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0258 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 258 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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246   Hedin, Reisen iii Zentralasien.

wüste liegt, aber auch darauf, dafs der Jarkent - darja ungleich mächtigere Wassermassen führt, welche eine reichlichere Vegetation oder jedenfalls einen breiteren Vegetationsgürtel hervorlocken, und somit der Dünenbildung hinderlich ist. Dazu kommt noch der Tisnabdarja, der, wie es scheint, recht weit nach N fliefst. Wie früher beim Jarkent-darja fanden wir auch wenige Kilometer westlich vom Khotan-darja die Spuren eines alten , jetzt gröfstenteils versandeten Flufsbettes, welches deutlich als eine von S nach N sich erstreckende Vertiefung mit reichlicher Vegetation kenntlich war. Auch dieser Flufs hat das Bestreben, sich nach 0 zu verschieben.

Der Jarkent-darja ist die Hauptpulsader von Ostturkestan und enthält immer strömendes Wasser, obgleich die Wassermenge mit den Jahreszeiten sehr grofsen Schwankungen unterworfen ist. Der Khotan-darja ist dagegen nur ein Nebenflulà desselben und führt nur im Sommer Wasser. Als wir am 29. Mai bei Sil den Flufs verliefsen, war das Bett so gut wie trocken , und bis hierher gelangt wohl kaum die Sommerflut vor Ende Juni oder Anfang Juli, vielleicht noch später. Oben (S. 27) habe ich•erwähnt, dafs der Jurun-kasch und der Kara- kasch im Laufe des Juni mit jedem Tage stiegen , aber erst am 21. Juni (1896) die eigentliche Sommerflut kam , und Ende des Monats die beiden Flüsse etwa 850 cbm Wasser führten. Von diesem Quantum geht hier weniger Wasser durch Seitenarme, Lagunen, Uferseen und Sümpfe verloren als im Jarkent-darja, um so viel mehr aber durch Verdunstung und Einsickern in den Boden, welche beide Faktoren um so kräftiger wirken, weil das Bett sehr breit und seicht ist und durch sandiges Gebiet führt. Der Khotan-darja fliefst ziemlich gerade nach N, und das Hochwasser gelangt in verhältnismäfsig kürzerer Zeit nach Sil, als das des Jarkent-darja auf einer Strecke von derselben Länge, weil dieser Flufs reicher an Uferseen ist, die zuerst gefüllt werden müssen. Inzwischen können wir voraussetzen , dafs das erste Hochwasser nicht früher als Mitte des Sommers nach Sil gelangt, und dafs nur eine verhältnismäfsig unbedeutende Wassermenge die gauze Strecke von Khotan nach Sil zurückzulegen vermag. Im Frühling, Mai und den gröfsten Teil des Juni, ist also das Bett am trockensten. Dann kommt allmählich die Sommerflut, um das Bett zu füllen , und im Juli ist der Flufs sehr mächtig ; im August wird er schon, unterhalb Khotan, etwas niedriger, fällt dann im Herbst, bis der letzte im Bett vorhandene Rest gefriert. Nur wenig Wasser wird aber den ganzen Winter als ein gefrorener Streifen stehen, und dieser Eiskuchen soll nicht bis nach Buksem (Lager XXIII) reichen. Im Frühling schmilzt das Eis und verursacht die erste Frühlingsflut, nach welcher das Bett fast ganz trocken liegt — mit Ausnahme der Tümpel („köll"), die in tieferen Depressionen des Bettes zurückbleiben , und an welchen die Karawanen und Reisenden auf dem Wege zwischen Khotan und Ak-su rasten.

In den meisten von diesen „kölls” halten sich Fische auf. General Pjewzow hat mir mitgeteilt, dafs er eben hierin einen Beweis dafür findet, dafs das Flufswasser auch im Frühling und Vorsommer in gewisser Tiefe (im Niveau der Oberfläche dieser Tümpel) wenn auch freilich langsam nordwärts sich bewege. Er glaubt, dafs, wenn dies nicht der Fall wäre, das Wasser in den Tümpeln allmählich faulen müfste und die Fische darin nicht leben könnten. In der That ist aber das Wasser vollkommen frisch und gesund. Ich halte diese Theorie Pjewzows für sehr wahrscheinlich , und wir haben schon etwas ähnliches beim Kerija-darja gefunden, wo der Flufs unterhalb der Stadt, jedoch als Quelle, wieder zu Tage tritt. Wir können in derselben Weise annehmen, dafs im N der Kerijadarja sich unterirdisch eine gute Strecke fortsetzt, wo man mit Leichtigkeit auch Brunnenwasser bekommt.

Ich habe schon oben darauf aufmerksam gemacht , dafs an den ostturkestanischen Flüssen die Wege fast immer am linken Ufer laufen. Ausnahmen von dieser Regel gibt es jedenfalls nur wenige, z. B. an einem Teil des Kisil - su (Kaschgar - darja) und von Merket nach Jarkent, wo aber der Weg am rechten Ufer nur in der Hochwasserperiode