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0144 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 144 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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132   IIedin, Reisen in Zentralasien.

Wir wenden uns jetzt zu Pjewzow, in dessen hochinteressantem Werk : „Trudij Tibetskoj ekspeditsij 1889-1890" wir mehrere wichtige Beobachtungen und einleuchtende Mitteilungen aus dem Lop - Gebiete finden. Zur Ergänzung meiner eigenen Beobachtungen und um die Beschreibung des Seebeckens so vollständig wie möglich zu machen , gestatte ich mir, hier auch einige Citate aus dem Werke Pjewzows anzuführen.

Pjewzow erfuhr, dafs der Lop-nor (d. h. Kara-koschun) „heutzutage (S. 304) eine ausgedehnte Wasseransammlung darstellt, welche zum grofsen Teil mit dichtem und ungewöhnlich hohem Schilf überwachsen ist , welches hin und wieder 4 saschen (8,5 m) Höhe erreicht bei einer Dicke von mehr als 1 Zoll. Er ist ovalförmig und erstreckt sich der Länge nach von SW nach NO mehr als 100 Werst bei einer Breite von bis zu 40 Werst. Kuntjekkan Bek, der um den ganzen See gereist ist, teilte mir mit, dafs er gerade 5 Tage unterwegs war , wobei er jeden Tag ungefähr 50 Werst zurücklegte. Nach seiner Berechnung beläuft sich also der Umkreis des Sees approximativ auf 250 Werst. Nach Versicherung dieses Beks ist er von unübersehbaren, hügeligen Salzmorästen umgeben, die vollkommen steril und hin und wieder mit Muschelschalen bedeckt sind. Auf ihrer unebenen, verhärteten Oberfläche war die Reise sehr schwierig und nur am Rande der schilfbewachsenen Stellen möglich , wo der Boden bedeutend weicher und die Oberfläche ebener war. Vergebens suchte Kuntjekkan Bek an den Ufern des Lob-nor nach irgend welchen zur Ansiedelung geeigneten Stellen — solche waren nirgends zu finden."

Diese Beschreibung macht den See viel kleiner, als man hätte erwarten dürfen ; jedoch sind die Zahlenangaben , die hieraus gezogen werden können , nur unsicher , da wir nicht wissen, in welcher Jahreszeit die Reise unternommen wurde ; denn wir haben gesehen, dafs die Wassermenge in verschiedenen Jahreszeiten sich sehr verschieden verhält, und übrigens gefriert der See im Winter, so dafs Kuntjekkan Bek, was nach Koslows späteren Beschreibungen wahrscheinlich erscheint, gewifs einen grofsen Teil des Sumpfes im Osten gelassen hat. Wichtig ist die Mitteilung , dafs die Umgebungen (in wie grofser Entfernung vom Ufer ?) hügelig sind ; denn dies spricht für die Neubildung des Sees an der gegenwärtigen Stelle. Hätte der See immer an diesem Platz gelegen, so hätte er gewifs, wenn nicht früher, so wenigstens bei seinem Zusammenschrumpfen alle Hügel und Unebenheiten nivelliert. Und wenn der See an der gegenwärtigen Stelle nur etwa 170 Jahre alt ist, so hätten sich bei dem allmählichen Austrocknen desselben die Hügel in dieser kurzen Zeit nicht bilden können. Mit „Hügeln" hat Kuntjekkan Bek nicht einfach Sanddünen meinen können, denn für „kum" hatte er bei meinem Besuch sehr scharf ausgeprägte Begriffe.

Die gröfste Tiefe fand Pjewzow zu 2 saschen (4,3 m). Nach Osten werden die offenen Stellen immer kleiner, der Kamisch dichter und das Wasser salziger. Von der Flufsmündung konnte man bei Hochwasser und mit einem kleinen Kanoe nur 30 Werst nach NO

gelangen, sonst nur 20 Werst.

„Nach übereinstimmenden Nachrichten von den Einheimischen wird der See Lob -nor mit jedem Jahre seichter. Noch in der Erinnerung der Greise war er viel gröfser und enthielt unvergleichlich zahlreichere offene Stellen."

Pjewzow erhielt von einem 110jährigen Mann, Abdul Kerim in Abdal, welches damals (1890) 4 Werst westlich von der Mündung des Jarkent-darja in den Kara-koschun entfernt war, mehrere sehr beachtenswerte Nachrichten. Bei meinem Besuch war wohl dieser Mann gestorben, ich hätte sonst von ihm reden gehört. Nach der Jugendzeit Abdul Kerims waren grofse Veränderungen am Lop-nor eingetreten. „Der Greis gestand, dafs, wenn er die ganze Zeit abwesend gewesen wäre und erst am Abend seines Lebens nach der Heimat zurückgekehrt wäre, er dieselbe keineswegs erkannt hätte. Der See Lob - nor war in der Jugendzeit Abdul Kerims , d. h. vor vollen 90 Jahren , in seinem südwestlichen Teil frei von Schilf, welches sonst nur einen schmalen Saum des flachen Ufers bedeckte, während die offenen Wasserflächen des Sees sich so weit nach NO erstreckten, als die Gegend