National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0187 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 187 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000262
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

Tjarkhlik, Vasch-schari, Tjertjen-darja.   175

erheben sich hohe, bewachsene Dünen. Hier und da kommt „köttek" vor, also mufs der Wald durch den Sand vernichtet worden sein. Aus dem zuletzt Gesagten ersehen wir also teils, dafs dichter Wald zusammen mit hohem Sand nicht vorkommt, oder höchstens, dafs beide sich an ihren Grenzen berühren, d. h. mit andern Worten, dafs der Wald den Sanddünen keine freie Entwickelung gestattet, — teils dafs doch hin und wieder „köttek" oder abgestorbener Wald unter hohen Sanddünen vorkommt, d. h. dafs hier der Sand die Herrschaft erobert hat. Da wir schon bewiesen haben, dafs die Wüste älter sein mufs als der Flufs mit seinem Vegetationsgürtel, kann es beim ersten Anblick Wunder nehmen, dafs doch der Wald Gelegenheit gehabt hat, sich hier mitten in der Wüste zu entwickeln und zu gedeihen. Aber auch dies ist leicht erklärlich. Bei so beweglichen und veränderlichen Elementen wie fliefsendes Wasser und Treibsand dürfen wir keine konstanten, unveränderlichen Erscheinungen erwarten. Wie bei den anderen Flüssen von Ostturkestan, ist es sehr wahrscheinlich, dafs auch der Tjertjen-darja in seinem jetzigen Laufe Veränderungen und Verschiebungen , besonders eben durch die andringende Wüste hervorgerufen , unterworfen sein mufs. Dafs dies in der That beim Kerija-darja nie der Fall ist , fanden wir z. B. durch die Existenz des Ak-ilek, eines Seitenarmes des Flusses. Ein ungewöhnlich mächtiges Hochwasser kann gewifs auch genügen , um jedenfalls gewisse Gebiete an den Ufern zu verändern und grofse Sanddünen wegzuspülen ; auf dem Alluvialboden solcher tberschwemmungen breitet sich dann der Wald aus , und es braucht der Sand eine geraume Zeit dazu, um wieder auf solchem Boden festen Fufs zu fassen ; es gelingt jedoch endlich, und der Wald, der inzwischen kräftig geworden ist, wird vernichtet. In dieser Weise kann die Gegenwart von „köttek" mitten im hohen Sande am Ufer erklärt werden.

In der Gegend von Tjiganlik-tokaj war der Wald schön und der Kamisch dicht. In Kitjik-tal-tokaj hatten sich in einiger Entfernung vom Ufer zwei seichte Tümpel gebildet, und rings herum stand kräftiger Kamisch. In Jiggdelik-tokaj ist der „jiggde" (Eleagnus) allgemein. Jenseits dieses Waldes kommen wir wieder in hohen sterilen Sand hinauf und haben eine endlose Aussicht über die Wüste im Norden. Man bekommt den Eindruck,

als ob man sich auf einer bedeutenden Höhe befände, denn vor unseren Blicken. Es ist dasselbe Phänomen , welches Kerija - darja wahrgenommen hatten , dafs die dem Flusse erhöhungen am höchsten sind. Dasselbe batten wir auch

das ganze Sandmeer liegt offen wir auch am linken Ufer des am nächste:: gelegenen Sand-am Ostufer. des Ilek und der

nördlichen Lop-Seen gefunden : wo das Wasser ein Hindernis in den Weg stellt, türmt sich der Sand am höchsten auf und die regelmäfsig vorrückende Entwickelung der Dünen wird gehemmt. Hier finden wir auch am Ufer einen Gürtel von Tamariskenkegeln , die dem Flusse am nächsten stehenden noch lebend , die ferneren im Verhältnis zum Abstand vom Flusse mehr oder weniger vertrocknet. Also ist es auch hier deutlich, dafs die Sanddünen, die an einem Ufer stationär geworden sind und nur in die Höhe wachsen, von den Tamarisken als Ansiedelungspunkte erwählt werden ; durch die Wurzel der Pflanze wird dann die Düne in einen Kegel verwandelt. Wenn sich nun der Flufs etwa entfernt, bleibt doch der Kegel stationär, aber seine Flügel setzen ihre Wanderung fort. Im Norden konnte man hier mehrere solche verlassene und verstorbene Dünen sehen. Auf einer Strecke, wo die Pappeln sehr selten waren, wuchsen die Tamarisken auf dem ebenen Boden ohne Kegel.

Der gerade in dieser Gegend vorspringende Ausläufer des Sandes wurde Ajagi-jaman-kum oder „unterer Teil des schlimmen Sandes" genannt; weiter oben folgen Aralik-jaman-kum und Baschi-jaman-kum, „mittlerer und oberer Teil des schlimmen Sandes".

Jetzt wird aber der Boden ebener , den hohen Sand haben wir rechts, und links am Flusse üppige Kamischfelder. Hier liegt am Ufer die Station Jaman-kum-aralik-lenger mit 5 armseligen Hütten, wo die Moskiten in wirklichen Wolken die Luft erfüllten. Die Atmosphäre war jetzt wieder in vollkommenem Gleichgewicht; im Laufe des Tages konnten nur