj" haben wir links das Dorf Okkur, rechts das Dorf Jaren-patti, in etwa 2 km Entfernung vom Flusse. Der Boden ist oft sehr feucht , so dafs die Räder der „arabas" tief einsinken ; grofse Strecken des Landes werden auch bier alljährlich überschwemmt.

Der nächste „örtäng" und Kischlak, Mejnet, besteht aus 15 dolonischen Familien, die aus Jantaklik eingewandert sind ; nur zwei von diesen besitzen Vieh- und Schafherden, Auch hier wird der Mais Anfang April gesäet; Anfang September ist der „ak-konak" (weifser Mais) reif, Anfang Oktober der „kisil-konak" (roter Mais). Gartenbau gibt es nicht. Der vorherrschende Wind ist 0 und NO. Wenn während 4 Tagen „Maral-baschi-schamal" geweht hat , folgt ein schwacher „Jarkent-schamal" oder Wind aus Jarkent. Der erste Buran dieses Jahres war Mitte Februar eingetreten. Regen fällt im Juni und im Herbst. Im vorigen Jahre wurde der Weizen dadurch verdorben. Auf dieser Breite war schon das Eis aufgegangen, und nur ein wenig Treibeis kam noch vor; die Wassermenge war bedeutend und der Flufs ohne Fähre nicht passierbar. In der Hochwasserperiode ist der

Flufs hier 1/2 „potaj" breit.   Die Strömung soll so reifsend sein , dafs man während
20 Tagen im Juni und Juli den Flufs auch mit der Fähre nicht passieren kann. Die

Verbindung zwischen den beiden Ufern wird also eine Zeitlang unterbrochen.   Gleich-
zeitig ist gewöhnlich auch der Weg nach Ala-ajgir wegen Überschwemmungen unpassierbar. Solche Überschwemmungen sollen auch am rechten Ufer vorkommen , wo Wald , Dickicht und Kamisch allgemein sind. Hier strömt jetzt der Flufs in einem Bette und in weiten Mäandern. Wenn das Hochwasser kommt, verschwinden diese, und alles wird iu eine breite Wasserstrafse verwandelt. Der Vegetationsgürtel scheint in dieser . Gegend nicht