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0088 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 88 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

darja älter ist, als der Weg. Die Pyramiden haben sich sehr gut erhalten, sind aber von einem so vergänglichen Material aufgebaut, dafs sie nicht mehr als einige hundert Jahre

alt sein können.

Jenseits der Waldgegend Majne gehen mehrere trockene Betten gegen einen nach Norden sich erstreckenden Ausläufer des Waldes auseinander. Diese Betten führen nur nach Regen Wasser und sollen vom Thale Kurbantjik stammen. Im allgemeinen gewinnt der Wald Terrain auf Kosten der Wüste nur an solchen Stellen , wo Regenbäche ausmünden, denn hier wird wenigstens zeitweise der Boden bewässert. Die uns am nächsten gelegene Waldgegend am Flusse beifst Sumbe, und das am nächsten gelegene Dorf auf dem grofsen Wege nach Dural heifst Bos-köll und hat 2.0 Häuser; dort gab es früher einen See, der jetzt trocken geworden ist.

In der Nähe unseres Lagers erhebt sich ein Hügel mit drei zeltfömig aufgestellten Stangen. Auf der Erdoberfläche lagen einige Schädel von mongolischem Typus. Die Wegweiser versicherten, dafs dieser Hügel eine Menge Leichen von Chinesen und Mongolen enthalte, welche bier seiner Zeit mit Muselmanen im Kampf gewesen waren.

Am 26. März gingen wir wieder über Steppe mit spärlicher Vegetation. So erreichten wir den sogenannten Kurgan, eine alte Festung oder Wachtturm mit quadratischer Basis und von einer viereckigen Mauer umgeben. Der Turm , dessen oberer Teil eingestürzt ist, hat ziemlich massive Mauern, von getrockneten Lehmziegeln aufgeführt, zwischen welche abwechselnd horizontale Schichten von Schilf gelegt waren, während das ganze Bauwerk zur Stütze von Balken und Stangen durchkreuzt ist, welche auch bei den Pyramiden gefundene Zusammensetzung eine verhältnismäfsig grofse Stabilität verleiht. In den Mauern gibt es Schiefsscharten. An der Basis hat der Turm 10 m Seiten , die äufsere Mauer 31 m. Die Seiten sind nach den vier Haupthimmelsrichtungen und die Pforte nach Süden gerichtet. Aufserhalb der äufseren Mauer sehen wir die zur Unkenntlichkeit zerfallenen Ruinen von kleinern Holzhäusern. Vielleicht war dieser Turm mit Wachtposten besetzt , welche die Aufgabe batten , den einst wichtigen Weg zu beschützen. Unterhalb der verhältnismäfsig hoch gelegenen Festung findet man die undeutlichen Spuren eines Flufsbettes. In N 10° 0 von hier aus tritt der Khamar-tag genannte Ausläufer des Kurruk-tag hervor.

Harte, sterile Steinwüste wechselt dann mit Steppe, in der Tamarisken, Saksaul und Kamisch vorkommen. Links, d. h. im Osten, haben wir dann eine ziemlich lange Strecke eine sanft abgerundete Konglomeratterrasse, welche wahrscheinlich die Uferlinie eines alten Flusses oder Sees ausgemacht bat. In einer Unterbrechung dieser Terrasse münden mehrere weit ausgebreitete trockene Furchen aus, welche vom Thale Budjentu stammen sollen. Sie sind ziemlich kräftig , ca 1 m im Boden eingegraben und ähneln oft Miniaturcaiions mit vertikalen Thonwänden; ihr Boden ist gewöhnlich mit Schutt bedeckt. Hier und da kommt „köttek" oder toter Wald vor, doch nur sporadisch.

Später passieren wir eine alte von demselben Material aufgeführte Ringmauer, wie der Turm. Sie hatte 200 m inneren Durchmesser, ist 8 m hoch und 10 bis 12 m breit an der Basis, und mit vier Pforten im N, S, O und W versehen. Der ebene Boden im Innern war jetzt mit Steppenpflanzen überwachsen ; die Ruine wird Eski-schahr oder die alte Stadt genannt. Geht man eine kleine Strecke gegen NO fort, so erreicht man einen Begräbnisplatz mit Grabmälern aus getrocknetem Lehm, deren Orientierung nach Keble verrät, dais sie muselmanisch sind. Auf der Terrasse, welche wir immer linker Band haben , sehen wir noch die Ruinen eines Turmes von ungewöhnlicher Form und die Spuren von Mauern und Häusern. Auch hier spricht das nicht besonders widerstandskräftige Material für ein

wenig hohes Alter.

Sonst war die Gegend vollkommen öde, keine Spur von Weg oder Menschen. Rechter Hand lassen wir einen Sumpf mit salzhaltigem Wasser hinter uns, an dessen Ufern Pappeln

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