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0169 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 169 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Eine chinesische Beschreibung des Lop-nor.   157

weil die südlichen Seebecken Kara-buran und Kara-koschun sich zu bilden angefangen hatten, denn , obgleich ich oben bei der Besprechung der einheimischen traditionellen Nachrichten habe ermitteln können, dafs der See ungefähr um 1725 seine Wanderung nach Süden begonnen hat, so enthält auch der chinesische Text Anhaltspunkte dafür, dafs, wenn auch in der Gegend von Kara-koschun ein See vorbanden war, derselbe jedoch in gar keiner Verbindung mit dem alten Lop-nor stand, — zu dem Zeitpunkt, als der Si-yü-schuei-tao-ki verfafst wurde.

Diese Wanderung des Sees bat sich gewifs nicht mit einemmal, im Laufe etwa von einem

oder ein paar Jahren ereignet, sondern eine gewisse Zeit erfordert. Eine schwache Andeutung darauf finden wir auf der chinesischen Karte durch die drei nördlich vom Lop-nor gelegenen kleinen Seen, welche Überbleibsel sein können, wogegen die vier südlich gelegenen die Vorläufer auf der Wanderung nach Süden darstellen könnten, — etwa in der Weise, wie ich schon in meiner aus Khotan eingesandten Abhandlung: „Ein Versuch zur Darstellung der Wanderung des Lop - nor -Beckens in neuerer Zeit" (Peterm. Mitteil. 1896, Heft 9, und Tafel 16) mir die Sache gedacht habe.

Es enthält auch der Si-yü•schuei-tao-ki noch einen Anhaltspunkt für die Wahrschein-

lichkeit der Annahme, dafs zu einer gewissen, obgleich späteren Zeit sowohl ein nördlicher

wie ein südlicher See existiert haben ; es heifst nämlich: „dieses Gewässer (Lop-nor) sei so grofs, es seien über 2 Monate nötig, um es zu umgehen". Wie übertrieben diese Angabe auch sein mag, so liegt doch die Annahme nahe, dafs hier alle die damals (1759; s. oben den Text) existierenden Lop-Seen gemeint werden. Es ist um so wahrscheinlicher, als wir noch heute sowohl einen nördlichen , wie einen südlichen Lop-nor haben. Als Hauptsee wurde jedoch immer der nördliche, der auf der Karte bezeichnete betrachtet. „Er nimmt im Winter und Sommer weder zu noch ab. Er liegt auf 40° 30' bis 45' N. Br. und 28° 10' bis 29° 10' W. L.". Auch diese Lage stimmt aufserordentlich gut mit der obigen, auf topographischem Wege erhaltenen ; 28° 30' W von Peking finden wir jetzt die Mündung des Kok-ala-darja bei Tikkenlik. Es ist vielleicht nur ein Zufall , wenn gesagt wird, dafs man vom Khara-nor gerade nach Westen gehen soll, um nach dem Lop-nor zu gelangen ; der Khara•nor liegt nämlich auf 40° 30' N. Br. Sowohl die topographischen wie auch die geographischen Angaben stimmen also darin überein, den alten chinesischen Lop-nor dorthin zu verlegen, wo ich seine letzten Fragmente fand.

Woher stammt diese Breite von 40° 30' für den Lop-nor? Gewifs von den portugiesischen Jesuiten Espinha und d'Arocha und dem Deutschen Hallerstein, welche vom Kaiser Kiën-Lung (1736-1796) angestellt wurden und den Auftrag bekamen, Positionsbestimmungen in dem neu eroberten Teil von Zentralasien auszuführen, über welchen der Kaiser eine kartographische Darstellung zu haben wünschte. „Die Aufnahmen, welche sie teils selbst machten, teils durch geschulte Chinesen ausführen liefsen, verdienen Anerkennung, wegen der mäfsigen Gröfse der Irrtümer in den Positionen." 1)

Pjewzow vergleicht acht von Hallerstein und Espinha (1760-65) bestimmte Breiten

mit seinen eigenen:

Die Missionare.   Pjewzow.   Unterschied.

— 6'

— 8'

—13'

-1---6'

—7'

+2'

+ 3'

—20'

Mittlere absolute Abweichung = 8'.

Pjewzow fügt hinzu , dafs die Breitenbestimmungen der Missionare also ziemlich zuverlässig sind , wogegen die Längenbestimmungen äufserst unzuverlässig sind 2). Diese

Jarkent   .   .

38°

19'

38°

24,2'

Khotan   .   .    

37°

0'

37°

7,4'

Tjira    

36°

47'

36°

58,6'

Berija    

36°

58'

36°

52,2'

Ajrilgan   .   .   .    

40°

2'

40°

8,7'

Korla    

41°

46'

41°

43,7'

Karaschar   .

42°

7'

42°

3,0'

Urumtschi   .

43°

27'

43°

44,8'

  1. y. Richthofen, China I, S. 690.

  2. Pjewzow, Trudij Tibet. Eks., S. 398-399.

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