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0211 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 211 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Jas-julgun über Kerija nach Khotan.   199

erreichen wir die Fortsetzung des Baches von Oj-tograk , der in seinem oberen Teil Pischka-su genannt wurde, hier aber Terek-ulugan heifst und dann Burun-tal. Das Wasser war ganz trübe wie Lehmbrei, und der Bach hat einen mäandrischen Lauf zwischen den Dünen; der Weg läuft eine beträchtliche Strecke im Bett und kreuzt dasselbe oft, wo armselige Vegetation gedeiht , an den Ufern wachsen lichte Pappeln. Das Arikwasser, welches in Oj-tograk nicht in Anspruch genommen wird, strömt hier weiter ; man behauptet aber, und dies schien in der That der Fall zu sein , dafs die Wassermenge nach unten allmählich beträchtlicher wird , was auf nichts anderem beruhen kann, als dafs der Bach von der linken Seite , d. h. von oben , einige Zuflüsse bekommt. Jar - bulak ist eine Gegend am Bache, in der sich an den Ufern Steppen ausbreiten und Schafherden weideten. Diese Kamischsteppe wird durch Sanddünen begrenzt. Hier biegt der Bach in einer nördlichen Richtung ab, und wir verlassen ihn rechts. In der Hochwasserperiode soll er dem Kerija-darja eine nicht unbeträchtliche Wassermenge zuführen.

Bevor wir das Dorf Ghaderang erreichen, haben wir noch eine kleine Strecke öden Sandes zu kreuzen. Besch-tograk mit prächtigen Pappelalleen liegt am rechten Ufer des Kerija-darja. Das Bett dieses Flusses war hier breit und seicht, mit weichem alluvialen Schlamm bedeckt, nur hier und da mit Geröll. Die Wassermenge betrug nur 4 cbm, es war trübe und in mehrere kleine Arme geteilt, und man wundert sich, dafs dieser anscheinend kleine Flufs derselbe sein konnte, welchem wir im Winter 14 Tage lang gefolgt waren, und welcher in der kalten Jahreszeit noch weit im Norden so bedeutend sein konnte. Dies war am 20. Mai, am 11. Juli war der Flufs noch klein, was offenbar auf dem Aderlassen der „ariken" beruhte. Die Breite betrug dort 28,7m, die gröfste Tiefe 0,51m , die gröfste Geschwindigkeit 1,43 m und die Wassermenge 15,s cbm ; vor kurzem war aber der Wasserstand 0,30 m höher gewesen.

Die Stadt Kerija liegt am linken Ufer in unmittelbarer Nähe des Flusses, hat einen chinesischen Amban und sonst, in Jangi-schahr, etwa 100 chinesische Bewohner, 4 Beken, mehrere „jus - baschis" und einen „mir - ab", der über die Verteilung des Wassers in den verschiedenen „ariken" die Aufsicht zu führen hat ; das Stadtgebiet bekommt also Wasser während 6 Tage, dann die „kischlaks", jeder 6 Tage nacheinander und so weiter. Die Bevölkerung des Distriktes wird zu 3000 „ujliks" berechnet.

Der Bazar hat nur eine lange Hauptstrafse, in welcher der Verkehr nur am Bazartage lebhaft ist, wenn die Bewohner der umliegenden Dörfer sich mit ihren Waren nach Kerija begeben. Ungefähr 40 andischanische Kaufleute wohnen jetzt hier; der Handel ist ohne Bedeutung. Es gibt einen grofsen „mestjid" und ein paar „medresses", sonst nichts von Interesse. Die wichtigsten Produkte des Distrikts sind : Schafwolle, Filzteppiche, Häute und Gold ; die Schafzucht steht verhältnismäfsig hoch. Kerija ist dem Areal nach das gröfste „ambanat" von Alti-schahr („die sechs Städte” , auch Jetti-schahr , „die sieben Städte"), wie Ostturkestan zu Jakub Beks Zeit genannt wurde.

Die Aussaat erfolgt hier nur im Frühling; der Weizen Anfang März; die Ernte ist schon Mitte Juli reif und wird im Laufe von 25 Tagen überall eingebracht. Der Mais wird Anfang Juni gesäet und Mitte Oktober geerntet; ungefähr dasselbe gilt vom Reis, der jedoch in weniger bedeutender Menge gebaut. wird. Sonst werden die gewöhnlichen Früchte und Gemüse gebaut. Es wurde mir versichert, dafs in Khotan die Trauben Mitte Juli reif werden, in Kerija Ende Juli, in Nija Anfang August und in Tjertjen Ende August, also je weiter nach Osten , desto später. Worauf dies beruht, ist schwer zu sagen bei einem in geographischer Hinsicht so gleichmäfsigem Lande ; vielleicht sind die Windverhältnisse maisgebend.

Die schwarzen Stürme sollen gewöhnlich westlich sein , die gelben nördlich, Regenwolken und Regen kommen aus Süden ; die Schneemenge ist verschwindend klein. Der Flufs ist wie überall in diesen Gegenden sehr viel von der Witterung abhängig. Anfangs