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0137 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 137 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Neuere Forschungen iii der Lop-nor-Gegend.   125

Jahre 1847 , war der See tiefer und viel reiner ; in den folgenden 20 Jahren , also bis 1867, befand sich der See in einer Periode des Rückganges; seit 1870/71 hatte aber der Wasserreichtum des Tarim wieder zugenommen , nach 1877 hat aber der See wieder an Ausdehnung, Tiefe und Wassermenge sehr beträchtlich verloren. Es ist schon von vornherein unwahrscheinlich, dafs die Tamarisken, wenn sich der See in einer Periode des Rückganges

befand , Gelegenheit finden würden , sich auf dem zufälligerweise trocken gelegten Boden ansässig zu machen. Denn wenn dies auch möglich wäre, so hätte Prschewalskij doch auch am südlichen Ufergürtel Tamarisken finden müssen; dies hat er aber offenbar nicht gethan, denn er sagt, in Zusammenhang mit dem 8 bis 10 Werst breiten Gürtel von Salzmooren am Südufer des Sees : „Jenseit der Salzmoore zieht sich — wenigstens auf dem von mir erforschten Südufer — ein schmaler , dem See - Ufer parallel laufender Streifen , der mit Tamarisken bewachsen ist, hin, und über denselben hinaus breitet sich die mit Kieselgerölle bedeckte Ebene aus, die stark, aber allmählich, zum Fufse des Altyn-tag hinansteigt."

Die Tamarisken , die bei der ersten Bildung des Kara - koschun etwa vorhanden waren, sind also in den Salzmooren, wo sie nicht leben konnten, abgestorben und vernichtet worden, und fangen erst jenseit dieses Salzgürtels an. Gegenwärtig aber, wo diese weiten Salzmoore trocken gelegt sind , können die Tamarisken wohl allmählich sich wieder einheimisch machen. Die Tamarisken dagegen , welche die ganze Zeit im Wasser gestanden haben und welche Prschewalskij auf dem Seegrunde sah, sind wahrscheinlich im Süfswasser konserviert worden und waren vielleicht auch zeitweise und unter anderen Strömungsverhältnissen in Sand und Schlamm eingebettet.

Aus der Beschreibung des Kara-koschun von Prschewalskij können also kurz folgende zwei Punkte mit vollkommener Gewifsheit hingestellt werden : 1) der See befindet sich in einer grofsen Periode des Austrocknens; 2) in kleineren Perioden von ca 20 Jahren schwankt jedoch die Wassermenge, da sie auf der gröfseren oder kleineren Wasserzufuhr des Tarim beruht. Als Wahrscheinlichkeit kann hingestellt werden, 3) dafs die auf dem Grunde vorkommenden Tamarisken sich an Ort und Stelle befanden schon zu einer Zeit, als sich hier lauter Wüste ausbreitete. Dafs schon Prschewalskij selbst die zwei ersten Punke richtig aufgefafst hat, beweist er, wenn er schreibt: „Diese (südlich des Tamariskengürtels befindliche) Ebene war in längst vergangener Zeit wahrscheinlich der Rand des Sees Lob - Nor, der damals mit seinem Wasser alle jetzigen Salzmoore bedeckte, folglich viel gröfser, wahrscheinlich auch tiefer und reiner war. Welche Ursachen darauf das Seichtwerden des Sees herbeigeführt haben , und ob sich dieses periodisch wiederholt , kann ich nicht sagen. Übrigens wird das Faktum des Austrocknens fast bei allen mittelasiatischen Seen bemerkt."

Im Vergleich mit dem Gesagten ist es interessant, daran zu erinnern, dais ich am nördlichen Ufer des Kanat - baglagan - köll Tamarisken auf den gewöhnlichen Sand- und Staubkegeln fand. Dafs diese Kegel sich in den letzten 20 Jahren gebildet haben können, ist natürlich unmöglich; sie müssen schon in der vorhergehenden Periode des gröfseren Wasserreichtums existiert haben und bildeten damals Inseln, Landzungen und vielleicht ziemlich ausgedehnte Gebiete, die vom Wasser nicht erreicht werden konnten. Diese Annahme wird. um so mehr zweifellos, als ich im Norden dieser Kegel und Hügel Salzmoore und Tümpel mit sehr bitterem Wasser fand , welche vor mehreren Jahren vom See abgeschnürt sind, aber in der letzten Periode des Wasserreichtums Teile desselben ausgemacht haben; möglich ist es auch , dafs sie noch heute zum Teil vom Hochwasser überflutet werden. Wie der von Prschewalskij erwähnte Gürtel von Salzmooren am Südufer vor 20 Jahren für eine deutliche Verkleinerung des .Sees sprach, so beweisen die von mir gesehenen Salzmoore am Nordufer , dafs die Periode des Austrocknens noch jetzt fortdauert. Die Tamariskenkegel am Nordufer sind mit einem Wort älter als der See.

Prschewalskijs Erklärung über die Thatsache, dafs die beiden Seebecken süfses Wasser haben, ist gewifs ganz richtig und heutzutage , wo die Dimensionen zusammengeschrumpft