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0060 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 60 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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48   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Strecke konnten wir dein Flusse folgen ; der hier freilich schmale Waldgürtel wurde undurchdringlich, und wir mufsten aufserhalb desselben gehen. Der versiegende Flufs streckt sich im verzweifelten Kampfe gegen den Sand wie ein Fühler in wilden Mäandern ängstlich und schüchtern gegen NNO aus. Wir kamen aber bald wieder in ein trockenes Bett hinein , wo Kamisch und Tamarisken sehr allgemein waren , und wo ein paar gefrorene

Tümpel standen. Der Wald folgt jetzt nur dem wasserführenden Bett, nur hier und da stehen vereinzelte Pappeln an den Seiten desselben. Die Gegend am trockenen Bett wird Asis - Akhun - tallik genannt. In der Gegend Schirpang erreichten wir wieder den Flufs, dessen enges Bett hier tief eingeschnitten war; sein rechtes Ufer bildete eine senkrechte, 3 m hohe Stufe, das linke fiel sanft zu der tieferen Rinne hinab. Es ist eigentümlich, dafs der Flufs in seinem unteren Teil ein schärfer ausgeprägtes Bett haben kann, als weiter oben, wo doch die Stromschnelligkeit, die Wassermenge und damit auch die Erosionskraft gröfser sein müssen. Ich kann dieses Phänomen nicht erklären, fand es aber später wiederholt, so beim Intjike-darja, Kontje-darja, Ilek und Tarim.

Am Lagerplatz hatte der Flufs eine Breite von 5 m , wechselte aber sehr ; die gröfste

Tiefe des Wassers war 0,3 m, die Stromgeschwindigkeit kaum 1 m , und die Wassermenge betrug weniger als 1 cbm in der Sekunde. Dieses kleine Rinnsal stellte auf dieser Breite den ganzen Rest des Kerija - darja dar ; das Wasser war nicht gefroren , nur an den Ufern hatten sich ganz kleine Eisschollen gebildet. Die Thatsache, dafs sich bei der doch immer herrschenden Kälte noch keine Eisdecke hier gebildet hatte, schien für die Richtigkeit der Behauptung der Hirten von Katak zu sprechen , wenn sie sagten , die bei Katak vorhandene bedeutende Wassermenge sei erst vor kurzer Zeit von oben hergeströmt; hier bei Schirpang war es vielleicht nur wenige Tage alt, und eine dicke, allmählich wachsende Eisdecke hatte sich deshalb im Bett noch nicht bilden können. Der Wald bildete hier einen schmalen Gürtel an jedem Ufer, das Terrain bestand aus schwach bewachsenen niedrigen Dünen , zwischen welchen der Flufs sich in kurzen , scharfen Krümmungen windet. Nach Osten war die Landschaft offen und öde ; der hohe, jedoch noch immer schwach bewachsene Sand erhöhte sich in der Nähe; nach dieser Richtung waren noch besonders Tamarisken allgemein.

Von Schirpang nach K o s c h l a s e h. Während der Nacht wurde das Wasser

mit einer dünnen Eisschicht bedeckt, unter welcher das Rinnsal immer fort sich bewegt. Der Wald in der Gegend Pitganlik ist licht und sporadisch. Die Tamarisken sind allgemein , sonst wird die Landschaft immer mehr und mehr öde. Hier sahen wir die ersten wilden Kamele , und ihre Spuren wurden nach ein paar Tagereisen unglaublich zahlreich. An einem Punkt , wo die Sanddünen steil gegen das Bett abfallen, kreuzten wir den

Flufs, und wenig weiter nördlich erreichten wir sein Ende.   Die Eisscheibe erstreckt
sich hier wie eine immer schmäler werdende Zunge , endlich diinn wie Papier, durch das Bett und ruht unmittelbar auf dem Sande des Bodens, der das letzte Wasser verbraucht hat. Das Bett war auch eine Strecke weiter feucht, und es gehören nur einige klare Sonnenscheintage dazu, um das Eis zu schmelzen, worauf der versiegende Flufs sich gewifs eine nicht unbedeutende Strecke weiter nördlich bewegen kann.

Wir hatten jetzt den Vorteil, im Bett selbst fortgehen zu können , wo der Boden

eben und hart war. Hier und da waren aber die Krümmungen so scharf, dafs wir lieber halbinselförmige Waldstrecken kreuzten. Wie im Bette des Khotan-darja finden wir auch hier an beiden Ufern von Wasserwirbeln ausgehöhlte Vertiefungen, an denen das Sommerhochwasser vorbeigeströmt ist ; hier liegen Treibholz und Pappelstämme zur Hälfte im Sand eingebettet. Zurückgebliebene Wasseransammlungen gab es aber nirgends, obgleich die Tiefe des Bettes unter der Oberfläche des Bodens oft 4 m betrug.

Das Sommerbett hatte noch eine Breite von 40 m. Jetzt wird wieder der Wald mit einemmal dichter und steht wie dunkle Wände an beiden Ufern. Es sind prachtvolle alte