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0139 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 139 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Neuere Forschungen in der Lop-nor-Gegend.   127

von Tjeggelik-uj nach Kara. koschun angibt , vergegenwärtigt das eigentümliche Verhältnis, in welchem der Flufs zum See steht. Wir finden nämlich , dafs der Flufs in seinem Bette gegen Osten immer tiefer wird, und dafs er bei Jangi - uj, wenig oberhalb des Deltas, mehr als doppelt so tief ist, wie die tiefste Stelle des Sees . in welchen er sich ergiefst. Auf der Strecke von Jangi-uj nach dem Bassin , wo ich 4,25 m mafs, mufs das Gefälle der Wasseroberfläche sehr gering sein, und in der That ist also die absolute Höhe des Grundes des Bettes von Jangi-uj geringer als die des Punktes, wo 4,25 m gemessen wurden. Wahrscheinlich mufs man weit nach Osten sich begeben , um den ersten Punkt des Seebodens zu finden, der sich auf derselben absoluten Höhe befindet, wie der Flufsboden bei Jangi-uj, wenn überhaupt ein solcher Punkt vorhanden ist, denn noch weiter östlich steigt der Boden wieder an in der Richtung nach dem Khara-nor. Hier, wo der Flufs noch in einem regelmäfsigen Bett strömt, hat er sich verhältnismäfsig viel tiefer in den Boden eingeschnitten als weiter östlich im Delta, wo erstens, wenn wir den Kara-koschun als eine Erweiterung des Bettes betrachten 1), die Erosionskraft auf eine unvergleichlich viel gröfsere Oberfläche (bis etwa 20 km breit) verteilt worden ist, und wo zweitens die festen Bestandteile, welche vom Wasser mitgeführt werden , wegen der langsameren Strömung und des dichten Schilfes allmählich zu Boden fallen. Bei der geringeren Tiefe des Kara - koschun - Beckens kann man sich leicht vergegenwärtigen , in wie hohem Grad das Areal des Sees auch für eine sehr geringe Steigerung der Wassermenge des Tarim empfindlich sein mufs. Eine solche Steigerung ereignet sich jeden Herbst durch das Hochwasser; der Flufs wie auch der See schwellen an, aber nur, um wieder allmählich zu fallen, und zwar der Tarim wegen des immer geringeren Zuflusses, der Kara - koschun ebendeshalb, aber besonders wegen der lebhaften Verdunstung. Dieses Phänomen kehrt jedes Jahr mit der Regelmäfsigkeit der Pulsschläge in den Arterien zurück, und dies ist die erste und kleinste Periode in den Schwankungen des Sees ; die zweite ist die Periode des Zunehmens oder Abnehmens der Wassermenge auf 20 bis 30 Jahre , die freilich noch schwer festzustellen ist; die dritte und gröfste Periode, welche die beiden ersten überwältigt und welcher gegenüber diese keine Rolle spielen , ist der allgemeine Zustand des Austrocknens, in welchem sich der See wegen klimatischer Veränderungen in ganz Zentral-Asien befindet.

Leider hat Prschewalskij bei seinem ersten Besuche am See nur wenige zahlenmäfsige Beobachtungen gemacht, die uns in die Lage setzen könnten , absolute Vergleiche mit den gegenwärtigen Verhältnissen zu machen. Eine wichtige Beobachtung stammt jedoch aus Alt-Abdal, welches damals wenig oberhalb des Punktes lag, wo der Tarim sich in den Kara-koschun ergofs , also nicht mit dem jetzigen oder Neu - Abdal zu verwechseln (das älteste Abdal lag, wie oben erwähnt, in Numet Beks Zeit nördlich vom gegenwärtigen Plusse). Von Anfang Februar bis Zweidrittel des März hielt sich Prschewalskij hier auf, ein genaueres Datum für die Beobachtung fehlt. Es heilst (P. M. wie oben S. 21) : „Am Westrande des Lob-Nor, neben dem Dorfe Abdally, ist dieser Flufs noch 125 Fufs breit; die gröfste Tiefe beträgt bei mittlerem Wasserstande 14 Fufs und die Geschwindigkeit der Strömung 170 Fufs in der Minute; das Bett ist wie früher muldenförmig."

Da nun im Jahre 1877 Alt-Abdal an der Mündung des Tarims in den Kara- koschun lag, bei meinem Besuche aber Kum - tjappgan auch an der Flufsmündung sich befand , da weiter meine Beobachtung ungefähr um anderthalb Monate später gemacht wurde, und da endlich , wie ich oben beschrieben habe , die Wassermenge des Flusses erst vom April an ernsthaft zu fallen beginnt , so können unsere Beobachtungen untereinander verglichen werden. Aus Prschevalskijs Zahlenangaben erhalten wir also eine Wassermenge von etwa 125 cbm in der Sekunde, aus den meinigen aber, wie oben erwähnt, rund 50 cbm.

1) So fafst ihn auch Supan auf. S. „Grundzüge der physischen Erdkunde", S. 542, wo er ihn einen Mündungssee nennt.