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0317 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 317 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise durch das Hochland des nördlichen Tibet.

und vorteilhaft, mit Sand und feinem Schutt bedeckt. Fast den ganzen Weg tritt hier fester Fels zu Tage, obgleich die Schichtköpfe sich gewöhnlich nur fufshoch über die Oberfläche des Bodens erheben. Es war schwarzer tafelförmiger Schiefer mit der Fallrichtung 74° nach N 20° 0, welche in der ganzen Gegend vorzuherrschen scheint. Die Gebirgskette im S ist niedriger als, zuvor und schneefrei , jedoch konnte nicht bestimmt werden, ob dies in der That die Hauptkette sei, oder ob vielleicht südlich derselben eine noch höhere Kette sich erhebt. Die Vegetation war sehr spärlich. Von Tieren waren Jaks und Kulane sehr allgemein, dazu kamen Antilopen , Hasen , Murmeltiere und der kleine in Höhlen lebende Nager, Raben, Lerchen, Bachstelzen und Möwen; Bremsen und Fliegen waren die einzigen Insekten und äufserst selten. Nun erweitert sich trompetenförmig der „saj" des Hauptstromes, indem die Hügeln an den Ufern zurücktreten. Die Mündung war zu weit entfernt, um beobachtet werden zu können. Wahrscheinlich bildet der Strom, wo er sich in den See Nr. 20 ergiefst, wie gewöhnlich ein Delta.

Da inzwischen der gröfste Teil unsrer Karawanentiere gestorben war, wollten wir so bald wie möglich den Arka-tag kreuzen, um nach bewohnten Gegenden zu gelangen, und glaubten, dafs im NO ein passabler Übergang über die Kette vorhanden sei. In dieser Richtung aber breitete sich jetzt der grofse See aus. Am Ufer schlugen wir deshalb eine nördliche Richtung ein ; hier liegt ziemlich feiner Schieferschutt in grofser Menge angehäuft, niedrige Wälle bildend, an denen bis 2 m hoch die Marken von früheren Wasserständen zurückgeblieben sind. Wie an mehreren der früheren Seen lag auch hier ein Gürtel von alten verfaulten Algen, dio von den Wellen emporgetrieben waren. Um 1 Uhr mittags hatte das Wasser 12,8°, war vollkommen klar und bitter salzig. Die Hügel fallen recht steil zum See hinab. Nur wo Bäche ausmünden und somit Thäler sich öffnen, ist das Wasser flach. Hier haben sich kleine Lagunen gebildet. Am Fufse eines grasbewachsenen Ausläufers wurde Lager Nr. XXXI aufgeschlagen. Die Längsrichtung des Sees ist WNW—OSO wie auch die des grofsen Hauptthales. Im allgemeinen scheint dieser See tief zu sein, die Farbe des Wassers am Fufse der steilen Hügel ist wenigstens dunkel marineblau, nur an einigen Stellen waren hellgrüne Nuancen sichtbar.

Der Tagemarsch des 22. September führte uns nach WNW, denn in dieser Richtung erstreckt sich die lange schmale , westliche Hälfte des Sees. Hier steht, also auf dem südlichen Ufer des Sees, ein ziemlich mächtiger Gebirgsarm, eine Parallelkette des Arka-tag, die in ihren höchsten Teilen aus schwarzem, festem, schwach schneebedecktem Fels bestand und von der eine Unzahl mehr oder weniger sanft abgerundeter und bewachsener Arme und Ausläufer gegen das Südufer des Sees hinabfallen. Dazwischen haben die Bäche, die jetzt gröfstenteils trocken waren , tiefe Erosionsfurchen eingeschnitten , so dafs die Landschaftsform an die „Jetti-tjapps" am Nordfufse des Kwen-lun - Gebirges erinnert. Unter rechten Winkeln mufsten wir alle diese Ausläufer und Furchen kreuzen , was die Kräfte unserer halbtoten Tiere auf eine harte Probe stellte. Am Ufer bildet jeder Ausläufer eine kleine Ausbuchtung, bei welcher der Abfall recht steil ist und der gewöhnliche Schiefer nicht selten zu Tage tritt, meistens vertikal stehend; so z. B. fällt er dort, wo wir von den Hügeln hinabstiegen , um den Uferlinien zu folgen , und er nämlich durch die Erosionsarbeit der Wellen entblöfst ist, unter 89° nach W 330° N.

Je weiter wir gegen Westen kommen , desto breiter wird der flache Ufergürtel , oder vielmehr, desto seltener fallen die Hügel direkt nach dem Wasser ab. Im grofsen und ganzen ist die Uferlinie sehr gerade , ohne markierte Busen und Halbinseln. Nur in der Nähe des Lagers Nr. XXXI gab es eine lange , schmale , gegen Osten gerichtete Landzunge mit Grasvegetation. Am flachen Ufergürtel, wo der Boden mit kleinen Schieferplatten bedeckt ist, kann man fast auf der ganzen Strecke zwei Wälle wahrnehmen, etwa 1 und 2 m über der jetzigen Wasseroberfläche gelegen. Dafs wenigstens der höchste von ihnen nicht einfach vom Wellenschlag gebildet sein kann, finden wir dadurch bewiesen, dafs er sich in einer

Hedin, Reisen in Zentralasien.

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