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0313 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 313 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise durch das Hochland des nördlichen Tibet.   301

man ein. In einem der Betten, das trocken gewesen war, kam um 1 Uhr eine kleine Wassermenge geflossen ; es war offenbar das Schmelzwasser des Morgens und Vormittags, das erst jetzt so weit gekommen war. Von Vegetation sahen wir nur eine kleine moosähnliche Pflanze („jer• bagri") mit harten Wurzeln , und Rhabarber , von Tieren nur eine Orongo-Antilope.

Im allgemeinen besteht der Boden aus sehr fein verteiltem Material, wahrscheinlich

ursprünglich Glazialthon , von den Bächen hierher geschwemmt. Da überall die Betten dieser Bäche sehr oberflächlich gelegen sind und der Boden fast ganz eben ist, sieht es aus, als ob die Bäche von Zeit zu Zeit ihre Lage änderten und in dieser Weise alles nivellierten. Nur selten kommt Sand vor.

Endlich erreichen wir jedoch den See, an dessen westlichem Ende der Boden sumpfig

ist. Hier mündet ein Gletscherbach mit etwa 1 cbm Wasser aus. Am nördlichen Ufer des Sees wird der Boden zerrissener , weil hier die nördliche Gebirgskette uns ganz nahe ist. Aufserhalb des Deltas zweier aus NO kommender Bäche liegt eine niedrige Schlamminsel. In der Nähe bildet ein niedriger flacher Ausläufer eine Halbinsel, an deren westlichem Busen wir lagerten (Lager Nr. XXIV) , weil hier etwas Gras vorkam. Sonst ist die Gegend aufserordentlich öde. Die Witterung war wie immer ungünstig; am 11. September legte sich Nebel über den See, Schnee, Wind und stark bewölkter Himmel waren jetzt tägliche Erscheinungen, worüber in dem meteorologischen Abschnitt berichtet wird. Die Minimaltemperatur sank zu -- 11,7°, Bäche und Lagune waren eisbedeckt, und über die ganze Landschaft breitete sich die Schneed ecke aus , so dais die Schneegipfel der südlichen Kette sich nicht besonders geltend machten. Zum gröfsten Teil verschwand diese Schneedecke im Laufe des Tages.

Der See Nr. 18 war der gröfste, den wir bis jetzt entdeckt hatten, und der ganze

Tagemarsch des 12. September führte uns am nördlichen Ufer entlang (etwa 27 km). Das Wasser hatte um 11 Uhr eine Temperatur von + 7,3° (-0,6° in der Luft). Die Temperatur war also wegen der Kälte der letzten Nacht mehrere Grad gefallen. Vielleicht gefrieren die Seen schon Ende September oder Anfang Oktober. Das Wasser ist krystallklar und weniger salzig als in den früheren Seen ; Nr. 18 hat dieselbe langgestreckte Form und ist 8 — 9 km breit. Die Farbe des Wassers ist über tieferen Stellen dunkel marin e-blau, über seichten hellgrün. Am Ufer liegt ein Saum von weifsem Schlamm. Wir gehen über die Hügel, welche östlich von unserem Lager eine stumpfe Halbinsel bildeten ; auch diese sendet gegen 0 eine kleine Landzunge aus. Die Kette , die wir links haben , läfst zwischen ihrem Fufse und dem See einen ziemlich breiten, verhältnifsmäfsig ebenen Ufersaum frei. Am südlichen Ufer erheben sich keine dominierenden Gipfel , sondern eine mittelhohe Kette mit ebener Kammlinie. Nur an einigen Stellen reichen an unserem Ufer die Gebirgsausläufer oder deren Schuttkegel bis zur Wasserlinie. Der Boden ist meistens weich, mit ganz kleinen grünen und roten Schieferscherben bestreut, die aber nur in einer dünnen Schicht auf dem feinen , weichen Material ausgebreitet liegen. An einer kurzen

Strecke des Ufers lagen Stücke eines äufserst porösen und leichten Tuffes oder Schlacken,

meistens von rötlicher Farbe.

Dann läuft vom Ufer eine Halbinsel in der Form eines Dreiecks aus ; sie trägt in ihrer Mitte einen Hügel , ist aber an der Basis so niedrig, dafs sich hier eine Lagune gebildet hat. Östlich derselben finden wir einen Busen, eine Insel, zwei Uferlagunen und einen Bach mit ausgedehntem , sumpfigem Schlammdelta. Alle Bäche, die wir auf dem