National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0064 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 64 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000262
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

52   Hedin, Reisen in Zentralasien.

jedem „agil" höchstens 20 Tage auf. Die Hirten , welche wir zuerst trafen , verfügten z. B. über 13 agils mit umliegenden Waldgegenden , aber weil die Weiden hier nicht besonders reich waren, hielten sich die Hirten mit ihren 2000 Schafen gewöhnlich nur eine Woche bis 10 Tage in jeder Gegend auf. Sie wohnen in „sattmas", kleinen Hütten aus Kamisch und Zweigen , und haben ihre Weiber und Kinder immer bei sich, im Gegensatz zu den Hirten am Khotan-darja, die ihre Familien in Khotan und. Tavek-kel zurücklassen,

weil sie die durchreisenden Chinesen fürchten.

Die chinesischen Behörden scheinen davon keine Ahnung zu haben , dafs die Wälder Kerija - darjas bewohnt sind , wenigstens gibt es dort keinen Bek,. und die Bewohner sind nicht tributpflichtig. Am Unterlauf gibt es Hirten, die nie in Kerija gewesen sind ; niemand hatte von Schah-jar oder dem Jarkent-darja gehört. Die ersten zwei Hirten trafen wir am. 27. Januar zwischen Kotschkor - agil und Kijak - tjakkma; an den folgenden Tagen lagerten wir meistens in der Nähe von bewohnten „agilen", aber mehrere Hirtenniederlassungen blieben seitwärts von unserem Wege liegen , die allermeisten am linken Ufer. So trafen wir am 1. Februar bei Jugan - kum drei Hirten mit 600 Schafen. Bei Tongus - basste fanden wir zwei Hirten, eine Frau und vier Kinder, mit 300 Schafen ; sie hielten sich in dieser Gegend nur 8 Tage auf; bei Arka - tjatt drei Hirten mit 300 Schafen; bei Tjugutmek vier Hirten mit 800 bis 1000 Schafen. Katak war die letzte Gegend, wo wir Hirten trafen ; sie besafsen 800 Schafe. Die genannten bewohnten „agile" sind natürlich keineswegs die einzigen , sondern nur solche , welche wir zufälligerweise besuchten. Bei Kara-kamisch, wenig westlich von Schallderang, gab es z. B. einen grofsen „agil" von acht Personen mit 1500 Schafen.

Nach meinen Berechnungen beläuft sich jedoch die ganze Einwohnerzahl dieser Wälder., wie oben erwähnt, auf nur 150 Menschen. Einige von den Hirten haben auch Rindvieh; die Herden sind von halbwilden Hunden bewacht. Im östlichen , jetzt trockenen Bett des unteren Kerija-darja leben auch Hirten, die ihren Wasserbedarf aus Brunnen bekommen. Es ist zu bemerken , dafs die Hirtenfamilien an den beiden periodischen Armen des unteren Kerija - darja sich selbst in zwei verschiedene „uruj" oder Stämme teilen : der Stamm des westlichen Armes wird Barak genannt, der des östlichen Täki ; die Baraks sollen aus dem Dorfe Djajj bei Kerija stammen, die Täkis von Kaluk. Sie leben in sehr freundschaftlichen Verhältnissen untereinander, aber die Grenzen zwischen den verschiedenen Waldgebieten sind so scharf gezogen , dafs , wenn die Schafe auf die Nachbargebiete hinüberkommen, sie von den Bodenbesitzern mit Beschlag belegt werden dürfen.

Wegen der Isolierung, in welcher sie leben, stehen diese Hirten auf einer niedrigeren Stufe der Entwickelung, als sonst die Bewohner von Ostturkestan. Mohammedaner sind sie wohl, halten aber die Vorschriften des Koran nicht besonders streng. Sie leben von Maisbrot und Schaffleisch. Sonst richtet sich ihr Interesse lediglich auf die Pflege der Schafe ihre Wanderungen nach besseren Weideplätzen, Brunnengraben, das Aufführen der „agils" und der „sattmas", das Scheren der Schafe zweimal des Jahres und dergleichen einfache Beschäftigungen, Die einzigen Geräte, die ich in einer Familie vorfand, waren : „balta", Axt, womit vorzugsweise junge Bäume umgehauen werden, um den Schafen das Laub zugänglich zu machen ; „ketmen", Spaten, besonders wichtig für Brunnengraben; „tyjschang",

Schere, zum Scheren der Schafe; „matal", Melkfafs, aus dem Stamme einer jungen Pappel ausgehöhlt; „soge", kleines Holzgefäfs, wie das vorige cylindrisch, wird besonders beim Melken der Schafe verwendet — beide mit Griff aus einem Strick ; „ajak", schüsselförmiges Holzgefäls für Brot , Milch u. dgl. ; „kapak", Wasserflasche, aus der Hülse einer Kürbisfrucht gemacht; „kasan", eiserner Topf, mit „tovak", Holzdeckel ; „tjymytj" ist ein grofser Holzlöffel, womit das kochende Fleisch im Topfe umgerührt wird; „koschuk" ist ein kleiner Holzlöffel; „djam", kleine Holzschale ; „kasa", grofses Holzgefäfs ; „ällgeck", Sieb mit Netz von Pferdehaaren zum Sichten des Maismehls ; „tjugun", Kanne aus Kupfer oder Eisen;