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0114 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 114 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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102   Hedin, Reisen in Zentralasien.

tjappgan , teils an den weiter südlich gelegenen Seen ; auf dem Flusse selbst wird kein Fischfang betrieben.

Der Begräbnisplatz des Dorfes liegt ein paar hundert Meter westlich , zwischen rudimentären Sanddünen und Tamariskenkegeln. Die Kennzeichen der verschiedenen Gräber bestehen teils aus einfachen hohen Stangen mit „tughs" aus Pferdeschwänzen, teils aus einem Stacket von Stangen , teils auch aus einer Hecke von liegenden Tàmariskenzweigen. Übrigens breitet sich nach Westen, so weit das Auge reicht, eine öde Steppe aus, welche überall mit kleinen Erdkegeln übersäet ist.

Am 17. und 18. April beobachteten wir ein recht seltenes Phänomen : es regnete nämlich, zwar nur wenige Minuten jedesmal, aber doch ziemlich dicht, und am Morgen des 18. war der Boden überall feucht; um Mittag desselben Tages mufsten wir sogar gegen einen sehr heftigen Regengufs für eine Stunde in einem Dorfe unterwegs Schutz suchen. Wie oben erwähnt, ist sonst der Sommer die eigentliche Regenzeit.

Am Morgen des 18. mafs ich die Wassermenge des Flusses bei Tjeggelik- uj. Die Breite des Flusses war hier 45,90 m, die gröfste Tiefe 4,85 m, die mittlere Strorngeschwin

digkeit 0,52 m und die Wasser-

fe99   -ilj   ,    menge 71,6 cbm in der Sekunde,

%/   1.75   12.35   ~h.E 'l'8'   ~ pZ/   d. h. ebenso viel wie im Kont je-

er    _~~~~/

/// "   7   7   I/'   darja bei Korla, der doch nur

ein Nebenflurs des Tarim ist. Die Maximaltiefe befand sich in

der Nähe des linken Ufers, das auch vom Wasser scharf markiert war. Die Strömung war jetzt , bei der ruhigen Luft während des Regens, deutlich sichtbar , das Wasser so trübe, dafs auch die Sandbänke, die sich bis in die Nähe der Wasseroberfläche erhoben, nicht sichtbar waren.

Die Karawane wurde wieder überland direkt nach Abdal geschickt, ich aber setzte die Reise mit zwei Lopliks in einem 6,3 m laugen Kanoe zu Wasser fort. Zuerst ruderten wir eine Stunde auf dem Flufs, der immer rege]mäfsig gebaut ist und ziemlich gerade nach Süden fliefst. Wenig unterhalb von Tjeggelik - uj geht ein kleiner Kanal , der mehrere kamischreiche Sümpfe bildet, nach der Niederlassung Lop ab. Sollak-arik ist ein kleiner, künstlich gegrabener „arik" , durch welchen Wasser nach den Weideplätzen des Beks von Tjeggelik-uj gelangt. Der Höhenunterschied zwischen dem Boden und der Wasseroberfläche des Flusses ist also hier so unbeträchtlich, dafs eine solche Bewässerung mit besonderen Schwierigkeiten nicht verbunden ist. Ungefähr zehn 15jährige Pappeln standen am Ufer, die letzten Vorläufer des Waldes, der offenbar ein Bedürfnis hat, sich allmählich nach Süden auszubreiten , und der es wohl auch mit der Zeit thun wird. Sonst kommt Kamisch vor, doch niemals so dicht, dafs nicht die Ufer sichtbar sind. Im allgemeinen ist hier das linke Ufer 2 m hoch, das rechte nur 1/2 m. Nur niedriger Sand liegt zwischen den Tamariskenkegeln.

Dann verlassen wir auf rechter Hand den Eski-tarim oder alten Flufs, der vor sieben Jahren vom Tarim aufgeben wurde, als derselbe den Jangi-tarim bildete ; auf diesem rudern wir noch eine kleine Strecke ; das Bett ist undeutlich , breit und seicht, an den Ufern breiten sich ausgedehnte Sümpfe aus, Land und Wasser scheinen in einem und demselben Niveau zu liegen. Bald verliefsen wir auch ihn und kamen nach einigen kleinen, seichten Seen, die an der rechten Seite des Hauptflusses gelegen sind ; auch diese Seen sollen sieben

Jahre vor meinem Besuch durch den Eski-tarim gebildet sein.   Sie sind auf grofsen
Strecken ungemein seicht, 10 bis 15 cm tief, so dafs das Kanoe wieder wie eiu Schlitten über den Sand- und Schlammboden geschleppt werden mufste ; sonst versuchten wir soviel wie möglich uns auf den „tiefen" Teilen zu halten, d. h. wo wir wenigstens 30--40 cm Wasser hatten. Zuerst war der Kamisch sehr spärlich gewesen, nur war oft auf den Sandbänken

Durchschnitt des Flufsbettes bei Tjeggelik-uj.