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0059 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 59 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Khotan durch die Wüste nach dem Kerija-darja und weiter nach Schah-jar. 47

in den sogenannten Eski-darja ausmünden soll. Dieser Eski-darja soll ein altes Bett sein, welches von der Waldgegend Koschlasch in nordöstlicher Richtung die beiden Betten vereinigt.

Die bedeutenden Eis- und Wassermassen, welche jetzt das Bett bei Katak füllten,

waren nach Versicherung der Hirten nur einige Wochen alt. Das Winterwasser mufs nämlich zuerst die oberen Teile des Bettes füllen und gefrieren, bevor das Wasser, welches immer unter dem Eis fortströmt, die untern Teile erreicht. Das Bett mit seiner Eisdecke bildet sozusagen ein Rohr, durch welches das Wasser strömt; bei dem Austritte aus dem Rohre gefriert das Wasser und dadurch schiebt sich das Rohr im Laufe des Winters wie ein Tentakel weiter gegen Norden vor. Das Eis schützt auch das Wasser gegen Verdunstung und trägt so dazu bei, dafs der Flufs in der kalten Jahreszeit sich so weit nach Norden fortsetzen kann. Von Katak an und weiter nördlich gibt es eine Reihe von kleinen Seitenarmen, die sic hin Ufersümpfen verlieren, so dafs der Flufs von bier aus schnell und definitiv abnimmt. Das östliche, periodische Bett liegt jetzt vollkommen trocken, und die Hirten, die in den dortigen Wäldern leben, erhalten Wasser von Brunnen, in denen es 1 oder 12 m unter der Oberfläche des Bodens steht. Nur am Ende dieses Bettes finden sich auch jetzt, wie gesagt, kleine Seen mit salzigem Wasser. Hier soll die Entfernung zwischen den beiden Betten anderthalb Tagereisen betragen. Am östlichen Bett soll auch Wald vorkommen, doch lange nicht so dicht, wie am westlichen ; von. den Schwankungen abgesehen, gibt das östliche,

jetzt trockene, Bett einen neuen Beweis dafür, dafs der Flufs sich nach rechts bewegt, und

dieses Bett ist gewifs eine neuere Bildung als das westliche, obgleich es augenblicklich und

zufälligerweise trocken war. Mit der Zeit wird zweifelsohne die ganze Wassermasse hier ständig bleiben , das ältere , westliche Bett wird dann versanden und der Wald allmählich in „köttek" übergehen.

Der „tjatt" oder Streifen Landes , welcher zwischen den beiden Betten liegt , besteht gröfstenteils aus Sandwüste; die Längsrichtung der Dünen ist parallel mit den Betten, d. h. NNO—SSW; auch hier gibt es „davane", und in den Einsenkungen zwischen ihnen wachsen Kamisch und Tamarisken , aber keine Pappeln. An beiden Betten soll die Breite des Waldgürtels selten eine halbe Tagereise übersteigen und wird gegen Norden allmählich schmäler. Bei Katak strömt die Sommerflut ein oder anderthalb Monate ; in das östliche Bett dringt, wie gesagt, nur ein Teil des Überschufswassers im Hochsommer hinein, und dieses Verhältnis dauert nur wenige Tage.

Von K a t a k nach S c h i r p an g. Ich war zuerst ungewifs , ob ich dem östlichen oder westlichen Bett des Flusses folgen sollte ; nach Aussage der Hirten schien das östliche sich weiter gegen NO zu erstrecken , aber da das Wasser in den letzten Jahren im westlichen geströmt war, glaubte ich, dafs wir uns hier leichter vorwärts bewegen könnten, denn wahrscheinlich hatte das Wasser bier eine Furche zwischen den Dünen ausgesäumt, wogegen das östliche Bett in den letzten 6 bis 8 Jahren jedenfalls in einem gewissen Grad versandet worden war. Zuerst folgten wir inzwischen dem kleinen , in der Nähe von Katak anfangenden Bett von „taschkan•su", wo nur während der Hochwasserperiode

ein wenig Überschufswasser hineinströmt.   Der erste Teil desselben war von dichtem
Wald umgeben, welcher jedoch allmählich lichter wird ; die Pappeln hören endlich auf, nur Tamarisken sind allgemein. Weiter unten scheint auch das Hochwasser nicht hinzureichen, hier haben sich nämlich rudimentäre Dünen gebildet, deren steiler Abhang gegen NW fällt. Zwischen diesem kleinen Bett und dem westlich davon gelegenen Hauptbett des Flusses breiten sich Sanddünen mit abgestorbenem Wald aus. An den Seiten unseres Bettes wurden bald die Tamarisken so dicht, dais wir bisweilen mit der Axt einen Pfad aushauen mufsten. In der Waldgegend Partja erreichten wir wieder den Hauptflufs, der jetzt beträchtlich zusammengeschrumpft war und hier eine Breite von nur 15 m hatte. Unter dem Eise strömten jedoch noch ein paar Kubikmeter Wasser. Nur eine kurze