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0095 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 95 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise nach der Gegend Lop.   83

ist dagegen modern und bezieht sich auf den neulich angelegten Weg, von welchem oben die Rede war.

Jenseits dieses Punktes verändert sich die Gegend wieder. Die Sanddünen , die wir jedoch immer linker Hand haben, reichen nicht bis zum Flufsufer ; zwischen beiden breitet sich nämlich eine ebene Ufersteppe mit weichem Staubboden aus , wo unerhört dichter Kamisch und Gesträuch wachsen. Auch der Wald wird allmählich sehr dicht, und stellenweise ist es fast unmöglich, vorwärts zu kommen. Der üppige Wald mit seinen oft mächtigen Pappeln läfst uns vermuten, dafs der Flufs an dieser Stelle eine längere Zeit strömte. Östlich des lebenden Waldes gibt es jedoch einen Gürtel von totem Wald („köttek").

Die Gegend, in der wir lagerten, heifst Talaschte. Während der letzten Tage hatten wir mehrere Tigerspuren gesehen. Auch hier wird der Tiger in Eisen („tosak") gefangen, welche, eigentümlicherweise ohne Köder, auf den Pfaden ausgesetzt werden , wo der Tiger gewöhnlich geht er soll nämlich gewisse Pfade vorzugsweise benutzen — deshalb der Name „jollbars" („joll” = Weg). Wenn er im Eisen stecken geblieben ist, läfst man ihn mehrere Tage sitzen , und erst nachdem er ausgehungert ist , schiefst man ihn. Hirsche („maral") sind hier allgemein.

Die Temperatur des Flufswassers stieg jetzt mit jedem Tag ; so z. B. um 1 Uhr (3. April) 10,4° bei 15,8° Lufttemperatur.

  1.  April erstiegen wir wieder, nicht weit vom letzten Lager, einen bedeutenden Sandpafs , von dessen Höhe die Aussicht sehr ausgedehnt war. Überall fällt der Sand steil nach Westen ab. Im Norden war der Kurruk-tag deutlich sichtbar, ähnelt aber jetzt mehr einer Reihe niedriger Hügel. In derselben Richtung wird der Sand offenbar allmählich immer niedriger ; am Flusse ist er aber überall mächtig angehäuft. Im südwestlichen Quadranten breiten sich Wälder aus, in der Ferne von niedrigen, bewachsenen Dünen begrenzt , welche gewifs am linken Ufer des Kuntjekkisch -tarim stehen und dort in derselben Weise in ihrem Vordringen gehindert werden, wie hier durch den Ilek.

Von diesem Punkte erhielten wir auch den ersten Überblick über den See Tjivillik; der Name bedeutet Moskitonetz oder vielmehr eine Art Zelt für 3 bis 4 Mann, in welchem die Lopliks die Nacht zubringen , wenn sie im Sommer auf dem Fischfang sind. Seine Umrisse wurden wie der See selbst durch undurchdringliches Schilf versteckt, und offene Wasseroberfläche war von hier aus nicht sichtbar.

Endlich erreichen wir Avullu - köll (Avullu, Aullu oder Aul ist ein in dieser Gegend gewöhnlicher männlicher Name). Die erste Fühlung mit demselben erhielten wir durch Sümpfe, Tümpel, schmale Busen und feuchten Boden. Das Wasser ist süfs, doch hat es in einigen sich zwischen den Dünen ostwärts erstreckenden kleinen Busen einen deutlichen und unangenehmen Salzgeschmack. Um 1 Uhr betrug die Temperatur des Wassers 15,0 (18,7° Lufttemperatur). Am Ufer wächst Kamisch und Pappelwald, und die Tamariskenkegel sind wieder so allgemein und dicht, dafs man zwischen ihnen wie in einem wirklichen Labyrinth kreuz und quer vordringt.

  1.  April behielt das Terrain dieselben Eigenschaften bei ; es war derselbe Gürtel von Sand, 5 bis 8 m hoch, bisweilen aber doppelt so viel. Im Westen breitet sich Avulluköll aus , und jenseits desselben Tjivillik - köll , dessen westliches Ufer von Koslow besucht und aufgenommen worden ist. In welchem Zusammenhang die beiden Seen zu einander stehen , konnte weder ich noch Koslow aufklären, da wir die dazwischen liegende Gegend nicht besucht haben und da, von meiner Reiseroute aus gesehen , alle die dortigen hydrographischen Anordnungen in Schilf und Sanddünen verschwanden. Die Führer aber erzählten , dafs, nachdem der Kuntjekkisch -tarim sein Wasser in den Tjivillik - köll entleert hat, die Hauptmasse davon bei Arghan sich wieder mit dem Tjong - tarim vereinigt, wobei jedoch ein bedeutender Arm nach Avullu - köll geht , eine Nachricht , die ich später durch die bedeutende Wassermenge des unteren Ilek bestätigt fand. Avullu - köll und Tjivillik-

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