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0122 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 122 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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110   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Dafs ein Flufs mit nicht gröfserer Wassermenge als der Tarim, der über beinahe vollkommen ebenen Boden fliefst, Tiefen von 9 m aufweisen kann, erscheint seltsam. Vielleicht stehen diese fast abnormen Tiefen in irgend einer Beziehung zu den östlichen Stürmen, und vielleicht verleiht die doppelseitige Bewegung dem Wasser eine gesteigerte Erosionskraft. Der nord südlich gerichtete Teil des unteren Tarim kann jedenfalls nirgends solche Tiefen aufweisen; zwischen Schirge - tjappgan und Tjeggelik-uj war die Maximaltiefe 3,10 m, also nur ein Drittel der Maximaltiefe des westöstlich gerichteten Flufsabschnittes.

Am 21. April machte ich im Kanoe einen Ausflug von Abdal nach Kum-tjappgan; von wichtigeren Punkten an diesem Teil des Laufes sind zu erwähnen : eine kleine Insel oder „aral" und ein Masar mit den Gräbern der Grossväter des Beks. Nur von der Abdal - Gegend ab hatten wir überhaupt Inseln im Flufsbette gesehen ; auf der Strecke von Schirge-tjappgan bis Tjeggelik-uj batten wir keine gesehen, obgleich wohl solche wenigstens zeitweise auch hier wegen der Umgestaltung des Bettes sich bilden können. In der Gegend Jangi-uj gab es jetzt ein paar ganz zufällig aufgeführte Kamischhütten, bei denen einige Hirten mit ihren Schafherden sich aufhielten. Je weiter unterhalb, um so beträchtlicher werden immer die Tiefen ; so hier 5,03 und 8,79 m, wobei die Strombewegung des Wassers kaum sichtbar ist. Eski-akin ist ein an der rechten Seite gelegener, jetzt trockener alter Arm. Der Flufs wird merklich schmäler. An einer ziemlich grofsen Insel war der rechte Flufsarm am stärksten. Wenig unterhalb dieser Insel haben wir rechts einen „agis" oder Mund , durch welchen ungefähr 2 cbm Wasser in der Sekunde sehr lebendig und schäumend nach den Abdal-Seen strömt; diese lebendige und reichliche Strömung ist zuerst auffallend, steht aber natürlich vor allen Dingen mit dem Steigen und Fallen des Flusses in Verbindung, und dann gehören beträchtliche Wassermassen dazu, um an den Seiten des Flusses die Niederungen mit Wasser zu füllen, in denen übrigens die Verdunstung und das Einsickern in den Boden mit dem Zuflufs wohl ungefähr gleichen Schritt halten. Man sollte vermuten, dafs diese trüben Wassermassen, die ununterbrochen in die seichten Seebecken hineinströmen, dort mit der Zeit so viel Schlamm ablagern würden, dafs sie bald ausgefüllt werden könnten. Dies findet wohl auch wirklich statt, und diese kleinen Seen sind zweifellos ganz ephemere Erscheinungen, die ebenso vielen Veränderungen unterworfen sind, wie sonst die hydrographischen Verhältnisse des Lop - Gebietes. Dazu kommt noch , dafs, wie sich die Einheimischen ausdrücken, „der Flufs auf einer Erhöhung des Bodens fliefst". In der That strömt er von Tjeggelik-uj wie in einer über die Umgebungen erhöhten Rinne, indem er selbst allmählich seine Uferwälle aufbaut, zu deren Befestigung auch der Kamisch beiträgt. Infolgedessen liegt in der Hochwasserperiode der Wasserspiegel ein klein wenig höher, als die umgebenden Niederungen ; bier und da schafft sich aber das Hochwasser an schwachen Punkten der Uferwälle Kanäle, durch welche es die Niederungen überschwemmt. Im Sommer, wenn das Wasser am niedrigsten ist, geht ein Teil des Lagunenwassers zuerst in den Flufs zurück, das übrige wird isoliert, verdunstet schnell und wird salzig,

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Aufserhalb des obenerwähnten „agis" hatte der Flufs eine Tiefe von 7,98m. Zwischen zwei kleinen Inseln passieren wir wieder eine Hirtenniederlassung „Kutjuk•attam" mit Kamischhütte. Die „scharpangs" oder kleinen Uferlagunen werden dann immer zahlreicher und rauhen dem Flufs viel Wasser; die Lagunen, in denen Schilf wächst, werden „jangal-köll" oder „kamuschluk-köll" genannt. Etwas weiter unterhalb wurden die Tiefen 8,05 und 6,42 m

gepeilt.

In der Niederlassung Kum-tjappgan am linken Ufer wohnten jetzt 7 Familien. Das Dorf liegt am Südfufs einiger bis 10 m hoher Sanddünen, welche es gegen N schützen und von welchen man einen guten Überblick über die nächsten Sümpfe bekommt Kum-

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