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0244 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 244 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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232   Hedin, Reisen in Zentralasien.

5 Tagen erreicht und sollte noch 15 Tage strömen , wonach der Kanal weiter westlich gesperrt wird. Die Mühlen arbeiten also nur 20 Tage jedes Jahr. Noch zwei alte, deutliche Flufsbetten wurden gekreuzt, von denen das gröfste 75 m breit , mäandrisch wie der Jarkent-darja war und sehr gut erhaltene Uferlinien hatte, Der Boden des Bettes war vollkommen eben und steril ; an den Ufern , die 1,5 m höher lagen , kam aber spärliche Steppenvegetation , Kamisch und Tamarisken, vor. Sonst besteht der Boden aus feinem, hartem Sand. Der öde, seichte, 5 „potaj" lange See Baj-khan-köll mit salzhaltigem, klarem Wasser wurde rechts von unserem Weg gelassen. Er wird von den Kanälen aus Jangihissar gebildet, und das überschüssige Wasser erreicht die Mühlen von Tokkus-tybb. Im Winter ist er am gröfsten, aber im Frühling und Sommer wird er immer kleiner. Die teilweise kamischbewachsenen Ufer sind feucht und weich. Die Wasserziige des Ges-darja und der Jangi-hissar-Gegend erreichen also den Jarkent-darja nicht, sondern versiegen weit westlich vom Flusse.

In der Gegend Kisil - dji - khanem gibt es einen Masar und einen recht ausgedehnten See mit salzigem Wasser und Kamisch an den Ufern. Auch dieser See wird von Überschufswasser aus Jangi-hissar gebildet. Über einen schmalen Arm des Sees oder Sumpfes führt eine Brücke. Von hier aus geht der Weg nach SSW. Hier beginnt der Sand, erst in vereinzelten, auf feuchtem, hartem Boden stehenden, bis 8 m hohen und offenbar durch NW-Wind gebildeten Dünenindividuen. Solche Gegenden , in denen die Dünen noch sporadisch stehen , werden „ala - kum" oder bunter (d. h. unterbrochener) Sand genannt. Wo die zusammenhängende Wüste , „sor-kum", anfängt, lag der kleine Gasthof Lenger, mit ein paar jetzt unbewohnten Häusern. Die Dünen waren von SSW nach NNO ausgezogen.

Das Dorf Ordan -Padschah war jetzt von 25 Familien bewohnt. Der Hauptscheik ist auch Chef von Hasrett-Begim und wohnt entweder in Jangi-hissar oder im nahe liegenden Dorfe Sajgan. Man behauptete, dafs im Winter 10- bis 12000 Pilger sich nach dem Grab begeben, im Sommer, wegen der Hitze und Wassermangel, nur 5000. Die Pilger bringen Geschenke in natura mit, um die Grabdiener zu erhalten. Wenig nördlich vom Dorfe bildet auf dem harten Boden zwischen ein paar Dünen eine Süfswasserquelle, Tjävätt-khanem, ein Bassin ; eine andere Quelle hat salziges Wasser , welches nur benutzt wird , wenn die Pilgerzahl sehr grofs ist. Beim Dorfe wachsen ein paar Pappeln, sonst gibt es keine Vegetation. Augenblicklich wird das Dorf von einer mächtigen Düne bedroht, deren Leeseite 29° abfiel, wogegen die Luvseite 18° Winkel hatte. Die Dünen sind hier etwas unregelmäfsig geformt, offenbar, weil verschiedene Winde in verschiedenen Jahreszeiten herrschen. Die acht Häuser , von denen der „khaneka" und der „kasan-khane" die wichtigsten sind, sind auf ebenem Thonboden aufgeführt, und zwar zwischen zwei 160 m voneinander entfernt liegenden Dünen. Die Einwohner behaupteten, dafs der „khaneka" (Gebethaus) vor 25 Jahren dieselbe Lage gehabt hätte ; die übrigen Häuser wären vor 22 Jahren aufgeführt worden. Ein älteres „kasan-khane" (d. i. Kesselhaus, wo die Küche für die Pilger sich befindet) war vor einigen Jahren von Sand verschüttet worden; der neue „kasankhane" war deshalb vor nur zwei Jahren aufgebaut ; allein auch dieser ist bedroht, denn die nächste Düne ist nur 4 m davon entfernt. Die Dünen scheinen in diesem Teil der Wüste hauptsächlich nach SO zu wandern.

Am 1. April 1874 begab sich Bellew von Jangi - hissar über Sajgan in OSO-Richtung durch die Wüste nach Hasrett - Begim und Ordan - Padschah. Am Wege fand er einige salzige Brunnen. Er sagt, dafs die Dünen von NW nach SO fortschreiten und von nörd-

lichen und nordwestlichen Winden getrieben werden.   Er erwähnt ein paar Gebäude,
deren Versandung grofse Fortschritte machte; es sind gewifs dieselben, deren Ecken jetzt aus der nächsten, im NW stehenden Düne hervortreten. Die übrigen Häuser fand er, wie auch ich , auf sandfreiem Boden zwischen den Diinen aufgeführt. Bellew sah voraus, dafs