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0191 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 191 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Tjertjen und Kapa.   179

Tjertjen zu begeben. Nach Bokalik begeben sich fast nur Bewohner von Tjertjen. Der Weg führt an einem Gebirge NO von Arka-tag, welches sie Tömurlik-tag (Eisengebirge) nennen und 40 Tagereisen erfordert, wobei sie jedoch nur kurze Tagemärsche machen, indem sie zu Fufs gehen und ihren Proviant, Mehl und Brot, auf Eseln und Pferden mitführen, zum Teil leben sie auch vom Fleische des wilden Jaks; im Sommer bekommen sie auch weiteren Proviant aus Tjertjen. Nur an einigen Stellen gibt es gute Weideplätze, wo sie ihre Transporttiere während des Sommers lassen. Das Erhalten des Lebens in diesen sterilen, hochgelegenen Gegenden ist natürlich die schwierige Frage der Goldsucher. Was jemand aber an Gold findet , ist sein freies Eigentum. Eine andere Schwierigkeit bietet die Witterung ; die oft heftigen Sommerregen im Gebirge machen zeitweise die Gebirgswässer unpassierbar, und der Schnee verbirgt das Gras; wenn es längere Zeit schneit, gehen die Lasttiere zu Grunde. Aber eben die Gegenden, wo die Weide reichlich ist, sind auch reich an Wild. — Ein anderer Weg nach Bokalik führt über den Pafs Amban-aschkan-dawan.

Einen sehr unwillkommenen Zuwachs der Bevölkerung erwartete man eben jetzt, nämlich zwei „lanzas" von chinesischen Soldaten , die als feste Garnison hier den südlichen Weg bewachen sollten ; diese werden mit Recht von der einheimischen Bevölkerung als Parasiten betrachtet, und man fürchtete sie um so mehr, weil die Ge-

Tatran-d   treideproduktion kaum für den einheimischen Bedarf ausreichend ist.

Die beistehende Skizze gibt einen Begriff von der Lage der „ariken". Vom rechten, östlichen Ufer des Flusses geht nur ein „arik", Araltji (1), aus ; er wird in zwei Arme geteilt : Ikki-tjahrtag genannt („tjartag", ausgesprochen „tjatag", bedeutet Teil, Arm, Zweig eines „ariks"); der anbaufähige Boden wird hier vorn Sande bedroht, aber früher soll der gröfste Teil von Tjertjen hier gelegen haben. Jetzt liegt der gröfste Teil der Stadt am linken Ufer und erhält Irrigationswasser aus drei ariken" : Jangi-arik, der oberste (2), mit folgenden Zweigen und „kents” : Basch-jangi-arik, Arisch, Ghärip-arik, Köttemä und Jangi-östäng, dessen

Äcker jetzt verlassen sind ; der mittlere (3) heilst Otter-arik und ist auch in zwei Arme (Ikki-tjahrtag) geteilt; endlich der unterste (4) Tjörul-meja mit den Armen: Dung-mähälle, welcher zum Bazar geht, Köttema und Tjörul-meja. Der Ursprung dieser Kanäle liegt nahe bei einander. Jetzt strömt das Wasser ruhig und regelmäfsig, aber wenn das Hochwasser kommt, müssen sie überwacht und teilweise geschlossen werden. Der Weizen wurde Mitte März gesäet und ist Ende August oder Anfang September reif.

Was wir in Tatran über die Schwankungen des Flusses erfahren hatten, wurde hier be-

stätigt, jedoch rechnete man die eigentliche Hochwasserperiode zu drei Monaten ; wenn er gefriert, ist nur klares Quellwasser zurückgeblieben. Es gibt keine Fähre, auch nicht die kleinsten Boote, und die Kommunikation zwischen den beiden Ufern ist also während des Hochwassers ganz schwierig. Wenn aber besonders am Bazartage die Bewohner von Araltji hinüber müssen, reiten oder schwimmen sie Tiber den Flufs bei Sonnenuntergang, wenn er am niedrigsten ist.

Die Lage von Tjertjen ist eigentümlich, überall ist die kleine Stadt von Wüsten um-

geben und liegt fern von den Verkehrsstrafsen Ostturkestans. Nach Norden gibt es natürlich gar keinen Weg, dort breitet sich nur das Wüstenmeer aus. Die Sanddünen sollen in 4 „potaj" Entfernung nach Norden anfangen, und nur 1 „potaj" weiter sind sie schon hoch und steril. Ein „potaj" westlich von der Stadt gibt es ein „tim" oder Ruine eines chinesischen Turmes ; dort liegt auch der Masar Jallgus-tugh-Paschahim, -- „der einsame Pferde- oder Jakschwanz".

Von Tjertjen nach Nija gibt es zwei Wege, einen oberen über Kapa, „ystyn-joll" oder ,,arka-joll" genannt , und einen unteren durch die Wüste, „astu❑ joll" oder „altun-

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