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0136 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 136 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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~i

1 2   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Es ist sehr wahrscheinlich, dafs die Wassermenge Schwankungen unterworfen ist und

infolge gewisser klimatischer Faktoren, z. B. reichlicherer Niederschläge in den Randgebirgen des ganzen Beckens, oder ungewöhnlich klarer Luft im Sommer und dadurch herbeigeführten lebhafteren Schnee- und Eisschmelzens, für kürzere Perioden steigt, aber ich glaube nicht, dafs ein solches eventuelles Phänomen durch die Existenz des von Prschewalskij erwähnten

1 bis 3 Werst breiten Strichs freien , offenen Wassers am Südufer bewiesen wird , denn

auch ich fand am Nordufer des Kanat-baglagan-köll einen eben solchen Strich. Dafs dieser Strich nicht durch zufälliges Steigen des Sees hervorgerufen sein konnte, beweist ja die erwähnte Thatsache, dafs in seiner Längsrichtung der See sich sozusagen um 12 km verkleinert hatte. Die Gegenwart des schilffreien Strichs am Südufer kann vielleicht darauf beruhen, dafs das Schilf in dem bier etwas salzigen Wasser nicht gedeiht — allein ich habe mehrere Salzsümpfe in der Gegend gesehen, wo das Schilf sehr reichlich war. Prschewalskij sagt über die Verteilung des Salzgehalts:

„Das Wasser ist überall klar und süfs. Salzig ist es eben nur unmittelbar an den

Ufern, auf welchen sich die Salzmoore ausbreiten, die jeder Vegetation entbehren und deren Oberfläche wie Wasserwogen gewellt sind. Diese Salzmoore umlagern den ganzen Lob-Nor. Auf dem Südufer erreichen sie eine Breite von 8 bis 10 Werst, aber auf dem Ostufer dehnen sie sich nach der Mitteilung der Bewohner der Gegend sehr weit aus, um sich schliefslich mit der Sandwüste zu vermischen."

Die Überflutung des Südufers und der dadurch hervorgerufene Gürtel freien Wassers

hatte sich jedoch „vor kurzem" ereignet, und „bier sind auf dem Grunde die Wurzeln und Stämme der Tamarisken zu sehen, die einst auf trockenem Boden gewachsen sind. Dabei ist die Tiefe höchstens 2 bis 3, selten 4 bis 6 Fufs; 300, ja sogar 500 Schritte vom Ufer ist es nicht tiefer als 1 Fufs. So seicht ist der Lob-Nor überall, und nur an einigen tiefen Stellen hat man 10, zuweilen 12 bis 13 Fufs".

Die Tamarisken, die sich damals unter Wasser befanden, und zwar in einer mittleren

Tiefe von 3,7 Fufs, können aber unmöglich durch ein zufälliges Steigen des Wassers überschwemmt worden sein; denn, nehmen wir nur ein Steigen von 2 Fufs an, so müfste dies für das Areal des auf fast ebenem Boden gelegenen Sumpfes eine ungeheure Ausbreitung bedeuten , wie auch ein Sinken der Wasseroberfläche von demselben Betrag das Areal in so bedeutendem Mafsstab verkleinern würde , dafs ungeheure Gebiete des Sees trocken gelegt werden müfsten. Derartigen Schwankungen ist wohl die Wassermenge kaum unterworfen. Die sich jetzt unter Wasser befindenden Tamarisken sind jedoch natürlich einst auf trockenem Boden gewachsen , und ihr Vorhandensein kann nur mit Beihilfe des Wanderns des Sees erklärt werden. Die Tamarisken wuchsen auf ihren Wurzeln schon in einer Zeit, als noch nicht ein See oder Morast sich hier ausgebreitet hatte. Ich habe erwähnt, dafs schon die Überlieferung der Eingeborenen genügt zum Beweise dafür, dafs der Kara-buran und der Kara-koschun ungefähr im Jahre 1725 ihre jetzige Lage erhalten haben, obgleich die Wassermassen nur schrittweise und allmählich sich nach S bewegt haben mögen. Die Stämme und Wurzeln der Tamarisken sind also tberbleibsel aus der Zeit vor 1725. Es ist freilich eigentümlich, dafs sie nicht im Schlamm und Sand begraben worden sind ; aber die Strömungsverhältnisse sind vielleicht an der betreffenden Stelle solche gewesen, dafs die Pflanzenreste wieder blofsgelegt worden sind. Kuntjekkan Bek wulste ja auch zu erzählen, dafs in alter Zeit das ganze Gebiet, in dem sich jetzt die beiden Seen ausbreiten , Wüste gewesen war, wo doch gewifs, wie in mehreren anderen Teilen dieser Wüsten, Tamarisken hin und wieder vorkamen. Die Periode von 6 Jahren, in welcher der Wasserreichtum des Tarim zugenommen hat und von welcher Prschewalskij spricht, genügt nicht, um das Dasein dieser auf dem Seegrunde wachsenden Tamarisken zu erklären. Erstens ist eine solche zufällige Schwankungsperiode zu kurz, um das Aufwachsen von Tamariskenstämmen zu erlauben. Prschewalskij besuchte den Lop - nor 1876/77. Vor 30 Jahren, sagt er, also im