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0221 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 221 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Khotan über Pulur nach Kerija und Nija.   209

weder Wasser noch Menschen vorhanden sind, so geht man lieber über Dört Imam Sebulla. Es gibt zwei Masare in Nura: Nur Hamadani Paschahim und Sultan Lokman Atta, beide über verehrten Heiligen errichtet. Julltjun hat den Julltjun Masar Khodjam.

Nach andauerndem Regen wächst der Dalung zu einem mächtigen Flufs und kann oft nicht gekreuzt werden ; er sinkt aber ebenso schnell; auch nach sonnigen Tagen wächst er zu beträchtlichen Dimensionen. Das im Laufe des Tages geschmolzene Schneewasser erreicht die Dörfer um Mitternacht. Am Tage ist die Wassermenge am kleinsten. Vor dem 5. Juli hatte es hier schon drei Tage fast ohne Unterbrechung geregnet. Auch im Frühling und Herbst regnet es, jedoch viel weniger als im Sommer. Der Regen ist immer willkommen , besonders für die Grasvegetation der „jejjlaus". Burane sind seltener, sonst sind die Windverhältnisse dieselben, wie oben erwähnt worden ist. Wenn die Atmosphäre sonst im Gleichgewicht ist, bemerkt man am Tage einen schwachen Luftzug von unten (Norden), und in der Nacht einen solchen von oben (Süden).

  1.  Juli war der Flufs zu so gewaltigen Dimensionen angewachsen, dafs es unmöglich war, ihn zu kreuzen; die braunrote Wassermasse wälzte sich im Bett hinunter. Wir wurden deshalb in Nura aufgehalten. Es hatte die ganze Nacht heftig geregnet, und in unserem Hause war alles durch und durch nafs. Am Morgen hörte der Regen freilich auf, aber Wolken bedeckten noch den Himmel.

  2.  Juli morgens war das Wetter herrlich, die Luft aufserordentlich klar und durchsichtig, so dafs die Berge im Süden vollkommen scharf und deutlich hervortraten. Die weifsen Schneefelder wechselten mit schwarzen, klippigen Grater! ab, und unterhalb derselben sehen wir die weichen , abgerundeten, mit Gras schwach bewachsenen Abhänge. Im allgemeinen sind hier die Gipfel pyramidenförmig, nicht Aber spitz oder zackig. F ; ende Gebirgsgegenden oberhalb Nura wurden mir erwähnt : Perema , hoher Gipfel , Kotschkorbaschi , weiter westlich gelegen Jamun , Tjivej, Saj-bag-tag. Der Bach von Saj - bag wird Ak-jar-darjasi genannt. Der• Dalung hatte jetzt seit dem letzten Regen wieder beträchtlich abgenommen, das Wasser war jedoch noch rotbraun und die Wassermenge betrug 26,2 cbm. Das Bett ist steinig. Die Breite des Flusses war jetzt 35 m , während der letzten Hochflut war dieselbe fast zehnmal gröfser gewesen.

Über einen wasserscheidenden Grat erreichten wir dann den Bach aus Saj - bag , der jetzt kaum 2 cbm Wasser führte. Das Dorf Saj - bag verlassen wir rechts in der Nähe. Bis jetzt sind wir nach SO gegangen , schwenken aber hier nach NO ab, um uns zum kleinen Dorfe Sultan-i-Schah Mänsur Oschi zu begeben, wo ein Masar über einem Heiligen aus Osch errichtet worden ist. Bosäng ist ein kleines Bett, jetzt mit nur etwa 1 cbm Wasser ; am Ufer wächst eine Pappel und eine Weide. Dann heifst die Gegend Lattadjaj, und auch hier finden wir einen Masar. Wir kreuzen dann noch einige Grate. Der Boden ist sonst überall lockerer, gelbbrauner Löfs mit üppigen „jejjlaus", nur bier und da von Regenfurchen durchschnitten. An einem letzten Abhang steigen wir zu einem breiten, ziemlich ebenen Thal hinab, von niedrigen Kämmen begrenzt, und gehen wieder nach SO. Über das Dorf Lenger, • den Masar Sultan-i•Schah Kasim Oschi und einige Landhöfe erreichen wir das verhältnismäfsig grofse von Gärten umgebene Dört Imam Sebulla.

Auch hier hatte ich Gelegenheit, eine direkte Beobachtung über die Veränderlichkeit der Witterung zu machen. Die Luft war morgens, wie erwähnt, vollkommen klar und ruhig gewesen ; während des Tages wehte dagegen ein recht frischer ONO ; um 2 Uhr zeigte sich jedoch im SW eine ganz kleine Wolke, die sich schnell vergröfserte und ungeachtet des Windes an der Erdoberfläche sich nach N und NO ausbreitete, um endlich den gröfsten 'feil des Firmamentes zu bedecken ; nur fern im NO war noch eine schmale, blaue Linie übrig geblieben. Eben als wir das Dorf erreichten , schmetterte schon der Regen auf die Grate und Abhänge , die wir kurz vorher hinter uns gelassen hatten , und dann brach das Unwetter wie ein Schlag los, mit heftigem Regen , Donner und Blitz und

Hedin, Meisen in Zentralasien.

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