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0215 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 215 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Khotan Tiber Pulur nach Kerija und Nija.

Mit einer neuen Karawane von frischen Pferden und Eseln verliefs ich am 29. Juni 1896 Khotan wieder , um mich nach Pulur zu begeben , wo ich die Kwen - lun -Kette zu kreuzen die Absicht hatte, was sich jedoch später wegen der grofsen Wassermenge des Kerija-darja als unmöglich erwies. Wir kreuzten also den Jurun-kasch, der, wie oben beschrieben worden ist, jetzt sehr wasserreich war, und dann in umgekehrter Ordnung dieselben „ariken" wie auf dem Wege von Lop nach Khotan. Hanguja- östäng führte jetzt zwischen 4 und 5 cbm Wasser in der Sekunde. Da dieses Wasser, wie auch in den übrigen Kanälen, dem Flufs entzogen wird, so kann man sich vorstellen, dafs die Bewässerung eine nicht unbedeutende Rolle spielt in Bezug auf die Zufuhr von Wasser nach dem Lop-nor. Wir finden also auch bier, wie bei Korla, dafs ein Aufschwung im Wohlstand der Bevölkerung resp. im Ackerbau in der That eine Verminderung der Zufuhr von Wasser nach dem Lop - nor bedeutet. Ich habe schon oben diese Frage berührt und gezeigt, wie schwierig die Bestimmung ist, inwieweit diese Brandschatzung gegenüber dem Hochwasser und im grofsen und ganzen eine so wichtige Rolle spielt, dafs nur daraus die Verkleinerung des Sees erklärt werden könnte.

Die Vegetation stand jetzt in voller Pracht; in den Alleen, die meistens aus Weiden und Pappelbäumen bestehen, herrschte tiefer Schatten, und der Weizen war, wie auch die anderen Getreidearten, dicht und üppig, und in ein paar Wochen sollte er geerntet werden. Sampulla ist ein wohlhabender „kischlak" mit wasserreichem Kanal. Es sollen hier etwa 200 Familien wohnen, unter einem Bek und 6 „jus- baschis". Reis wird nicht gebaut. Auf der nächsten Tagereise kreuzen wir noch im Gebiet des Dorfes den „arik" - Arm Tjakmak-östäng ; vom Lenger. östäng geht ein direkter Weg nach Tjira (16 „potaj "); dieser Kanal ist in dieser Richtung die letzte Wasserader, welche vom Jurun-kasch ausgeht, und hier liegt der kleine Gasthof Kutas-lenger. Hier, wo die belebende Bewässerung aufhört, verschwindet auch mit einemmal jede Spur von Vegetation, man steht wie ari einer Küste und hat ein ödes Meer vor sich. Über die Grenze des „ariks" geht nicht so viel wie ein vertrockneter Grashalm ; die Vegetation ist wie mit heifsem Wasser weggespült.

Der Pfad kreuzt jetzt harten, gelben Sandboden -- es ist dies der traurige, tote, einförmige, langsam zum Fufs des Gebirges ansteigende „saj", den wir aus den Wegen zwischen Tjertjen und Kapa und zwischen Sourgak und Jas.julgun kennen. Hier ist er aber, wenn möglich, noch öder als die Sandwüste, in der man wenigstens in einigen Gegenden vereinzelt Tamarisken findet und die Reliefformen der Dünen etwas Abwechselung in die Land-

schaft bringen. Hier aber gibt es gar nichts für das Auge. Zwischen diesem „saj"-Gürtel und der grofsen Sandwüste haben wir die Oasen an der Karawanenstrafse, und von diesen aus wird der „saj" nur hier und da von kleinen Pfaden gekreuzt, die nach den Mündungen der Gebirgsthäler, in denen auch Oasen liegen, führen. Im grofsen und ganzen können wir also

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Von Khotan über Pulur nach Kerija und Nija.   203

ader gekreuzt, welche nach Hanguja Wasser fuhrt; dieses Dorf soll noch von zwei andern ariken" Wasser bekommen.

Dann haben wir links Gapa, am Wege Dimija und so den zweiten „arik" nach Hanguja; dann Tjahr-bag, Tjullak-terek, Djidja, Tjahr-bag-basar, Djaj-tograk, Ajmak, Bamija und Oktji; jenseits des letztern fliefst der dritte Kanal nach Hanguja, Hanguja-östäng genannt; an seinem linken, westlichen Ufer ist ein flacher Stein auf-

gerichtet, welcher die Grenze zwischen dem   odor Distrikt von Khotan und Kerija angibt. Dann folgt der
Banal Igis-östäng, darauf die Dörfer Jukari-tjalma-uja, Buja und Attu11a, wo der Pulur-Weg nach SO abnimmt, und endlich Jurun-kasch mit seinem grofsen Bazar. Das breite Bett des Jurun-kasch führte jetzt (27. Mai 1896) kaum 7 cbm Wasser in der Sekunde. Dann gehen wir über Aral (»die Insel", d. h. das Land zwischen Jurun-kasch und Iltji-östäng), Iltji-östäng, die Dörfer Schamal-bag und Kontje-tegermen und gelangen zu den zentralen Teilen der Stadt Khotan.