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0260 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 260 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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24R   Hedin, Reisen in Zentralasien.

reichen hohe, sterile Dünen eine Strecke lang bis zum Flufs. Nach einer Stunde erreichen wir eine etwa 4 km lange, niedrige Insel; zwischen dieser und dem rechten Ufer hat der Flufsarm nur 40 m Breite ; an beiden Seiten gedeiht Wald und üppiges Gras. Wenn wir wieder in das Hauptbett gelangen, finden wir auch am linken Ufer Wald, am rechten hat sich die Strömung des letzten Hochwassers bewegt. Ein kleiner „köll" wurde hier Ak-tikken genannt. Im allgemeinen läuft das Bett ziemlich gerade nach N und macht jedenfalls nur sehr unbedeutende Krümmungen. Da wir aber so geraden Kurs wie möglich halten, beriihren wir nacheinander beide Ufer. Vorspringende Waldpartien werden „tumschuk" (Kap, Landspitze) genannt. Eine Insel mit guter Grasvegetation biefs Ûstäng-agsi. Der Stromstrich ging dann nach dem linken Ufer über , aber nur , um bald wieder das Bett zu kreuzen. Endlich fanden wir den kleinen Tümpel, den ich in der ersten Nacht im Khotan-darja erreicht hatte. Die Wasseroberfläche war in den 18 Tagen 12 cm gesunken. In dieser Weise fällt das Wasser der Tümpel beständig, bis das Hochwasser kommt. Hier kreuzten wir das Bett wieder und folgten dann im Walde des linken Ufers einem Weg, hin und wieder durch Stangen markiert, der uns nach dem Hirtenlager von Kujundelik führte. In dieser Gegend lagen die Tümpel gewöhnlich am rechten Ufer. Der Waldgürtel des linken Ufers war 6-12 km breit.

25. Mai. Fünf Viertelstunden unterhalb Kujundelik teilt sich das Flufsbett in zwei Arme. Der linke, Intjikke•darja, ist schmal und mäandrisch und von dichten Wäldern umgeben , der rechte ist breit und hat an seinem rechten Ufer hohe , sterile Sanddünen, Ak-kum genannt. Über die Insel zwischen beiden Armen führt im Sommer der Weg nach Ak-su, wobei man den Intjikke-darja zweimal passieren mufs ; beide Arme werden nämlich vom Hochwasser gefüllt. Wir gingen im Bett des Intjikke - darja , das ziemlich energisch eingeschnitten ist, nicht selten ein paar Meter und mehr unter der Oberfläche des Waldbodens. Die Eingeborenen haben die Auffassung , dieser Arm sei eine jüngere Bildung, und der Hauptarm, den sie auch Kowna-darja nennen, eine alte. Vor 8 Jahren hätte das Wasser das Intjikke-darja-Bett aufgesucht. Vor dieser Zeit lag das Bett vielleicht eine kürzere Periode trocken , bis das Wasser wieder hierher zurückkehrte. Dafs der Intjikkedarja in der That der ältere Arm ist, wird durch die Verbreitung des Waldes bewiesen. Das Hauptbett läuft nämlich durch sterilen Sand, wogegen der Intjikke-darja oft von undurchdringlichem Wald umgeben ist. In der Nähe des Ufers stehen junge Bäume, in einiger Entfernung hochstämmige, alte Pappeln. Der Wald ist bestrebt, zusammenzuwachsen und das Bett immer enger zu machen, wonach wohl die ganze Wassermasse in das rechte Bett übergehen wird, um auch dort an den Ufern im Laufe der Zeit neuen Wald hervorzubringen. Im Intjikke-darja gab es einige Tümpel in verhältnismäfsig tief ausgegrabenen Höhlungen. Stellenweise ist der Wald von Kamischfeldern unterbrochen, die im Sommer überschwemmt werden, wodurch einige Sümpfe entstehen. Hin und wieder ist der Wald von Jägerpfaden durchkreuzt. Die Gegend des Nachtlagers heilst Bedelik-utak.

Am 26. Mai. Wir gehen im Intjikke-darja weiter nach N. Das gewundene Bett ähnelt bisweilen einem gegrabenen Kanal, wo die Stromfurche sich von einem Ufer zum anderen schlängelt. Dann ritten wir eine Strecke lang über die Insel , deren Boden hier hauptsächlich von Kamischfeldern und niedrigen Sanddünen eingenommen wird. Die Landschaft ist jedoch überall von Wald begrenzt. Plötzlich vereinigt sich der Intjikke - darja wieder mit dem Hauptflufs , dessen Bett 12 Fufs tiefer liegt, wodurch an der Mündung eine kleine Stufe entsteht. Die Erosionskraft des Hauptflusses ist also bedeutend kräftiger.

Am Vereinigungspunkt, Bora-tyschkyn , stand ein Tümpel, denn hier geht der Stromstrich des Hauptflusses vorbei. Die Gegend ist reich an Vegetation. Wenig unterhalb lagerten wir im Flufsbette an einem Tümpel zwischen zwei kleinen Inseln. Streckenweise ist das Bett noch feucht und besteht fast immer aus Sand, seltener aus feinem Schlamm. Treibholz ist allgemein.