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0131 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 131 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Neuere Forschungen in der Lop-nor-Gegend.   119

einzige Mensch , von dem wir etwas erfahren konnten , was der Wahrheit näher kam, war Saman Bek. Er kannte aber nur schlecht die Sprache der Eingeborenen und wurde oft selbst getäuscht, da man ihn im Verdacht einer zu grofsen Zuneigung für die Russen

hatte."

Über die Ausbreitung der Wüste sagt Prschewalskij (S. 9) : „Auf dem linken Ufer des Tarim sind die Sandwüsten viel seltener und lange nicht so umfangreich. Der Boden besteht daselbst aus lockerem , salzhaltigem Thon , der teils vollständig nackt, teils bin und wieder mit Tamariskensträuchern, selten mit Haloxylon sp. bewacbsen ist."

Kurz vorher hat er von der grofsen Sandwüste westlich des unteren Tarim gesprochen, und zweifellos hat er vollkommen recht, dieselbe für viel mächtiger als die östlich vom Tarim gelegene Wüste anzusehen. Denn, wenn meine Vermutung richtig ist, dais auch in einer sehr späten Epoche der Quartärperio'ie der Lop - nor viel gröfser gewesen ist als jetzt und einen viel gröfseren Teil des Zwischenraumes zwischen Kurruk . tag und Astun-tag eingenommen hat als heutzutage, so ist es eine physisch-geographische, geologische und klimatologische Notwendigkeit , dafs die westliche Wiåste sich in einem mehr entwickelten Stadium befinden mufs als die östliche, die in ihrer Entwickelung gerade durch das Dasein eines ausgedehnten Seebeckens gehemmt worden ist. Da aber wegen klimatologischer Veränderungen , allmählicher Abnahme der relativen Feuchtigkeit der Luft und damit in Zusammenhang stehender Verkleinerung der Wassermenge der ostturkestanischen Flüsse der See immer kleiner wurde und noch in der allerletzten Zeit in einem Zustand von Austrocknung sich befindet, so war der Wüste Raum gegeben, sich auch hier auszubreiten und das Becken des ehemaligen Seebodens zu überschütten. Am östlichen Ufer des Ilek und der neuentdeckten Seen fanden wir auch schon jetzt ziemlich mächtige Dünen , die von Osten nach Westen wanderten; dagegen nahm die Sandmenge am linken Ufer des unteren, meridionalen Tarim von Norden nach Süden allmählich ab. Vom Nordufer des Kara-buran und des Kara-koschun ist der sterile Sand noch ziemlich weit entfernt, die Dünen sind hier niedrig und stehen vereinzelt, so z. B. einige wenig nördlich von Abdal und einige in der Nähe von Kum-tjappgan. Auf der Wanderung von Abdal nach Norden würde man zweifellos in immer mächtigere Sanddünen geraten bis zu einem Punkt in der Mitte der Wüste, von wo aus sie in der Richtung nach Kurruk - tag an Gröfse wieder abnehmen werden, d. h. , mit anderen Worten , dais die Austrocknung des nördlich vom südlichen Lop - nor gelegenen Gebietes erst in so junger Zeit vor sich gegangen ist, dafs der Triebsand noch nicht Zeit genug gehabt hat, um auch dieses Gebiet oder diesen Ufergürtel zu überschütten. Der „lockere, salzige Thon", von dem Prschewalskij spricht, ist offenbar nichts anderes als alter Seeboden, die Spuren von einem früheren Stadium in der Wanderungsgeschichte des Lop-nor-Beckens.

Der weiche, feuchte, hin und wieder mit seichten Salzsümpfen versehene Thonboden, den ich unmittelbar am nördlichen Ufer des jetzigen Kara-koschun fand, ist gewifs erst in den allerletzten Jahren vom Wasser verlassen worden, und die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen , dafs dieser Ufergürtel während der Hochwasserperiode noch jetzt, wenigstens teilweise, überschwemmt werden kann. Aufser allem Zweifel steht aber, dafs auch dieser schmale Ufersaum noch bei Prschewalskijs erstem Besuch vom Wasser überflutet war, wie wir auch fanden, dafs der Kara-buran seit seiner Zeit in höchst beträchtlichem Grad sich verkleinert hat.

Es drängt sich deshalb die Frage auf: Ist es möglich, dafs die Austrocknung des Sees so schnell vor sich gehen kann, dafs die Ausbreitung der Sandwüste nicht gleichen Schritt damit halten kann? Denn, wenn die Wanderung der Sanddiven ebenso schnell wäre oder schneller als das Zurücktreten des Sees, so würden die Dünen am nördlichen Ufer des Kara - koschun ebenso hoch und steil zum Wasser hin abfallen wie am östlichen Ufer der Seenkette von Avullu • köll bis Arka-kö]l. Eine solche Vermutung ist aber sicher falsch.