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0140 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 140 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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I28   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Dafs die Wasserzufuhr des Flusses in den 20 Jahren wesentlich abgenommen hat , haben wir schon gesehen , aber dafs dieselbe in einem solchen Mafsstab vor sich gehen sollte, ist höchst unwahrscheinlich. Wenn wir annahmen , dafs die Verringerung der Wassermenge in einem ähnlichen Masstab fortschritt, müfsten wir zu der paradoxen Schlufsfolgerung gelangen , dafs der Tarim vor 200 Jahren 25 mal so wasserreich gewesen wäre wie heutzutage ! Und ebenso unwahrscheinlich ist es, dafs die Geschwindigkeit des Stromes, welche im Jahre 1896 bei Abdal 0,36 m betrug und bei Kum-tjappgan 0,30 m, im Jahre 1877 0,86 m gewesen wäre. Wahrscheinlich ist die betreffende Beobachtung nur in der Strömung gemacht, sonst beruht sie auf einer unzuverlässigen Methode. Ich mafs die Geschwindigkeit mit Beihilfe eines Kanoes, dessen Länge ich kannte; dieses wurde auf dem Flufs festgeankert und ich berechnete dann, wie viele Sekunden ein Schwimmer brauchte , um diese Länge zurückzulegen ; aus einer Reihe solcher Beobachtungen wurde schliefslich der Mittelwert abgeleitet.

Auf seiner vierten Reise in Zentralasien gelangte Prschewalskij zum zweitenmal nach

Abdal am 9. Februar 1885 (n. St.), wo er sich 50 Tage aufhielt. Ich will jetzt einige von den Beobachtungen Prschewalskijs über die Veränderungen des Sees , die in diesen 8 Jahren vor sich gegangen waren, erwähnen. Wir finden sie in Prschewalskijs Werk: „AttKiachtij na istoki Scholtoj Reki", St. Petersburg 1888.

Nachdem er seine Beobachtungen im Jahre 1877 am unteren Tarim wiederholt bat,

sagt er (S. 289) : „So verhielt es sich zur Zeit unserer ersten hiesigen Reise. Nach den von uns jetzt bei Lob-nor (1885) gesammelten Nachrichten hat sich später die Hydrographie des unteren Tarim etwas verändert. Die Lob-norer versicherten uns nämlich, dafs 40 Werst oberhalb der Fährstelle von Ajrilgan , der Kok-ala-darja sein linkes Ufer durchgebrochen hatte und dafs ein Teil seines Wassers durch diese Öffnung hinausgeflossen sei, um 5 Werst nach Osten zu strömen , wo es einen bedeutenden geschlossenen See in der Gegend von Tschibilek bildet. Dieser Durchbruch wurde nach Mitteilung der Lob-norer durch den Umstand verursacht, dafs etwas früher der Tarim selbst in der Nähe des Dorfes Kara-kir einen neuen bedeutenden Flufsarm gebildet hatte , welcher sich jetzt mit dem Kontje-darja vereinigt, um hier seine Wassermenge zu vergröfsern. Natürlich kann alles dies als endgültige Wahrheit nur nach dem Besuche an Ort und Stelle eines europäischen Augenzeugen angenommen werden."

Dafs diese Nachricht mit der Wahrheit vollkommen übereinstimmte, wurde zuerst durch Koslow bewiesen, als er im Januar 1894 (n. St.) das westliche Ufer des Sees Tschibellik (richtiger Tjivillik) untersuchte, und dann zum Teil auch von mir, da ich, freilich nur aus der Ferne, die Existenz dieses Sees bestätigen konnte.

Dann sagt er (S. 290) : „Aufser seinem alljährlichen Zuwachs und Abnahme wird der Tarim auch periodisch bald reicher, bald ärmer an Wasser und bringt , nach den jetzigen Dimensionen des Lob-nor zu urteilen, heutzutage viel weniger Wasser hierher , als in früheren, obgleich wahrscheinlich nicht besonders entfernten Zeiten."

Diese Bemerkung stimmt ja in jeder Beziehung mit meinen oben angeführten Auseinandersetzungen überein. Mit Recht war Prschewalskij der Meinung, dafs vor nicht besonders langer Zeit der See viel mehr Wasser empfangen hat als jetzt.

Nachdem er mitgeteilt hat , dafs der Kara - buran ebenso wie der Kara - koschun sich

heutzutage verkleinert, sagt Prschewalskij von dem erstgenannten See : „An den Ufern, besonders am südlichen, breiten sich ausgedehnte Salzsümpfe aus, welche sich im Osten mit den Salzsümpfen vereinigen, welche den Lob-nor (d. h. Kara-koschun) umgeben, so dafs in alten Zeiten , bei der gröferen Wassermenge des Tarims, beide Seen wahrscheinlich nur einen ganzen bildeten." In seinem Werke gibt Prschewalskij eine sehr getreue und genaue Beschreibung des Kara-koschun. Nur ist es nicht zutreffend , wenn er sagt (S. 286) : „Die ersten Nachrichten über diesen See erhielten die Europäer von Marco Polo," denn wie