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0147 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 147 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Neuere Forschungen in der Lopnor-Gegend.   135

schnell zusammengeschrumpft ist, dafs er den etwaigen Wald in weiter Ferne von den jetzigen Ufern verlassen hat, aber nein, irgendwo hätte wohl der Wald nachkommen können; allein, soweit das Auge reicht — nicht ein Baum neu oder alt!

Pjewzow erzählt (S. 306), dafs in einer gewissen Entfernung vom NW- und SO-Ufer sich Sanddünen ausbreiten und dafs die Grenzen dieser Sandgürtel mit den jetzigen Ufern parallel sind ; der Zwischenraum wird von Salzmorästen angefüllt ; beide Erscheinungen beweisen, dafs der See zusammenschrumpft.

Kara-buran wird von Pjewzow Kara-boën („ Schwarze Landenge ") genannt. Alle

anderen Reisenden , von Prschewalskij an, kennen nur den Namen Kara-buran; da aber gewöhnlich das r nicht hörbar ist, bat Pjewzow „buan" als „boën" verstanden , wie er auch Tjakalik anstatt Tjarkhlik und Akka-tag anstatt Arka-tag schreibt. So habe ich vielleicht ein ähnliches Mifsverständnis begangen, wenn ich die Gegend SSW von Abdal Mian nenne ; Pjewzow schreibt nämlich Muran , und beide Namen bezeichnen offenbar denselben Punkt am Bache Dschakhan-saj (Djahan-saj). In diesem Falle ist es schwer zu bestimmen, welcher Name richtig ist, denn beide sind fremd : „mian", persisch, bedeutet zwischen oder in der Mitte, z. B. Mian-du-ab (eine Gegend zwischen zwei Gebirgsbächen im Elburz) und „muran", mongolisch, bedeutet Flufs. Hier ist also Muran wahrscheinlich der richtige Name.

Pjewzow berechnet im Herbst 1890 den Umkreis des Kara-buran zu etwa 60 Werst.

Er begeht den Irrtum (S. 307), die Hochwasserperiode des unteren Jarkent-darja in den Mai zu verlegen. In der That tritt dieselbe im Oktober ein , eben um die Zeit, als die Expedition sich bier aufhielt. Im Juni kommt das Hochwasser in den Raskan-darja, sowie auch in den Ak-su- und Khotan-darja, welche zusammen den unteren Tarim bilden ; dafs dieses Hochwasser erst im Mai nach dem Lop-nor gelangen sollte , ist offenbar unmöglich. Im Mai haben die erwähnten Flüsse erst angefangen energischer zu werden, obgleich ich noch Ende Mai 1896 den Jurun-kasch ganz unbedeutend fand. Es ist schon viel, dafs das Hochwasser des Raskan-darja 4 bis 5 Monate unterwegs ist, um bis nach dem Lop-nor zu gelangen. Eine ganz rohe Berechnung sollte eine ungleich kürzere Zeit ergeben. Wenn wir die Entfernung zwischen Abdal und Jarkent zu 1280 km rechnen , und eine mittlere Geschwindigkeit des Stromes im ganzen Lauf zu 1 m annehmen , müfste das Wasser nur 15 Tage brauchen, um von Jarkent nach Abdal zu gelangen. Aber in der fast zehnmal gröfseren Verzögerung spielen mehrere andere Faktoren mit. Nachdem die Frühlingsflut, welche durch das Schmelzen des Eises veranlafst wird, herabgekommen ist, wird die Wassermenge im ganzen Flufsbett minimal. Es gehört also erstens eine ungeheure Wassermenge dazu, das ganze Bett wieder zu füllen, und dieser Vorgang nimmt vielleicht ein paar Monate in Anspruch. Hierzu kommt, dafs der Flufs eine Menge Krümmungen und Windungen macht , welche in der Zahl 1280 km aufser Acht gelassen sind ; schliefslich müssen eine unzählbare Reihe von Lagunen , Sümpfen und Uferseen gefüllt werden , bevor die übrige Wassermenge ihren Weg ungehindert zum Endziel fortsetzen kann. Bei grofsen Strecken, wo das Bett sehr breit -ist, wird auch die Strömungsgeschwindigkeit viel geringer. Kein Wunder also, dafs das Hochwasser so lange unterwegs ist.

Freilich fällt das Wasser bei Abdal nicht beträchtlich im Laufe des Winters, aber

vom April an schnell. Zwischen dem Kara-buran und dem Kara-koschun mars Pjewzow die Stromschnelligkeit zu 4 Fufs in der Sekunde, Roborowskij beim Austritt des Flusses aus dem Kara-buran zu 5 Fufs, ich aber bei Abdal zu wenig mehr als 1 Fufs. Im Oktober mufs nämlich, eben wegen des Hochwassers, die Stromgeschwindigkeit bedeutend gröfser sein als im April; wahrscheinlich bezeichnen jedoch nicht die 4 Fufs von Pjewzow das Mittel, sondern die Geschwindigkeit der Strömung; so fand ich im April bei Abdal die mittlere Geschwindigkeit von 0136111, aber in der Strömung 0,62m in der Sekunde.

Dann sagt Pjewzow ferner (S. 307) : „In der fernen Zeit, als der Jarkent- darja