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0232 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 232 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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220   Hedin, Reisen in Zentralasien.

und wieder hat sich der Weg durch den Verkehr einen bis ein paar Meter tief in denselben eingemeifselt. In vielen Gegenden an den Ufern des Flusses siebt man die Vegetation in kleinen Partien wie auf Terrassen, Plateaus oder Kegeln , zwischen welchen niedriger, ebener, vegetationsloser Boden sich ausbreitet, weil der Staub dort nicht durch die Wurzeln gebunden, sondern den Winden frei preisgegeben ist. Die Sandwüste ist in dem ganzen Lande ein gefährlicht r Nachbar des anbaufähigen Bodens, und an mehreren Punkten hat sie auch auf Kosten desselben Terrain gewonnen.

Der nördliche Masar-tag und 11'Insar-alldi.

Am 25. Februar 1895 machte ich einen Ausflug nach Osten von Maral-baschi, um die Gegend des Masar - tag zu besuchen. Von der Stadt rechnet man 8 „potaj" nach dem Dorfe Tjahr-bag auf dem grofsen Wege nach Ak-su; schon nach 42 „potaj" verlassen wir aber die Chaussee linker Hand und fahren auf einem südlichen Nebenweg nach O. Die Acker von Maral-baschi werden durch „ariken" aus dem Jarkent-darja berieselt; dieser Flufs ist also hier etwas höher als der Kaschgar - darja gelegen. Über die Kanäle führen kleine Brücken. Wenig aufserhalb der Stadt hört die Baumvegetation auf, und wir gelangen wieder in öde Steppen hinaus. Nach einer Fahrt von 3 „potaj" tritt der Berg Masar-tag mit seinem zackigen, nach N immer niedriger werdenden Kamm aus dem Staubnebel hervor. An den Seiten des grofsen Weges sind einige „kischlaks" gelegen. Der Weg ist wie gewöhnlich staubig, der Steppenboden sonst hart und mit verschiedenen Steppenpflanzen und Kamisch bewachsen. Endlich gelangen wir in die Berge, zwei isolierte Partien, von denen die linke niedrig und klein ist, während auf der rechten sich zwei Gipfel erheben, von welchen Kämme und Verzweigungen nach allen Richtungen ausgehen. Beide haben die Charakterzüge der für Winderosionen, Spaltenfrösten und grofsen Temperaturwechseln in einem trockenem Klima ausgesetzten Gebirge, also mit zackigen , ziemlich steilen Gipfeln und rauhen, verwitterten Seiten, die meistens mit lockerem Verwitterungsmaterial bedeckt sind. Am Fufse des nördlichen Berges tritt jedoch festes Gestein zu Tage, fast senkrechte Felsenwände bildend, die jedoch etwas höher hinauf unter den Detritusmassen verschwinden. Das Gestein ist dunkelgrauer, etwas zersetzter Diabasporphyrit, in 83° N 60° 0 1). Der südliche Berg besteht dagegen aus rötlichem, feinkörnigem, feldspatfiihrendem Kalksandstein. Am Fufse der nördlichen Gruppe stand eine kleine, noch gefrorene, von Quellen gespeiste Wasseransammlung. Zwischen den beiden Bergen breitet sich ebene, harte Steppe, mit etwas Gras und Kamisch bewachsen, aus. Flugsand ist bier nicht zu sehen.

Dann haben wir links das aus nur einem Hof und einem Garten bestehende Dorf Gäddebasch und jenseits desselben Ajsa-tjekke mit 12 Höfen. Rechts , zwischen ein paar kleinen Bergarmen liegt der zerfallene Begräbnisplatz von Kallagatj. Am NO-Fufse des südlichen Berges finden wir das Heiligengrab Ullug-masar, bei dem ringsumher Pappeln wachsen. Etwas NO davon liegt das Dorf Ara - mähälle. Von Ullug - masar aus sieht man den höchsten Gipfel des Barges in S 186° W. Jenseits des Masars liegt der Kischlak Masaralldi, ein Name, der auch für die ganze Gegend gebraucht wird.

Über die hydrographischen Verhältnisse der Gegend wurde mir folgendes mitgeteilt. Südlich vom Berge , welcher nach dem erwähnten Heiligengrab Masar - tag genannt wird, teile sich der Jarkent• darja in zwei Arme, von denen der kleinste nur 4 „potaj" entfernt sei, der gröfste 6 „potaj" ; zwischen beiden sei der Boden feucht und weich. Der kleine Arm soll sich 2 „potaj" weiter unten in einen See ergiefsen , wo auch der gröfste Teil

1) Die Bestimmung der im Folgenden erwähnten Gesteinspräparate verdanke ich Herrn Privatdozenten Pr. Helge Bäckström,