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0257 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 257 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Durch die Wüste Takla-makan.   245

hier waren dieselben oft mit einem Anflug von dünnen Glimmerblättchen überzogen, wodurch sie in dunklen, glänzenden Nuancen spielten. Der Boden auf den nackten Flecken ist gewöhnlich etwas konvex und stellt offenbar Undulationen des Untergrundes dar. Sie sind sehr trügerisch; denn in einer kurzen Entfernung von ihnei: verirrt man sich wieder in ebenso gewaltige Dünen wie zuvor. Sie stellen also nur die Anschwellungen des Bodens dar, wo sich der Sand nicht so mächtig anhäufen kann wie an den Seiten, wo der Boden verhältnismäfsig niedriger ist. Auf dieser Strecke sahen wir einen uralten , weifsen , glasspröden Pappelstamm, den einzigen, den wir im Innern der Wüste gesehen hatten.

Nach Lager XVIII. Die Dünen hatten jetzt beistehende Form, d. h. mit dem steilen, oft nur 1/2 bis 1 m hohen Abhang nach W gerichtet. Wahrscheinlich genügt ein einziges

Sturm, um die Oberflächenform einer Düne beträchtlich zu verändern, weil nach Westwind dieser kleine steile Abhang wieder nach 0 übergehen kann. Dafs also im Laufe unseres

w

U

Marsches nach 0 die steilen Leeseiten der Dünen zonenweise teils nach 0, teils nach W gerichtet sein konnten, mufs darauf beruhen, dafs im Laufe dieser Tage verschiedene Windrichtungen auftraten ; denn wir müssen doch voraussetzen , dafs z. B. ein NO-Sturm sich über das ganze Gebiet fühlbar machen mufs, und dafs nach demselben sämtliche Dünen nach W abfallen müssen. Denn dafs in dem verhältnismäfsig kleinen Gebiete verschiedene Winde in verschiedenen Zonen gleichzeitig wehen können, ist nicht denkbar.

Nach Lager XIX. Hier wurde die ganze Bagage und die Karawane verlassen , und die folgenden Tage ging ich allein mit einem Mann zu Fufs weiter nach O. Die Wüste veränderte sich nicht, kt in Zeichen von Leben ! Erst auf dem Abschnitt, nach dem „Lager. platz XXI" fanden wir die erste Tamariske, und am Abend desselben Tages (3. Mai) die ersten drei Pappeln. Tamarisken wuchsen in dieser Gegend äufserst sporadisch, oft gingen wir stundenlang zwischen deren zwei. Nach Lager XXII batten wir noch einen sterilen Gürtel zu kreuzen. Am folgenden Tage erreichten wir den Waldgürtel des linken Ufers vom Khotan-darja; es war dichter, hochstämmiger, stellenweise sehr üppiger Wald, in dem auch alte, trockene Stämme und Zweige undurchdringliche Dickichte bildeten.

Ich hatte also in 26 Tagen die Takla - Makan -Wüste gekreuzt. Während des ersten Teils der Reise hatten wir immer Fühlung mit dem Jarkent-darja gehabt; denn hier fanden wir Brunnenwasser, wenn auch salziges. Den hohen Sand, „sor kum" oder „kum-tag", hatten wir rechter Hand gelassen und vermieden. Um die Seen und kleinen Berge war die Gegend fast sandfrei; aber zwischen ihnen und dem Khotan - darja erhob sich der hohe, schlimme Sand, der sich bis in die unmittelbare Nähe des letztgenannten Flusses erstreckt. In dieser Beziehung waren die Verhältnisse am linken Ufer des Jarkent- darja ganz verschieden gewesen ; denn dort hatten wir in zwei Tagemärschen nach W nur sporadischen Sand und erst bei Ordan - Padschah ununterbrochene Dünen gefunden. Auch am rechten Ufer des Jarkent-darja breitete sich ein zwei Tagereisen oder mehr breiter Gürtel mit nur sporadischem, niedrigem Sand aus, wogegen am rechten Ufer des Khotan-darja, wenigstens streckenweise , hohe , sterile Dünen bis zum Ufer reichen. Dafs also der Khotan - darja in dieser Weise von viel mächtigeren Sandmassen bedrängt wird als der Jarkent-darja, beruht wohl hauptsächlich darauf, dafs der erstgenannte Flufs näher am Zentrum der grofsen Sand-