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0123 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 123 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Heise nach der Gegend Lop.   111

tjappgan liegt eben an dem Punkt, wo der Flufs sich in den Kara-koschun ergiefst. Der Flufs teilt sich hier in zwei Arme, von denen der rechte, südliche, ein paar Kilometer entfernt die Niederlassung Tusun-tjappgan (Tusun ist der Name eines Lopliks) erreicht, wo er sich im Kamisch ganz und gar verliert. Zu Prschewalskijs Zeit war dies der Hauptarm, und damals waren noch weite offene Wasseroberflächen vorhanden, die jetzt mit Schilf auf grofse Strecken so dicht überwachsen sind, dafs die Lopliks ihre „tjappgans" oder Fischerkanäle im Kamisch nicht mehr offen halten können. Jetzt ist der linke Arm schon ein wenig gröfser und das Wasser geht allmählich in ihn hinüber. Nach Prschewalskijs zweitem Besuch hat sich auch die Seenkette Avullu-köll bis Nias - köll wieder mit Wasser gefüllt. Es scheint demnach das Lop-Wasser eine Tendenz zu haben, wieder gegen Norden zurückzukehren. Dafs das Kara -koschun -Becken sich sehr dazu eignen mufs, allmählich ausgefüllt zu werden, ist klar, da es in so hohem Grade für die Agenzien der Transportkraft von Wind und Wasser blofsgelegt ist. Aber Sand und Schlamm sind nicht die einzigen Faktoren, die dazu beitragen, das Becken anzufüllen und seinen Grund zu erhöhen. Ein starker Beitrag wird auch von den organischen Resten gegeben, vor allen Dingen durch die verfaulenden Reste des Kamischs und anderer Wasserpflanzen, deren Blätter und Stämme jeden Herbst in zahlloser Menge zu Boden fallen, um dort alljährlich eine Schicht von schwarzem Bodenschlamm abzusetzen. Einen weniger wichtigen , aber jedenfalls nicht zu vergessenden Beitrag liefern die Milliarden Enten und Gänse und andere Wasservögel durch ihre Exkremente. Das seichte Becken wird mit einem Wort im Laufe der Zeit ausgefüllt, und bei der fortwährenden Ablagerung der Sedimente kann es kein Wunder nehmen, dafs die Verteilung des Wassers und der Strömungsverhältnisse im Laufe nur eines Jahrzehnts grofsen Veränderungen unterworfen werden mufs.

Bei Kum-tjappgan, kaum 100 m oberhalb der Teilung, ist die Breite des Flusses 30 m, die gröfste Tiefe 6,80 m, die mittlere Geschwindigkeit des Wassers 0,30 m und die Wassermenge 50,22 cbm. Auf der kurzen Strecke von Abdal sind also noch 10,5 cbm verloren gegangen, hauptsächlich in den Abdal-Seen. Vergleichen wir die drei Beobachtungsreihen Tjeggelik-uj, Abdal und Kum-tjappgan untereinander:

 

Breite.

Maximaltiefe.

Stromgeschwindigkeit
in der Sekunde.

Cbm Wasser in der Sekunde.

Tjeggelik-uj   .

45,91 m

4,25 m

0,52 m

71,60

Abdal   .   .

.   .   45,10

6,08

0,36

60,72

Kum-tjappgan .   .

.   .   30,02

6,80

0,30

50122,

so finden wir folgendes Gesetz: gegen Osten werden 1) die Breite, 2) die Strömungsgeschwindigkeit und 3) die Wassermenge immer kleiner, dagegen 4) die Tiefe immer gröfser; und dieses Gesetz wird durch den Tjertjen-darja nicht gestört, obgleich dieser Flufs am 3. Mai am Jumulag-tokaj, wo ich ihn überschritt und mafs, 13,s cbm führte. Die oben-stehenden Messungen wurden vom 18. bis 21. April 1896 gemacht. Es versteht sich von selbst, dais in der Hochwasserperiode die Wassermenge ungleich grösser sein mufs und dafs vielleicht und wahrscheinlich die Wassermenge desselben Monats von einem Jahr zum andern wechselt. Verhältnismäfsig wird aber wohl immer die Abnahme der Wassermenge sich ähnlich stellen. Es wäre interessant, nach einigen Jahren an den drei erwähnten Plätzen und an denselben Tagen noch eine Beobachtungsreihe vorzunehmen, denn dann würden wir durch zahlenmäfsige Vergleichung bestimmen können, wie viel der Flufs in der gegenwärtigen Periode an Wassermenge verliert; dafs in dieser Weise die Veränderung vor sich gehen mufs, wird schon a priori durch die Abnahme des Sees bewiesen. Der rechte Arm, der von Tusun-tjappgan, führte am 22. April eine Wassermenge von 22,6 cbm, der linke 27,6 cbm.

Die Lopliks von Abdal hatten behauptet, man könnte heutzutage nicht weit jenseits von Kum-tjappgan mit Kanoe vordringen , in dem letztgenannten Dorfe aber versicherten die Fischer, dais man noch zwei kleine oder eine grofse Tagereise nach ONO rudern könnte. Da ich mich von der jetzigen Ausbreitung und dem Aussehen des Kara-koschun überzeugen