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0189 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 189 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Tjarkhlik, Vasch-schahri, Tjertjen-darja.   177

ist jedoch nur ein kleines Dorf, in dem auch Viehzucht getrieben wird. In Tatran wohnen jetzt 10 bis 12 Familien; hauptsächlich wird Weizen gebaut, Reis in sehr geringer Menge. Man fürchtet die Gebirgsregen, weil da der Flufs sehr anschwillt, die Bewässerungskanäle beschädigt und eine Menge Lehm und Schlamm mitführt, der sich in der Nähe des Dorfes ablagert. Der ganze April dieses Jahres war ungewöhnlich windig gewesen. Besonders Rindvielhzu.cht wird getrieben, jetzt hatten nur zwei der Bewohner Schafherden.

Der hohe Sand soll hier erst in einer Tagereise Entfernung gegen Norden anfangen,

und der Zwischenraum soll von Steppen, Kleinwald und „köttek" eingenommen sein. Dies ist auffallend und könnte nur so erklärt werden, dafs auch hier ein alter Zweig des Flusses einen nördlichen Lauf eingeschlagen hat, der den hohen Sand sehr lange aufgehalten hat. Auch im Süden von Tatran soll der hohe Sand in gröfserer Entfernung liegen.

Anfang Juni steigt der Flufs und wird bald sehr mächtig ; das Hochwasser dauert

zwei Monate, und der Flufs kann da nirgends passiert werden ; doch wird er in dieser Gegend abends immer etwas kleiner. Mitte August wird er schnell Tag für Tag kleiner, und wenn er friert, ist die geringe zurückgebliebene Wassermenge fast nur Quellwasser, das ganz klar ist.

Nicht weit von Tatran passiert der Weg den Hauptkanal des Dorfes. Der Wald setzt

sich immer fort, ist aber licht, und die Pappeln stehen in kleinen Gruppen oft in ziemlich grofser Entfernung voneinander; der Boden ist hart und gut, die Gegend immer mehr offen. Die ersten Waldgegenden hatten die Nainen : Pak-pak-tograk, Kutsche-kumusch-tokaj, wo der Weg, wie der Name zeigt, wie eine Strafse durch Kamischfelder führt, Supa-dung; Schor-köll ist ein kleiner Sumpf mit salzigem Wasser ; Issik-utak („die warme Stelle") klingt wie ein Paradoxon, denn eben hier soll es im Winter sehr kalt sein ; der Name ist deshalb gegeben, weil Reisende im Winter hier Feuer anzumachen pflegen. Der Flufs ist bier sehr tief eingeschnitten und hat eine Breite von höchstens 30 bis 40 m; Usun-köll ist auch ein Sumpf. Dann folgt am linken Ufer eine Reihe von langgestreckten Sümpfen, reich an Kamisch und üppiger Vegetation. Die Luft wird mit einem Geruch von verfaulten Pflanzen gefüllt. Bäliklik - köll („balik” = Fisch) soll früher fischreich gewesen sein. Kara-kurytj-agil und Ak-tikken-dung sind die folgenden Gegenden am Ufer. Kein Sand ist mehr sichtbar. Sogak-bulak hat, wie der Name angibt, kalte Quellen. Gaslik-köll ist wieder eine Sumpfgegend. Bei Tograk-agil sieht man die Spuren eines alten Bettes.

Die erwähnte lange Kette von Sümpfen am linken Ufer sind in ganz anderer Weise

gebildet, als die, welche wir weiter unten gesehen hatten und welche einfach wie Lagunen, vom Flusse selbst gebildet, aufzufassen waren. Zwischen Tatran und Tjertjen lagen die Sümpfe zwischen dem Flufs und einer senkrechten Uferterrasse von etwa 5 m Höhe ; an der Basis dieser Terrasse quillt eino Reihe kalter Süfswasserquellen zu Tage , welche die Sümpfe mit Wasser versehen ; sie erscheinen zwischen Lagen von Sand und alluvialem Thon; wahrscheinlich stammt dieses Wasser einfach aus den „ariken" von Tjertjen , die hier wieder dem Flufs sein Übersciufswasser zurückgeben; es ist dasselbe Phänomen, welches wir auch beim Kerija - darja unterhalb der Stadt Kerija gefunden hatten. Der Raum zwischen der Terrasse und dem Flufs wird also von einem schmalen Sumpfgürtel

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Su-nt pf

eingenommen, in dem jedoch streckenweise fester Boden liegt, so dafs man auch hier reiten kann. Auch am rechten Ufer gibt es eine ähnliche Terrasse, und es ist offenbar, dafs beide ihre Existenz dem Hochwasser des Sommers verdanken.

Der Flufs hat einen sehr gewundenen Lauf, man merkt es weniger von der Terrasse

Hedin, Reisen in Zentralasien.

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