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0115 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 115 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise nach der Gegend Lop.   103

Treibholz stecken geblieben. Allmählich wird aber der Kamisch wieder dicht , doch gibt es immer offene Durchfahrten, welche die Ruderer gut kannten, obgleich alles wie ein Labyrinth aussieht. Das Wasser ist hier schon fast klar, seitdem die festen Bestandteile zu Boden gesunken sind.

In dieser Gegend des Lop-Gebietes waren noch ein paar hydrographische Bezeich-

nungen, die wir an den nördlichen Seen nicht gehört batten , im Gebrauch. So nannten sie einen kleinen See „darja" ; „schugul" ist synonym mit „tjappgan", bedeutet also enger Kanal, der auf künstlichem Wege durch den Kamisch offen gehalten wird; in diesen Kanälen verliert man jeden Überblick über die umliegende Landschaft. Oft passieren wir abgestorbene Tamarisken , die mitten im See stehen , auch dieses ist ein Beweis dafür, dafs die Gegend erst kürzlich überschwemmt worden ist.

Jetzt rudern wir auf einem „ilek" oder breiteren Wasserweg , in dem die Strömung deutlich ist, und welcher übrigens an allen Seiten von grofsen Wasserflächen und Kamisch umgeben ist. Ein ganz kleiner See hatte 0,28 m Maximaltiefe , und dann folgt eine Kette von solchen kleinen Seen, die durch enge Passagen miteinander verbunden sind.

Tokkus - attam („die neun Väter") ist ein Dorf, auf nacktem Sandboden gelegen und überall vom Wasser umgeben, welcher an ein paar Stellen so seicht ist, dafs man zu Fufs zum eigentlichen See - Ufer sich begeben kann. Bei Prschewalskijs erstem Besuch gab es hier 11 Familien, jetzt nur vier, wozu noch eine Hirtenfamilie in der Nähe kommt. Sie sind ursprünglich aus Tjarkhlik , sollen sich aber im Winter nach Tjeggelik-uj begeben. Sämtliche Männer waren auf Fischfang, woran sie durch den letzten Sturm für mehrere Tage gehindert waren , jetzt mufsten sie ihre Vorräte wieder ergänzen. Sie haben in Tjarkhlik mehrere Äcker. Ihre vier wichtigsten Speisen waren : „kurruk-sallgan-balik", getrockneter Fisch, „balik-schorpa", eine Art Suppe , einfach aus frisch gefangenen Fischen gekocht ; „tjallma", Mehl in Wasser gekocht, „surug-asch", eine Suppe aus Weizenteig, in kleine Stücken zerschnitten und mit Salz gemengt. Sie behaupteten , der Wasserstand in den kleinen Seen sei jetzt am höchsten , und im Mai und Juni trockneten sämtliche Seen, mit Ausnahme von dem einzigen in der Nähe gelegenen und Kok-ala genannten, aus. Im Herbst sollen sie wieder gefüllt werden, aber nicht so reichlich wie jetzt; die gröfsten Wasserflächen liegen ONO vom Dorfe.

Östlich vom Dorf hatten wir einige Seen mit 0,5 bis 0,6m tiefem klarem Wasser zu passieren ; rechts breitete sich streckenweise nackter Alluvialboden aus, links dichter Ka-misch, gelb und grün, alt und neu ; der Hauptflufs , der jetzt unsichtbar ist, soll nördlich unseres Weges fliefsen. Östlich des kleinen Sees Kutsch-kulun-kölli gelangten wir zum Eski-tarim, dessen Bett in den letzten 7 Jahren sehr eng geworden war und einem regelmäfsig gebauten Kanal ähnelte. Er war im allgemeinen 12 m breit , seicht, hatte kaum 2 cbm Wasser , war von kamischbewachsenen Thonufern eingeschlossen , mit deutlicher Strömung und klarem Wasser, welches also offenbar aus den Seen stammte. Dieser Eskitarim bezeichnet die tiefste Rinne des älteren Tarimlaufes. Er wird wohl bald gänzlich

verschwinden. Ein gegrabener „arik", von Sümpfen umgeben, führt uns endlich zum Dorfe Tjaj, wo sechs aus Tjarkhlik stammende Familien wohnen. Die Niederlassung soll 20 Jahre alt sein , Prschewalskij erwähnt sie jedoch nicht. Nur einige von den von Prschewalskij erwähnten Niederlassungen sind noch jetzt bewohnt; auch diese Thatsache beweist die grofsen hydrographischen Veränderungen, die bier in kurzer Zeit vorgegangen sind.

Tiger und Wildschweine kommen bier vor. Vorherrschender Wind ist östlich und am kräftigsten im Frühling ; westlicher Wind tritt nur zeitweise auf, ist aber viel schwächer und oft unterbrochen. Regen fällt im Frühling und Sommer, und die Regenwolken kommen entweder von Süden oder Westen.

Schon in Tjeggelik-uj batten uns die Lopliks erzählt, dafs der Kara-buran seit fünf Jahren trocken sei. Ich schlofs daraus , dafs die kleinen Seen , welche wir eben passiert