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0328 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 328 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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316   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Nachdem wir die letzten deutlichen Spuren der alten stufenförmigen Uferterrassen hinter uns gelassen haben, wird der Boden, der aus feinstaubigem Material besteht, für das

Auge so gut wie eben , und das Flufsbett teilt sich hier fingerförmig wie ein Delta. Ein sehr ausgedehntes Gebiet ist von solchen kleinen Betten durchzogen; jedes Bett ist von niedrigen, oft kaum fufshohen Thonstufen umschlossen. Die Schuttmenge im Bette ist sehr unbeträchtlich und um so geringer, je weiter nach Norden. Hier gibt es nur im Sommer Wasser. Ringsherum breitet sich ebenes, mit Steppenpflanzen bewachsenes Terrain aus. Bald tritt jedoch , ebenso wie in Ostturkestan , Sand auf. An der Leeseite jeder Pflanze liegt nach OSO ausgezogen eine kleine Anhäufung von Sand, auf vorherrschenden WNW-Wind hindeutend. Der Sand wird allmählich häufiger und bildet endlich einen schmalen Flugsandgürtel, der jedoch aus nur niedrigen Dünen besteht. Dann treten Tamarisken auf, zuerst vereinzelt, dann dichter und auf den gewöhnlichen Erdkegeln thronend, bis sie allmählich ein wirkliches Labyrinth bilden. Von Tieren batten wir den ganzen Tag nur ein paar Raben gesehen. In der Nacht erreichten wir die Niederlassung von Jiketsohan-gol.

Wir batten also genau zwei Monate gebraucht, um von Dalai-kurgan nach Jike-tsohan-

gol das Hochland des nördlichen Tibet zu kreuzen. Vom Rande des ostturkestanischen Beckens hatten wir die beiden nördlichen Ketten des Kwen-lein - Systems in SO- und OSORichtung gekreuzt , und zwar die Randkette südlich von Kapa, welche weiter östlich mit dem Tokhus -davan und Astun - tag in Verbindung steht, und dann den Arka - tag. In der ersten Kette betrug die Pafshöhe 4741 m , bei der letzten 5521 m. Die Hauptrichtung unserer Route war dann 0 und OSO , bis wir zum zweitenmal den Arka - tag in einem 4939 m hohen Pafs überschritten, um dann nach NO in die Niederungen von Tsajdam zu gelangen.

Der zentrale Teil des grofsartigen Längsthales zwischen dem Arka-tag und der südlich

davon gelegenen Kette hatte eine mittlere Höhe von 4880 m , oder 70 m mehr als der Gipfel des Mont Blanc. Die Höhenschwankungen waren im grofsen und ganzen sehr unbeträchtlich; der westliche Teil war am höchsten, mit 5078 m (See Nr. 14, Lager Nr. XVIII) als beobachteter Kulminationspunkt. Von hier aus fällt der Boden stufenweise nach 0 bis 4596 m , um wenig weiter östlich in die Gebiete mit Abflufs überzugehen. In dem gewaltigen Längsthal, das viel mehr den Eindruck eines Hochplateaus macht, wurde dagegen das Wasser von Salzseen verschiedener Gröfse angesammelt , wobei jeder See also das Zentrum eines abflufslosen Gebietes bilden. Neben diesen gröfseren Becken, von denen 22 aufgezeichnet wurden , gab es nun auch eine Reihe ganz kleiner, welche höchstens

Tümpel in ihrer Mitte hatten.

Die Hauptstreichrichtung sämtlicher Gebirgsketten war von W nach 0, jedenfalls mit

nur wenig hervortretenden Abweichungen. So läuft das Randgebirge, der Tokkus-davan und Astun-tag nach ONO, und der Arka-tag macht, wo wir ihn kreuzten, einen schwachen Bogen in derselben Richtung ; wo wir diese Kette zum zweitenmal passierten, macht sie eine ebenso schwache Biegung nach OSO. Die mächtige südliche Gebirgskette, die etwa als eine Fortsetzung des Koko - schili betrachtet werden könnte , scheint fast gerade gegen 0 zu laufen, jedoch um weiter östlich ebenfalls nach OSO umzubiegen. Das Hochland zwischen den beiden mächtigen Faltengebirgen war jedoch nicht einfach als ein flaches Thal aufzufassen, denn wenn dies auch im grofsen und ganzen und besonders an einigen Punkten der Fall

war , so fanden wir doch , dafs der Zwischenraum sehr oft , ja meistens , auch von kleinen Ausläufern und Parallelketten eingenommen wurde, und dafs deshalb manchmal das Hauptthai in mehrere Parallelthäler zerfiel. Die Ausläufer waren hauptsächlich N—S gerichtet, wogegen die Parallelketten , gewöhnlich mit sanft abgerundeten Oberflächenformen , W-0 streichen. In den mittleren Teilen des Hauptthales war festes Gestein sehr selten und bestand gewöhnlich aus altkrystallinischen Gesteinsarten. Eine charakteristische Erscheinung