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0066 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 66 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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54   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Von Lager X X I I I nach Lager X XIV. Dieser Tagemarsch war nicht schwierig, weil die Dünen keine beträchtliche Höhe erreichten. Die steilen Leeseiten sind immer nach S oder W gerichtet. Zuerst war die Wüste sehr steril , dann traten aber wieder vereinzelte Pappeln und Tamarisken auf. Der Sand wird sozusagen mehr eben, die Landschaft sieht flach aus, und die Aussicht ist nach allen Seiten sehr weit. In der Ferne sehen wir aber rechts und links hohe, mächtige Sanderhebungen ; zwischen ihnen folgen wir offenbar der Fortsetzung des Flufsbettes, welches jetzt durch etwas zahlreichere sporadische Pappeln und Tamarisken gekennzeichnet wird ; sie stehen gewöhnlich auf Erdkegeln. Dann hört allmählich die lebende Vegetation auf und „köttek" wird wieder sehr allgemein; die harten und weifsen Stümpfe und Fragmente der Bäume stehen oft so dicht nebeneinander, dafs wir mit Vorsicht unsern Weg in Zickzack suchen müssen, um nicht mit den Kamelen stecken zu bleiben. Terrassenförmige Thonkanten tauchen hier und da zwischen den Dünen auf; alles beweist, dafs hier einst der Flufs strömte; es ist genau dieselbe Landschaftsform wie in der Nähe der alten Stadt. Spuren wilder Kamele sind immer allgemein, besonders rings um die lebenden Pappeln. Auch Spuren von Hasen und Raben kamen vor. An einer Stelle waren die Dünen besonders niedrig, und einige Tamarisken wuchsen hier direkt auf dem fast ebenen Boden ohne die gewöhnlichen Kegel. An der NO - Seite der Senke standen die Dünen wie eine Treppe mit den Leeseiten nach SW. Hier fanden wir zufälligerweise die oben erwähnte Schneeschicht von 2 cm Dicke im Sande eingebettet; sie war mit der flachen Windseite der Düne parallel und mit 22 cm Sand bedeckt ; hier hatte es also im Winter geschneit und der Schnee war gegen Verdunstung geschützt. Eigentümlich und unerwartet war es aber , in dieser Weise zu finden , dafs eine so mächtige Sandschicht über den Schnee sich hatte ablagern können ; dies zeigt nämlich, dafs auch im Winter der Wind eine gewisse Stärke erreichen kann und von NO kommt. Der Brunnen gab in 1,65 m Tiefe vollkommen süfses, frisches Wasser von 6,72° Temperatur.

Von Lager X X I V n a e li Lager X X V. Dieser Tagemarsch war nicht so leicht wie der vorige; die Dünen erreichten 30 m Höhe, mit den steilen Seiten nach W, S und SW gerichtet, welche Lage für uns besonders unvorteilhaft war. Nur äufserst selten konnte

man noch Spuren des alten Bettes wahrnehmen.   „Köttek" sowohl wie auch lebende
Vegetation war sehr selten; wilde Kamele sahen wir hier nur vereinzelt, und ihre Spuren wurden auch immer seltener. An der ersten Stelle, wo der Boden zum Brunnengraben vorteilhaft aussah und wo Pappeln und Tamarisken in einer Reihe standen , rasteten wir. An diesem Punkt konnten wir nicht weniger als 42 lebende Pappeln zählen. Der Brunnen führte abwechselnd durch Sand und Thon ; zwischen zwei Thonlagern erreichten wir den wasserführenden Sand; nur 14 cm des Bodens waren gefroren; das Wasser stand in 1,92 m Tiefe mit 7,51° Temperatur , süfs und herrlich. Die Entfernung zwischen zwei Dünen-kämmen verhielt sich zur Dünenhöhe im Mittel wie 1 : 12,8.

Von Lager X X V n a c h Lager X X V I. Jetzt wurde der Sand wieder niedriger, und wir bekamen den Eindruck, als hätten wir schon die schlimmsten Passagen dieses Teils der Wüste hinter uns. Die Vegetation zeigte sich noch immer sporadisch; die Dünen erreichten eine Höhe von 15 in. An einer Stelle zählten wir sogar 70 Pappeln, auf einem nord-südlichen Streifen stehend. Die Spuren eines Panthers („molun") schienen zu beweisen, dafs der Tarim nicht sehr weit entfernt sein konnte. An ein paar Stellen war die Oberfläche des Bodens sogar feucht, und hier kam abgestorbener Kamisch vor; keine Spuren des wilden Kamels mehr, wohl aber hier und da alte Düngung. Am Lager war der

Boden zum Brunnengraben nicht geeignet.

V o n Lager X X V I nach Lager X X V I I (17. Februar) wurde der Sand wieder mächtiger und steriler, obgleich wir gewöhnlich immer ein paar Pappeln innerhalb des Gesichtskreises batten. Hier traten wieder „davane" auf, und dieselben zeigten allmählich eine Tendenz, sich von W nach 0 zu erstrecken ; dagegen standen immer noch die hin