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0112 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 112 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

Süden sucht, von Zeit zu Zeit verlassen werden , fanden wir gerade an diesem Teil des Laufes bei mehreren Gelegenheiten. Wir sahen nämlich an beiden Ufern seenähnliche

Wasseransammlungen, deren krumme, langgestreckte Form und Lage immer dafür sprachen,

dafs sie einst Teile des Bettes gewesen waren. Auch hierin haben wir einen Beweis für die grofse Veränderlichkeit der Flüsse dieses Gebietes. Es ist kaum möglich, dafs sie für

längere Zeiträume dieselbe geographische Lage beibehalten sollten — es wäre viel merkwürdiger , wenn dies der Fall wäre. Alle morphologischen und physikalischen Faktoren wirken auf diese Veränderlichkeit; zuerst die grofse Ebenheit des Lop.Gebietes, die sich der Horizontalität nähert, dann der Triebsand und der vom Wasser mitgeführte Schlamm, endlich die erosive Kraft des Wassers, die vielleicht in Verbindung mit der Erdrotation nach gewissen Richtungen arbeitet. Die Ursache dieser Kräfte wird um so deutlicher, da

der Flufs in so gleichförmigen , weichen Bodenarten arbeitet , teils horizontal gelagerten Alluvionen , teils in so gut wie amorph gelagertem Flugsand — ohne irgend welche Schichten von verschiedener Härte oder morphologische Hindernisse vorzufinden , welche die Arbeit der oben erwähnten Kräfte fruchtlos machen können. Dafs die fast kreisförmigen Krümmungen des Flusses jedoch nach und nach in absurdum getrieben und deshalb verlassen werden müssen , beruht auf Verteilung und Lage der Strömung. Dieser folgt den konkaven Ufern, wo wir immer die gröfsten Tiefen finden und wo die Uferwälle fast senkrecht und kräftig vom Wasser aus-erodiert sind. Auf dem beistehenden Bilde arbeitet der Stromstrich

c von beiden Seiten, um die Landenge zwischen a und b immer

schmäler und schwächer zu machen , bis sie endlich verschwindet,

und das Wasser den näheren Weg einschlägt , während der grofse

Bogen (d) verlassen wird und austrocknet, so dafs ein altes Bett,

ein oder mehrere Sümpfe am Ufer übrig bleiben. An den Spitzen

der konvexen Halbinseln, wo die Ufer langsam abfallen, das Wasser

seicht und der Strom langsam ist, hat sich Schlamm und Sand ab- , gesetzt. In einem weiteren Stadium ist es immerhin möglich, dafs

vielleicht der Flufs wegen derselben Verteilung der Strömung in

einen früher einmal verlassenen Bogen zurückkehrt.   Inzwischen
werden die Pappeln allmählich immer seltener , stehen unmittelbar am Ufer und sind höchstens 30 his 40 Jahre alt. Am inken Ufer haben wir niedrige , bewachsene Dünen , rechts aber keinen Sand.

Das ist auffallend, beruht aber offenbar gewissermafsen auf dem

Hemmnis, welches der Flufs der von Osten nach Westen vordringenden Wüste in den Weg legt.

Bei Buge - baschi weideten einige Hirten aus Tjeggelik - uj ihre Schafherden. Wenig unterhalb dieses Punktes steht das Fort von Jakub Bek, mit seiner viereckigen krenelierten Lehmmauer dicht am rechten Ufer, an dem jetzt auch der grofse Weg vorbeiführt. Unterhalb des Forts hört jede Spur von Wald auf, nur Tamarisken und andere Wüstenpflanzen kommen vor; der Sand zieht sich von beiden Ufern zurück, aber statt dessen soll sich auf weiten Strecken „schor"-Boden ausbreiten. Die Ufer sind jedoch nicht ' selten mit frisch - grünem Gras bewachsen. Vom Fort an werden auch die Krümmungen des Flusses viel weniger ausgeprägt , und er fliefst in einer mehr geraden Linie gegen Süden. Das Bett ist auf der ganzen Strecke sehr regelmäfsig gebaut , im allgemeinen genügte immer das 2 m lange Ruder, um die Tiefe zu messen ; nur in den konkaven Krümmungen betrug dieselbe 3 m. Das Wasser war sehr trübe, so dafs wir oft auf Sand- und Schlammbänken

festsitzen blieben.