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0160 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 160 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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148   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Auf der obigen, von Herrn Himly mir mitgeteilten Karte finden wir also sogar die

konventionellen Gebirgsbezeichnungen eingetragen.

Inzwischen hat ja die Identifizierung Khas-omos mit Gas oder irgend welchem andern See sehr wenig mit der W a n d e r u n g des Lop-nor zu thun. Ob eine alte chinesische Karte richtig oder falsch gezeichnet worden ist, spielt gar keine Rolle im Verhältnis mit den Schlufsfolgerungen, die wir an Ort und Stelle ziehen können, und welche alle darauf hindeuten, dafs der See in der That seine Lage verändert, wie uns auch die Ein-

geborenen selbst erzählen.   aber die Zuverlässigkeit dieser alten Karte brauchen wir
übrigens gar nicht zu streiten, da uns die Wirklichkeit so reichliches Beweismaterial in die Hände gegeben hat. In meinen aus Khotan geschriebenen Abhandlungen habe ich vielleicht zu viel auf die Zuverlässigkeit dieser Karte gebaut.

Endlich will ich die Schlufsfolgerungen der Abhandlung Koslows hier wiedergeben. Er sagt, dafs die von mir beobachteten Thatsachen in einer anderen Weise erklärt werden müssen ; „das öde Gebiet östlich der von ihm (Hedin) entdeckten Seen wurde gebildet — nicht durch den Lop-nor, der 1° südlicher entfernt blieb, sondern vom Flusse Kontje-darja, in seinem ununterbrochenen Streben nach Westen ; der hier und da seeähnliche Ilek und der ihn an seinem östlichen Ufer begleitende Gürtel von Salzlagunen und Sümpfen stellt die armseligen Reste des Wassers dar — nochmals nicht des Lop-nor, sondern rberb]eibsel des wandernden Flusses.

Mit diesen Thatsachen und Erklärungen wird der zweite Punkt von den Beweisen, welche Sven Hedin zu gunsten seiner Hypothese über die ehemalige Existenz eines anderen Lop-nor aufgestellt hat, widerlegt.

Mit dem dritten Punkte in der Widerlegung Sven Hedins bin ,ich einverstanden; dafs die Vorfahren der heutigen Lop - norer an einem See wohnten , welcher nördlich vom Lop-nor gelegen war, und zwar am See Utschu-kul, hat uns auch M. V. Pjewzow mitgeteilt.

Warum Marco Polo den See Lop-nor nicht erwähnt, überlasse ich kompetenteren Personen zu entscheiden.

Die einzige Folgerung , die ich aus der ganzen vorhergehenden Auseinandersetzung ziehen kann, ist die, dafs der Kara-koschun.kul nicht nur der Lop-nor meines unvergefslichen Lehrers N. M. Prschewalskij ist, sondern auch der alte, historische und wirkliche Lop-nor der chinesischen Geographen ; solcher ist er während der letzten tausend Jahre gewesen, und solcher wird er auch bleiben, bis der Lauf der Zeit in seiner Strömung auch ihn vom Antlitz der Erde vertilgt."

Der erste Punkt meiner Beweisführung betrifft die chinesische Karte, wo also Stubendorff und Grigoriew der Meinung sind , dafs Khas-omo mit Gas identisch ist. Sonst brauchen wir nicht auf Koslows Schlufsfolgerung tiefer einzugehen , dies ist schon oben indirekt geschehen. Dafs der Kara-kosehun mit Prschewalskijs Lop - nor identisch ist , wissen wir, mit dem alten Lop-nor kann er aber nicht identisch sein. Niemand hat Prschewalskij der Ehre berauben wollen, der europäische Entdecker des Lop-nor zu sein , aber zu kühn ist es, auszusprechen, dafs der See im letzten Jahrtausend ein solcher gewesen ist , wie jetzt, und noch kühner, dafs er in der Zukunft ein solcher verbleiben wird. Cher die Zukunft des Sees wissen wir nichts, obgleich sowohl Bogdanowitschs wie meine Beobachtungen eine Tendenz des Sees , sich stromaufwärts zu bewegen , angedeutet haben, und was das vergangene Jahrtausend betrifft, so babe ich hier oben so viele Einzelheiten aus der Geschichte der Wanderung des Sees verfolgen können, dafs wir uns dabei nicht länger aufzuhalten brauchen. Gewifs bekommt man aus der Abhandlung Koslows, die sonst so viele wichtige und scharfsinnige Auseinandersetzungen enthält, den Eindruck , dais die nördliche meridionale Seenkette verschwindend klein sei im Vergleich mit dem Kara-koschun. Jene, die er übrigens nicht gesehen hat, nennt er „die armseligen Reste des Flusses", diesen