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0274 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 274 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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262   Hedin, Reisen in Zentralasien.

den Niederschlag soll ei❑ bedeutender Unterschied zwischen Lenger und Katjung bemerkbar sein, indem sowohl die Schnee- wie die vom SW-Wind herbeigeführte Regenmenge in der Gegend von Lenger kleiner ist. Auch Lenger wird durch den Jakka-arik bewässert; dieser grofse Kanal geht bis nach Kok-robat; nördlich davon versiegen seine letzten Ausläufer im Sande. Von Lenger führt ein direkter Weg nach Jarkent.

  1.  September ritten wir nach Kok - robat; der gröfste Teil des Weges, der immer durch Gärten und Dörfer führt, ist die oben (S. 4) beschriebene Hauptstrafse nach Jarkent; die gröfsten Dörfer sind Tjoglik und Saj-lenger.

  2.  September legte ich die Strecke nach Kisil zurück ; dieselbe ist schon oben (S. 4) kurz beschrieben worden; ich werde jedoch noch einige Beobachtungen nachholen. Die ganze Gegend ist hier „däscht" oder „tjöll", wüste oder öde Steppe, nirgends wird „kum", Sand, passiert. Der Boden ist eben und hart, stellenweise mit feinem Schutt und Kies bestreut und mit den Verwitterungsresten des roten Sandsteins, welcher bei Kuscher.ab und wahrscheinlich überall oberhalb des betreffenden Weges fest ansteht. Die Landschaft ist also äufserst steril und einförmig, nur selten kommen sporadische Steppenpflanzen vor, die einzige Abwechselung bieten sonst die „potaj" - Pyramiden dar, die hier in gleichen Entfernungen voneinander errichtet worden sind, und zwar in etwa 3200 m (36 Minuten in Karawanenmarschtakt). Der „robat" Abdulla Khan ist jetzt verfallen und verlassen. Die Karawanserai Ak-robat, halbwegs zwischen Kok-robat und Kisil, ist die einzige Stelle auf dieser Strecke, wo Wasser zu haben ist, — wenn nicht zufälligerweise kleine Regenbäche aus den nächsten Bergen den Weg kreuzen ; man sieht nämlich einige von solchen herstammende trockene Furchen. Die Karawanserai kehrt ihren Balkon und ihren Hof nach Süden, nach Norden die hintere, nackte Mauer des Gebäudes; diese Orientierung deutet auch darauf hin, dais die vorherrschende Windrichtung der Gegend nördlich ist. Sechs Familien und ein chinesischer Postbeamter waren jetzt hier sefshaft. Der Brunnen des Gasthofs ist von einer kleinen Lehmmauer mit Dach gegen Staub und Sand geschützt. Die Wasseroberfläche befindet sich in 36,3 m Tiefe ; das Wasser ist süfs und hatte eine Temperatur von 15,5°; diese Temperatur ist natürlich konstant, obgleich die Bewohner sagen, das Wasser sei im Winter warm, im Sommer kalt. Alle zwei oder drei Monate mufs jedoch der Brunnen von Lehm und Sand gereinigt werden. Der Winter soll bier sehr kalt sein, im Sommer sind alle drei Tage windig. Zehn Kilometer östlich von Ak - robat finden wir wieder den oben oft erwähnten Waldgürtel („tokaj", Kleinwald); er läuft bier eben am Rande der Sandwüste.

Von Ak-robat nach Kisil ist die Gegend ebenso öde und vollkommen unbewohnt; hier liegt nur der jetzt verlassene Gasthof öttektji. Das Dorf Kisil soll 260 Einwohner haben; Weizen, Mais, Gerste und Melonen sind die Hauptprodukte. Allein die Bewässerung ist sehr ungenügend, es gibt nämlich keine sicheren Flussariken, sondern man ist ausschliefslich von dem Niederschlag in den angrenzenden Bergen abhängig; wenn dieser ausbleibt, geht nicht selten die ganze Ernte verloren, wie im Jahre 1895. Man hat jedoch einen „haus" oder „köll” (Bassin) gegraben , um bei reichlichem Zuflufs Wasser in Reserve aufzubewahren. In den nächsten Bergen, Kisil-tag, sollen Nejman-Kirgisen leben. Ein direkter Weg führt nach Igis-jar. Die klimatischen Verhältnisse sind dieselben, wie oben erwähnt worden ist; nördlicher Wind herrscht vor.

Auf der Strecke von Kisil nach Jangi. hissar zählt man 18 Dörfer, von denen jedoch nur einige urn Wege liegen. Keines von diesen Dörfern bekommt Flufswasser, sondern sie sind, wie auch Kisil, vorn Regenwasser abhängig. Der Weg geht durch die Dörfer Kuduk, Kosch-gumbes, Topplok und Kälpin ; sie sind alle klein ; nur Topplok hat „östäng" (Station, Karawanserai). Zwischen den Dörfern breiten sich Steppen und Wüsten, jedoch ohne Treibsanddünen, aus. Der Boden ist teils hart und eben, teils führt der Weg zwischen gelben Erdhügeln , wie in einem Korridor ; rechts, im Osten, sehen wir bisweilen die nächsten